Das Formen des Lichts mit improvisierten Tools und Erstellen einer farbigen Bewegungsunschärfe sind die unerwarteten Techniken, die Sportfotograf Samo Vidic für sein gestochen scharfes Action-Porträt der Sportlerin Elizabeth „Libby“ Clegg mithilfe der Synchronisierung des hinteren Verschlussvorhangs in der Kamera nutzte.
Die sehbehinderte Medaillengewinnerin bei den Paralympics tritt für Großbritannien an. Bei den Paralympics 2016 in Rio brach Sie den Weltrekord im Halbfinale des 100-m-T11-Wettkampfs, bevor sie die Goldmedaillen im 100-m-T11-Lauf und 200-m-T11-Lauf errang. Sie gewann zudem Silber im 100-m-T12-Lauf bei den Paralympics 2012 in London und 2008 in Peking sowie mehrere Medaillen bei Weltmeisterschaften und den Commonwealth Games. Für Libbys Action-Aufnahme wollte Canon Botschafter Vidic ein dynamisches Bild erzeugen, das die Geschwindigkeit eines 100-m-Sprints einfangen könnte.
Um einen ungewöhnlichen Bewegungsunschärfe-Effekt zu erreichen, bei dem Libby scharf zu sehen ist und eine bunte Spur hinter sich herzieht, nutzte Vidic eine langsame Verschlusszeit von 0,3 Sekunden und löste den Blitz am Ende der Belichtungszeit aus – eine Technik, die als Synchronisierung des hinteren Verschlussvorhangs bekannt ist. „Ohne Blitz würde man nur die Bewegungsunschärfe sehen. Also löst man am Ende der Aufnahme den Blitz aus, um den Sportler in der Bewegung einzufrieren“, erklärt Vidic.
Um das rosafarbene Leuchten im Bild zu erreichen, platzierte er ein LED-Panel mit einem rosafarbenen Filter in einem Papierkorb hinter Libby, der schräg in ihre Richtung zeigte. „Die Form des Papierkorbs konzentrierte das Licht direkt auf Libby, statt es überall zu verteilen“, erklärt er. „Dann platzierte ich zwei Lichtleisten hinter dem Startblock, einen auf jeder Seite, sowie eine Octabox mit einem Raster vor dem Motiv.“
Vidic nahm das actiongeladene Foto mit seiner zuverlässigen Canon EOS 5D Mark IV auf. „An dieser Kamera gefällt mir besonders gut, dass man ein ganzes Shooting mit Live View durchführen kann, ohne die Batterien zu wechseln“, sagt er. Libby musst ihr Durchhaltevermögen nicht auf die Probe stellen – denn sie musste für die Aufnahme nicht tatsächlich so sprinten, wie es aussieht. „Man kann anhand des Bildes nicht sagen, ob sie schnell oder langsam läuft. Daher habe ich ihr gesagt, sie solle sich entspannen. Das hat sehr gut funktioniert.“
Bei Libbys Porträt wollte Vidic die Geschichte der Sprinterin auf kreative Weise erzählen und kam auf die Idee, einen schmalen Streifen Licht über ihre Augen laufen zu lassen. Aber ohne Zugriff auf eine „Flag“ (ein Beleuchtungsgerät, das bei der Aufnahme von bewegten und Einzelbildern genutzt wird, um Licht zu blockieren) erwies sich die von ihm verwendete Methode als schwieriger als erwartet.
„Es gibt spezielle Tools, die das Licht formen und diese Effekte erzielen können. Die sind jedoch ziemlich spezialisiert, und ich konnte einfach keines rechtzeitig für das Fotoshooting auftreiben“, erklärt Vidic. „Bei Mietfirmen waren keine verfügbar, und selbst ein Anruf bei meinem Beleuchtungshersteller war erfolglos.“
Aber er hatte eine Idee. „Ich kaufte schwarze Cinefoil [eine mattschwarze Aluminiumfolie, die Licht absorbiert] und begann, mit meinem Sohn zu Hause damit zu experimentieren“, fährt er fort. „Indem ich einen schmalen Streifen in die Folie schnitt, ca. einen Zentimeter breit und fünf Zentimeter lang, und sie dann vor meinem Blitz platzierte, konnte ich das gesamte Licht bis auf einen schmalen Streifen auf dem Gesicht des Motivs begrenzen.“
Um ein Umgebungsporträt zu schaffen, das die Geschichte wirklich erzählt, platzierte Vidic Libby auf einer Laufbahn, mit ihrem Startblock und ihren Laufschuhen im Hintergrund. Er richtete einen Scheinwerfer auf den Startblock und die Schuhe, wobei er gleichzeitig sicherstellte, dass ausreichend Licht vorhanden war, um Libbys Gesicht und Körper zu definieren. Er richtete einen Studioblitz auf den Startblock und eine kleine Hintergrundbeleuchtung, um Libbys Schultern, Hals und Haare hervorzuheben. Dazu stellte er den mit der Cinefoil präparierten Blitz vor ihr auf, um ihre Augen zu beleuchten.
Ich habe eine Tethered-Verbindung für die Aufnahmen genutzt, damit die Lichtquellen Libbys Körper perfekt umrahmen konnten.
Vidic nahm Libbys Porträt mit einer Canon EOS 6D Mark II mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM-Objektiv auf und war von der Qualität der Dateien beeindruckt – selbst bei ISO 1600. „Der ISO-Wert war vor der Aufnahme auf 1600 eingerichtet, und ich habe ihn erst gar nicht geändert“, sagt er. „Ich habe eine Tethered-Verbindung für die Aufnahmen genutzt, damit die Lichtquellen Libbys Körper umrahmen konnten. Auf dem Bildschirm sahen die Bilder bei ISO 1600 wirklich gut aus.“
Er wusste zudem den dreh- und schwenkbaren Touchscreen der Kamera zu schätzen. „Der Touchscreen macht es mir viel einfacher, das Foto aus erhöhter Position umzusetzen“, sagt er. „Ich musste nur den Bildschirm neigen, und der Touchscreen funktionierte perfekt. Libby war sehr positiv überrascht von den Ergebnissen – es war ein tolles Shooting!“
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