Es ist oft schwierig einen Stil zu finden, der aus der Masse heraussticht. Einen Stil, der das Motiv aus einer ganz neuen Perspektive zeigt. Unmöglich ist es jedoch nicht. Mit der Zeit und durch Erfahrung können auch professionelle Fotografen neue Ansätze für ihre Arbeit finden.
Michel d'Oultremont begann mit dem Fotografieren in Belgien auf dem Land, als er gerade einmal 13 Jahre alt war. Danach baute er sich eine Karriere auf der ganzen Welt auf. Im Laufe der Jahre hat er eine Vielzahl von Preisen gewonnen, unter anderem auch den begehrten Wildlife Photographer of the Year – Rising Star Award im Jahr 2018.
Dafna Tal ist eine Künstlerin, die in mehreren Disziplinen tätig ist. Sie hat in den Bereichen Theater, Skulpturen und Malerei gearbeitet und ihre Berufung schlussendlich als Unterwasserfotografin gefunden. Ihre Arbeiten wurden international auch im Casula Powerhouse Arts Centre in Sydney, Australien, ausgestellt.
Clement Kiragu ist ein Umweltschützer aus Kenia, der Arbeiten geschaffen hat, die unter anderem in der Financial Times und National Geographic veröffentlicht wurden. 2017 wurde er als „Africa's Photographer of the Year“ ausgezeichnet.
Hier sprechen alle drei Canon Botschafter über einige der Denkweisen, Techniken und Ausrüstungen, die es ihnen ermöglicht haben, sich fotografisch hervorzutun und ihr Genre aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
NATUR
Konventionen hinterfragen: Neue Perspektiven für Tier- und Naturfotografie
Dafna Tal: Unterwasser ein Studio bei Nacht schaffen
„Ich habe kommerziell als Porträt- und Landschaftsfotografin gearbeitet. Dabei habe ich gelernt, wie das Licht aussieht, wenn es auf ein Motiv fällt, und das für beinahe jeden möglichen Winkel“, erklärt Tal.
Durch dieses Grundwissen in Sachen Fotografie verfügte Tal über die Fähigkeiten und das Wissen, eine Art Studio zu schaffen und Tiere im Dunkel des Meeres zu fotografieren. Bei der Suche nach einem Stil und einer Perspektive, die Anklang finden, geht es ihr vor allem darum, sich selbst gegenüber als kreative Person ehrlich zu sein. „Du muss herausfinden, was dir selbst gefällt, und dich davon leiten lassen. Beim künstlerischen Ausdruck geht es nämlich vor allem darum, dass Künstler sich selbst treu bleiben und offen sind“, erklärt sie.
Für Tal bedeutet das, dass sie sich ihr technisches Wissen über Licht und ihre Fähigkeiten als gelernte Taucherin zu Nutzen machte, um ungewöhnliche Meeresbewohner im Dunkel der Nacht zu fotografieren. „Manchmal kommt es einem so vor, als wäre man im All. Im Wasser schwimmen Teilchen umher, und man bemerkt all diese besonderen Tiere, die man bei Tag vielleicht nicht sehen würde“, sagt sie. „Zu diesem Zeitpunkt kannst du die Belichtung auch ganz stark steuern. Du kannst das leuchtenden Tier vom schwarzen Hintergrund abheben.“
Für diesen Aufnahmestil benötigt man nicht nur ganz besondere Fähigkeiten, man muss auch einige Dinge berücksichtigen. Ihr Motiv ist nicht das einzige, das sich bewegt. Auch Tal bewegt sich die ganze Zeit. „Mit der Canon EOS R5 kann ich in beinahe jeder Situation Fotos machen. Die AF-Verfolgung von Gesichtern und Tieren ist sehr ausgeklügelt. Damit kannst du komplexere Szenen als je zuvor meistern“, sagt sie. „Sie ist von entscheidender Bedeutung, wenn sich sowohl der Fotograf als auch das Tier ständig bewegen.“
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Um diese Aufnahmen machen zu können, nutzt Tal ihre EOS R5 mit einem Blitz, einem Canon RF 15-35MM F2.8L IS USM, einem RF 24-70MM F2.8L IS und einem RF 100mm F2.8L MACRO IS USM Objektiv sowie einem Unterwassergehäuse.
Clement Kiragu: Von unten nach oben fotografieren
„Menschen machen Fotos immer vom Dach eines Safari-Fahrzeugs aus. Fotografierst du jedoch einen Löwen, möchtest du dem Betrachter dessen majestätisches Erscheinen vermitteln. Begib dich also etwas weiter nach unten, um eine realistischere Perspektive zu erzielen“, sagt Kiragu, der seine enorme Erfahrung nutzt, um im Naturschutzgebiet Masai Mara in Kenia Tiere auf ehrliche und provokative Weise zu fotografieren. Dabei stört er die Tiere so wenig wie möglich. „Wenn du Großkatzen fotografierst, musst du Abstand halten, ein langes Objektiv nutzen und geduldig sein“, erklärt er. „Vielleicht fangen sie sogar an, zu spielen, unternehmen etwas mit ihren Jungtieren, jagen... So erhältst du Fotos des natürlichen Verhaltens.“
Lange Zeit setzte Kiragu die Canon EOS-1D X Mark III ein. Nun hat er sich auf eine neue kreative Reise begeben, die nur dank der Funktionen der Canon EOS R5 möglich wurde. Mit der Augenerkennung des EOS iTR AFX-Systems hat Kiragu damit begonnen, Aufnahmen aus einem besonders niedrigen Blickwinkel zu machen. In vielen der Aufnahmen passiert etwas im Vordergrund. So hat der Betrachter das Gefühl, als wäre er ein kleines Beutetier, das die Szene aus der Ferne beobachtet.
„Ich habe ein Foto (oben), bei dem Gras durch die Gegend geweht wird. Dennoch hat die Canon EOS R5 die Augen des Löwen erkannt. Das hat mich wirklich umgehauen! Mit früheren Kameramodellen wäre das praktisch unmöglich gewesen“, meint Kiragu. „Ich glaube, damit möchte ich mich noch genauer befassen.“
Der Erfolg von Kiragus genau geplanten Fotos ist teils auf seine Geduld und teils auf die von ihm gewählte Ausrüstung zurückzuführen. „Deshalb liebe ich die Kombination aus dem Canon RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM und dem Canon Extender RF 1.4x“, sagt er. „Damit habe ich genug Abstand, um Fotos zu machen, ohne dass ich die Tiere störe.
„Meine Aufnahmen sind eher künstlerisch als dokumentarisch. So werden die Bilder kunstvoller und cleverer. Ich möchte, dass sich Menschen für die Tiere interessieren und sich vielleicht im Kampf engagieren.“
Michel d'Oultremont: Das große Ganze erkennen
„Mir ist es wichtig, die Umgebung zu zeigen. Ich mag keine Bilder, auf denen die Tiere ganz klar zu sehen sind“, meint d'Oultremont. „Mir gefällt es, wenn sich inmitten einer wunderschönen Umgebung etwas Lebendiges befindet. Ich versuche immer, meine Bilder an einem malerischen Ort aufzunehmen.“
D'Oultremont hat eine erstaunliche Möglichkeit entdeckt, um einem Ort die Dominanz zu nehmen. In einigen Bildern sind die Tiere kleine, aber dennoch klar erkennbare Elemente der Umgebung. Andere Bilder belichtet er über, um die Tiere zu isolieren – und sie so als kleines Teil eines größeren Puzzles zu begreifen. „Das Tier kam vor mir ins Bild gelaufen, und es ist das Tier, das letzten Endes seine Position im Bild festlegt“, meint d'Oultremont.
Um solche Bilder fotografieren zu können, verwendet d'Oultremont eine Canon EOS R5 zusammen mit einem Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS II USM, einem Canon EF 400mm f/2.8L IS II USM und einem Canon EF 600mm f/4L IS II USM Objektiv, die er mithilfe eines EOS R Mount Adapters anbringt (früher verwendete er nämlich eine Canon EOS 5D Mark IV und eine Canon EOS 5DS R).
„Die EOS R5 hilft mir wirklich sehr. Der geräuschlose Modus eignet sich wirklich hervorragend für diese Art der Fotografie“, so d'Oultremont. „Ich verwende immer eine weit offene Blende. So kann ich mein Motiv hervorheben. Ich verwende eine Mehrfeldmessung und steuere die Belichtung über die Lichtwerte. Tatsächlich bin ich kein großer Techniker. Ich nutze viele automatische Einstellungen, damit ich mich voll und ganz auf die wilden Begegnungen mit den Tieren konzentrieren kann.“
Die beste Ausrüstung für die Wildlife-Fotografie
Clement Kiragu: Bewegungen meistern
Mit seinem künstlerischen Ansatz setzt Kiragu nicht wie herkömmlich auf Schärfe und Klarheit, sondern nutzt Bewegungsunschärfen, um Bewegungen festzuhalten. Für Kiragu ist dies jedoch mehr als nur eine künstlerische Note. „Ich verwende Bewegungsunschärfen für Tiere, die Menschen weniger interessant finden. Tiere wie Zebras und Gnus. Mit dieser Technik lenke ich die Aufmerksamkeit auf diese Tiere“, sagt er.
Solche Aufnahmen gelingen nicht so leicht, aber wenn man es richtig macht, so Clement, dann lohnt es sich. Kiragu hat mittlerweile seine Vorgehensweise gefunden, um diesen magischen Moment zu erzielen. „Ich verwende die Canon EOS R5 meistens zusammen mit dem Canon RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM“, erklärt er. „Ich stelle den ISO-Wert immer auf 100, setze die Verschlusszeit auf 1:25 herunter und passe dann die Blende an. Man muss also etwas mit den Einstellungen herumexperimentieren. Passen sie? Sie passen wunderbar.“
Mehr über die Technik, die hinter der Wildlife-Fotografie steckt, erfährst du in dieser Episode des Canon Podcasts „Shutter Stories“:
Dafna Tal: Schönheit in der Natur entdecken
Obwohl Tal vor allem ungewöhnliche Tiefseetiere fotografiert, ist sie auch der Meinung, dass die Umgebung genauso schön sein kann wie die Tiere, die darin leben. Deshalb ist auch das Meer selbst ein tolles Motiv. „Mich faszinieren einfach alle Details der Natur, von den kleinsten bis hin zu den größten“, erklärt sie.
Die Taucherin begeistert sich für Natur und Fotografie. Daher ist es nicht überraschend, dass sich Tal dazu berufen fühlt, die Schönheit des Meeres zu fotografieren. In einer Reihe von kleineren, aber detailreichen Bildern (wie die obigen) gelingt es ihr, diese breite Welt auf charakteristische Weise festzuhalten.
„Ich glaube, dass du bei Wasseraufnahmen und speziell bei Unterwasseraufnahmen besonders viel mit Licht, Farben und Texturen experimentieren kannst. Die Transparenz von Wasser, Wind und Wellen sowie das sich verändernde Licht schaffen unendlich viele, wunderschöne Formen“, meint Tal. „Durch die geringe Schärfentiefe erhält das Bild mehr Tiefe, und es entsteht ein interessanter Effekt. Zudem wirkt sich die Qualität des Objektivs auf das Bokeh aus. Dabei kann ich besonders die Canon RF Objektive nicht genug anpreisen, da diese besonders schöne Texturen erzeugen.“
Tal hat festgestellt, dass bei diesen kreativen Bildern weniger Präzision und dafür mehr Experimentierfreudigkeit notwendig ist, um das gewünschte Bild zu erzielen. „Ich möchte betonen, dass es hier keine „richtigen“ Kameraeinstellungen gibt. Probiere so viele wie möglich aus. Teste verschiedene Belichtungen, versuche die Bilder unter- und überzubelichten. Nutze verschiedene Verschlusszeiten usw. Nur so findest du heraus, was am besten funktioniert und was dir gefällt“, stellt Tal fest.