Robben beim CT-Scan

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Eine Robbe schwimmt in ruhigem Wasser und nur ihr Kopf schaut aus dem hellblauen Wasser heraus.

Haben Sie schon einmal eine Robbe in einer Tierarztpraxis gesehen? Nein? Wir bisher auch nicht. Aber wie viele andere Tiere auch, brauchen Robben manchmal medizinische Hilfe. Bei A-Seal, einem Rettungszentrum in Stellendam, Niederlande, ist die Pflege und Rehabilitation kranker oder verletzter Robben leider an der Tagesordnung. Die Organisation rettet diese Tiere an der niederländischen Küste. Viele davon sind Jungtiere, die von ihren Müttern getrennt wurden. Sie werden von einem Expert:innenteam liebevoll aufgepäppelt, bis sie wieder in die freie Wildbahn entlassen werden, wo sie hingehören.

Tierärzt:innen stehen jedoch bei der Untersuchung wild lebender Robben vor einer Reihe von Herausforderungen. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, sind sie in der Regel nicht die kooperativsten Patient:innen! Aber es gibt noch andere Probleme, die ihre Untersuchung erschweren. Sie sind nicht nur kräftig gebaut, sondern ihre natürliche Speckschicht erschwert die Beurteilung von Wirbelsäule, Gliedmaßen oder Gelenken. Und die Diagnose von Ohrproblemen ist besonders schwer, weil ihr Gehörgang extrem eng ist. Manchmal setzen Rehabilitationszentren Röntgenstrahlen ein, um Knochen und Organe wie die Lunge zu untersuchen. Für viele Robben ist ein CT-Scan ein schnelles und nicht-invasives Mittel, um detailliertere Informationen zu erhalten.

Eine Robbe schaut mit großen, neugierigen Augen aus einem Weidenkorb hervor.
Eine Robbe liegt auf dem Untersuchungsschlitten in einem CT-Gerät. Sie ist an einen Atemschlauch angeschlossen und scheint betäubt zu sein.

Vorbereitung der Robben für den CT-Scan

Nehmen wir zum Beispiel Vincent und Elvis. Diese fantastischen Robben wurden gerettet und bekamen natürlich einen Namen. Bei der eingehenden Untersuchung kamen zwei sehr unterschiedliche Befunde heraus. So hat das Ärzteteam aus Dr. Machteld Geut, Dr. Gert ter Haar und Dr. Susanne A.E.B. Boroffka entschieden, dass ihr CT-Scanner von Canon Medical das ideale Mittel war, um die weiterführende Untersuchung auszuführen. Das würde natürlich voraussetzen, dass Vincent und Elvis für die Dauer der Aktion betäubt werden, was an sich schon nicht ganz einfach ist. Robben können sich auf bemerkenswerte Art körperlich anpassen. Mit der so genannten „Tauchreaktion“ überleben sie selbst lange und tiefe Tauchgänge. Sie hilft ihrem Körper, Sauerstoff zu sparen, den Blutfluss zu regulieren und den extremen Druck in der Tiefsee zu ertragen, indem es die Herzfrequenz verlangsamt, die Blutgefäße verengt und das Lungenvolumen reduziert. Unter Narkose oder während der Behandlung kann ihr ohnehin niedriger Sauerstoffgehalt jedoch schnell zu einer Hypoxämie – einem stark verminderten Sauerstoffgehalt im Blut – oder sogar zu einem Herzstillstand führen.

Die auf Meeressäugetiere spezialisierte Arztin Geraldine Lacave entwickelte aber für solche Fälle eine spezielle Narkose, die sowohl bei Vincent als auch bei Elvis für die Untersuchung eingesetzt wurde. Nach der Narkose wurden sie intubiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Dann kamen sie in den CT-Raum und wurden für die Untersuchung in Bauchlage auf dem CT-Tisch positioniert. Beide Robben wurden dreimal gescannt, wobei beim zweiten Scan ein Kontrastmittel verwendet wurde, das den Tierärzt:innen ein deutlicheres Bild des Robbenkörpers zeigte.

Eine Robbe liegt umgeben von Tierärzt:innen auf dem Bauch auf einem Untersuchungstisch.
Die betäubte Robbe wird von einer Tierärztin für den CT-Scan vorbereitet.

Eine böse Ohrenentzündung

Natürlich haben Robben ganz andere Ohren als wir. Sie haben nur eine kleine Öffnung, die sich unter Wasser ganz schließt. Vincents „Ohr“ produzierte einen chronischen Ausfluss. Es war also wichtig, alle Aspekte seines Gehörgangs, Mittel- und Innenohrs zu untersuchen. Eine umfassende CT-Untersuchung bestätigte, dass er tatsächlich an einer Ohrenentzündung litt. Mehrere Behandlungsrunden konnten das Problem allerdings nicht lösen. Die Tierärzt:innen berieten über das weitere Vorgehen, und beschlossen, ihn zu operieren. Glücklicherweise erholte sich Vincent gut davon und wurde zu „A-Seal“ zurückgebracht. Hier verbrachte er einige Tage lang an Land, bevor er in ein Salzwasserbecken entlassen wurde.

Auf der Suche nach dem Ursprung

Elvis bewegte sich ungewöhnlich, was den Verdacht aufkommen ließ, dass er Schmerzen im Beckenbereich haben könnte. In diesem Fall war es wichtig, Brüche oder Verrenkungen auszuschließen, etwa im Bereich der Wirbelsäule oder des Beckens. Nach der Narkose und der CT-Untersuchung konnten jedoch keine Anzeichen von Brüchen oder Verrenkungen festgestellt werden. Das half den Tierärzt:innen, bei der Suche nach der Diagnose bestimmte Krankheiten auszuschließen.

Das linke Bild zeigt den CT-Scan des verstopften Gehörgangs in der Weichteilfilter-Rekonstruktion. Das rechte Bild zeigt den Scan der mit Flüssigkeit gefüllten Blase im Knochenfilter.

Schnell bei Null anfangen

Während Vincent und Elvis sehr unterschiedliche Symptome aufwiesen, hatten sie medizinisch gesehen eine große Gemeinsamkeit: das völlige Fehlen einer medizinischen Vorgeschichte. Bei Haustieren wie Katzen und Hunden gibt es meist Aufzeichnungen über frühere Probleme und Behandlungen. Außerdem sind sie an den Umgang mit Menschen gewöhnt, so dass der Diagnoseprozess etwas schneller verläuft.

Hinzu kommt, dass die Bedingungen, denen Tiere in freier Wildbahn ausgesetzt sind, sehr spezifisch sein können – sogar bei verschiedenen Arten und je nach ihrer Physiologie und ihrem Lebensraum. Auch wenn die Rettung von Wildtieren natürlich eine Reihe von Herausforderungen mit sich bringt, bevor Diagnose und Behandlung überhaupt beginnen können, ist die größte Hürde das Vorhandensein der nötigen Ressource. In Szenarien wie dem von Vincent und Elvis liegt der Schwerpunkt auf der Qualität der Pflege, und dass gleich beim beim ersten Mal die richtige Diagnose gestellt wird. CT-Scans spielen also zweifellos eine wichtige Rolle für die Gesundheit so vieler geretteter Tiere.

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