„Chloe Kelly“ fotografiert von Marc Aspland.

DIE AUSSTELLUNG „WORLD UNSEEN“

„Chloe Kelly“ von Marc Aspland

Der Sportfotograf Marc Aspland hält den entscheidenden Moment der „Lionesses“ in Wembley fest.

Jeder sollte die Möglichkeit haben, die Kraft eindrucksvoller Fotografie zu erleben – auch und vor allem Menschen, die nicht sehen können oder nur über ein eingeschränktes Sehvermögen verfügen. Dies ist Marc Asplands Foto von dem Moment, in dem Chloe Kelly den Fußball für immer veränderte. Nachfolgend können Sie die Bildbeschreibung anhören oder lesen.

Hören Sie sich an, wie Marc Aspland sein eigenes Bild beschreibt.

„Chloe Kelly“ fotografiert von Marc Aspland.

In der Mitte dieses Fotos sieht man die englische Fußballspielerin Chloe Kelly im Strafraum – etwa drei Meter vor dem Tor. Die ganz in Weiß gekleidete Spielerin lehnt sich zurück, ihr blonder Pferdeschwanz fliegt durch die Luft und sie schießt den Ball mit dem rechten Fuß ins Tor.

In diesem Moment, der während des Endspiels der UEFA-Frauen-Europameisterschaft 2022 aufgenommen wurde, passiert eine Menge. Links von Chloe Kelly schaut ihre Teamkollegin Lucy Bronze hoffnungsvoll auf den Ball. Rechts neben dem Ball steht eine deutsche Verteidigerin vor dem Tor und versucht verzweifelt, die Situation für ihr Team zu entschärfen. Im Hintergrund sind die Fans auf den Zuschauertribünen zu erkennen – 87.192 Zuschauer:innen waren ein Rekord für ein Frauen-Länderspiel. Die Fans stehen in ihrer rot-weißen Kleidung voller Erwartung auf den Rängen.

Dieses Bild hält den Bruchteil einer Sekunde fest, bevor der Ball ins Netz geht. Aber es ist nicht nur ein Foto von einem Treffer. Es symbolisiert so viel mehr. Es zeigt einen ganz entscheidenden Moment. Einen Moment, der weit über das Wembley Stadion hinaus geht. Es ist der Moment, der den Bann gebrochen und den Frauensport für immer verändert hat.

Dieses Bild hält den Bruchteil einer Sekunde fest, bevor der Ball ins Netz geht. Aber es ist nicht nur ein Foto von einem Treffer. Es symbolisiert so viel mehr. Es ist ein entscheidender Moment.“

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ORIGINAL

Mein Name ist Marc Aspland. Ich bin der leitende Sportfotograf von The Times & Sunday Times. Dieses Foto von Chloe Kelly habe ich im Juli 2022 aufgenommen. Wenige Minuten später konnte die Mannschaft den Gewinn einer großen Trophäe für ihr Land feiern. Das Bild hat eine Revolution im Frauen- und Mädchensport des ganzen Landes ausgelöst.

Solche Fotos lassen mich an Henri Cartier-Bresson denken, der als Vater des modernen Fotojournalismus gilt. Sein 1952 veröffentlichtes Buch trug den Titel "Images a la Sauvette" (Der entscheidende Moment). Allein dieser Titel hat Generationen von Fotograf:innen nachhaltig beeinflusst – mich eingeschlossen.

Dieser entscheidende Moment spielt in fast jedem Genre der Fotografie eine bedeutende Rolle. Das geht vom berühmten Landschaftsfotografen Ansel Adams, über Moonrise Hernandez bis hin zu Neil Liefers ikonischem Bild, das Muhammad Ali zeigt, wie er den gefallenen Sonny Liston verspottet und ruft: „Steh auf und kämpfe, du Schwächling“.

Mein Sportredakteur erwartet jeden Tag von mir, dass ich genau diesen einen Moment festhalte, der die ganze Geschichte eines Sportereignisses erzählt. Natürlich möchte er, dass ich die Siegertore und die wichtigsten Situationen des Spiels festhalte. Er verlangt aber auch, dass ich die 90 Spielminuten in einem einzigen Bild einfange – indem ich den entscheidenden Moment festhalte, der meiner Meinung nach ein ganzes Spiel perfekt widerspiegelt. Oder sogar ein ganzes Turnier.

Henri Cartier-Bresson wollte nur ein stiller Beobachter der Welt um ihn herum sein. Mit unseren spiegellosen Canon EOS R3 Kameras fotografieren wir sogar geräuschlos. Die Fortschritte in der modernen Kameratechnologie könnten nicht weiter entfernt sein von den 35mm-Schwarz-Weiß-Fotos einer Spiegelreflexkamera der Cartier-Bresson-Tage. Auch wenn unsere Technologien Welten voneinander entfernt sind, bleibt unser Ziel dasselbe: den entscheidenden Moment einzufangen.

Hinter der Aufnahme.
Marc Aspland nahm dieses beeindruckende Bild im Wembley-Stadion im Jahr 2022 mit seiner Canon EOS R3 auf.

Die Sportfotografie ist der Inbegriff eines Bildes, das mehr sagt als tausend Worte. Meine schreibenden Kolleg:innen bei der Times können sich die Wiederholungen ansehen und ihre Texte lange vor dem Abgabetermin verfassen und schön schreiben. In der Fotografie hat man jedoch nur eine 1/2.000 Sekunde Zeit, um diesen Moment festzuhalten, der das Sportereignis ausmacht. Ein Wimpernschlag dauert im Vergleich 1/10 Sekunde.

In der Sportfotografie gibt es keine Möglichkeit zur Wiederholung. Wenn man einen wichtigen Moment verpasst, ist er für immer verloren. Das Festhalten dieser entscheidenden Momente definiert auch unsere Fotografie.

Wenn man sich die Arbeiten der besten Fotograf:innen anschaut, kann man oft feststellen, dass das richtige Timing dafür gesorgt hat, den entscheidenden Moment perfekt einzufangen. Ob es das flüchtige Lächeln der Braut zu ihrem frischgebackenen Ehemann ist, die Wolkenformation in der Morgendämmerung über einer weiten Landschaft, ein Raubvogel, der seine nächste Mahlzeit erspäht, oder der Schwung eines Models auf dem Laufsteg – das alles können solche entscheidenden Momente sein.

Mit der Fotografie können wir einen Moment der Geschichte ganz persönlich und zeitlos für immer einfrieren. Wir alle haben Fotos von unseren Kindern, die sie zeigen, als sie noch klein waren. Sie können uns sofort in eine bestimmte Zeit und an einen bestimmten Ort zurückversetzen. Auch das sind solche entscheidenden Momente.

Das führt mich zu diesem lauen Sommernachmittag am 31. Juli 2022, als das Finale der UEFA-Frauen-Europameisterschaft zwischen England und Deutschland in Wembley stattfand.

Die „Lionesses“ trafen auf den achtmaligen Sieger Deutschland, was zu einem Wendepunkt für den Frauensport werden sollte. Nach dem Ausgleichstreffer der Deutschen in der 79. Minute ging das Spiel in die Verlängerung, in der dann das von allen englischen Fans gefürchtete Wort „Strafstoß“ fiel.

Die Atmosphäre und die Emotionen kochten unter der Rekordzahl an Fans auf den Tribünen hoch. In der 110. Minute ließ Chloe Kelly mit ihrem ersten internationalen Turniertor 56 Jahre Schmerz vergessen und holte den Titel nach Hause.

Auch die Berührung mit der Zehenspitze kann ein entscheidender Moment sein. Man sieht, wie Chloe Kelly jede Sehne ihres rechten Beins streckt, um den Ball über die Linie zu stoßen und damit das Turnier auf heimischem Boden zu gewinnen und den Fußball für immer zu verändern.

In der 110. Minute ließ Kelly mit ihrem ersten internationalen Turniertor 56 Jahre Schmerz vergessen und brachte erstmals den Titel nach Hause.“

Ich habe keine Ahnung, über wie viele Fußballspiele ich im Laufe meiner Karriere berichtet habe – die Torbilder sehen oft sehr ähnlich aus.

Eigentlich bin ich kein großer Fan von klassischen „Person-kickt-Ball“-Fotos. Diese Bilder erzählen aber oft in einem einzigen Augenblick die ganze Geschichte von Siegern und Besiegten. Ich habe zu Hause nur ein einziges Fußballbild an der Wand aufgehängt. Es ist das klassische Bild, als Geoff Hurst seinen Hattrick in der Verlängerung mit einem donnernden Linksschuss vollendete und damit Englands denkwürdigen Sieg 1966 gegen Westdeutschland besiegelte. Ein klassischer „entscheidender Moment“.

Eine weitere Aufnahme stammt aus dem Archiv von The Times und ist aus dem Jahr 1954. Es zeigt Roger Bannister, wie er mit der Brust das Band berührt, nachdem er die Meile erstmals unter vier Minuten gelaufen ist. Aufgenommen hat es der Fotograf William Horton, der in der Mitte der Aschenbahn stand und eine 5 x 4" Glasplattenkamera benutzte. Es definiert einen Moment der Geschichte, der zur Ikone geworden ist.

Ich würde nicht im Traum daran denken, meine Arbeit in eine Reihe mit der von Cartier-Bresson zu stellen. Dieser Zehenkick von Chloe Kelly wurde jedoch zu einem entscheidenden Moment, einer 1.600stel Sekunde, die alles veränderte und den Frauensport für eine ganze Nation revolutionierte.

Dieser Moment ist nicht einfach nur ein Sieg. Das Bild zeigt einen Triumph. Für Chloe Kelly, für ihre Teamkolleginnen, für England und für Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt.

Erfahren Sie mehr über Canon-Ambassador Marc Aspland.

DRUCK DER „WORLD UNSEEN“.
Um das Projekt „World Unseen“ zu ermöglichen, haben wir die Braille-Beschriftung und die beeindruckenden Bilder mit der Canon PRISMAelevate XL-Software und einem Drucksystem der Arizona-Serie als Relief gedruckt. Im Folgenden erfahren Sie mehr über diese innovativen Produkte:

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