Ist es nicht frustrierend, wenn man auf Papier nicht das erhält, was man auf dem Bildschirm sieht? Fotodruck kann mitunter wie Voodoo erscheinen, sogar mit einigen der neuesten und besten Drucker wie den Canon imagePROGRAF PRO-300 und den Canon PIXMA PRO-200.
Natürlich wird ein Bild bis zu einem gewissen Maße niemals exakt so aussehen wie auf dem Bildschirm, da ein Druck mit subtraktiven Farben reflektierend wirkt (das bedeutet, je mehr Tinte man verwendet, desto dunkler und überhaupt trüber werden die Farben). Ein Computerbildschirm hingegen ist eine übertragende Lichtquelle mit additiven Farben (je mehr man hinzufügt, desto heller und überhaupt intensiver werden die Farben). Mit einigen vorbeugenden Schritten, wie beispielsweise den Monitor zu kalibrieren und einen auf Farbmanagement basierenden Workflow anzuwenden, kannst du jedoch gängigen Problemen vorbeugen und Überraschungen minimieren. Außerdem lässt sich durch sorgfältigen Einsatz von ICC-Profilen die bestmögliche Übereinstimmung zwischen dem Bild auf dem Bildschirm und dem Druck realisieren, wodurch man Enttäuschung und Frustration vermeiden und Zeit- und Geldverschwendung vorbeugen kann.
Keith Cooper, Inhaber von Northlight Images und anerkannter Branchenexperte für alles rund um Druck, beantwortet Fragen zu ICC-Profilen: wann und wie sollte man sie einsetzen, um Präzision und optimale Qualität beim Fotodruck sicherzustellen?
ARTIKEL
Sechs Schritte zum perfekten Drucken mit ICC-Profilen
Was genau ist ein ICC-Profil?
Das International Color Consortium hat für eine Reihe von Geräten einen Industriestandard für Farbmanagement und Farbabstimmung festgelegt. „Ein ICC-Profil ist eine Art Übersetzung zwischen verschiedenen Gruppen von Farbfunktionen“, erklärt Cooper. „Jedes digitale Foto hat seine eigene Farbpalette, dargestellt durch numerische Daten. Diese Farbpalette kann über das hinausgehen, was der Monitor anzeigen kann, und wird nahezu sicher über das hinausgehen, was der Drucker auf Papier bringen kann. Ein noch größerer Faktor ist, dass der Monitor eine andere Farbpalette anzeigen kann, als es mit Drucker und Papier möglich ist. ICC-Profile leisten eine Art Übersetzung des ursprünglichen Farbsatzes im digitalen Bild zum Ziel auf dem Bildschirm oder als Druck, wobei bei letzterem verschiedene Profile für bestimmte Drucker, Tinten und Papiersorten zum Einsatz kommen. Sie bringen einen ans Ziel.“
Sind verschiedene Papiersorten besser für verschiedene Arten von Bildern?
Auf dem Markt gibt es eine vielfältige Auswahl an Arten von Fotopapier, wobei einige besser zu bestimmten Arten von Fotos passen. „Hochglanzpapier hat einen besonders hohen Dynamikumfang“, sagt Cooper, „und es kann sehr helle Weißtöne und sehr dunkle Schwarztöne reproduzieren. Der Kontrast und die Möglichkeit, sehr helle Farben darzustellen, macht es zu einer großartigen Option für lebhafte Landschaften, Urlaubsfotos und Ähnliches. Ein hochwertiges, mattes Fotopapier kann ebenfalls einen sehr hellen ‚papierweißen‘ Wert haben, es wird allerdings keine solch intensiven Schwarztöne reproduzieren können. Überhaupt gibt es eine geringere Auswahl von Helligkeitsstufen.
„Ein weiterer Faktor ist, dass einige Papiersorten ‚naturweiß‘ sind und andere ‚hellweiß‘. Letztere können optische Aufheller enthalten, in etwa wie jene in Waschmitteln, die auf ultraviolett reagieren und für extrastarke Aufhellung sorgen“, sagt er. „Neben glänzend, matt, hell und natürlich gibt es auch seidenglänzend, halbglänzend, perlglänzend sowie ein breites Sortiment von FineArt-Papier. Letztlich gibt es eine große Auswahl an Papiersorten, die für verschiedene Arten von Bildern besser geeignet sein können. Beispielsweise bin ich der Meinung, dass mattes Papier oder FineArt-Papier besonders gut geeignet ist für die Fotografie von Mauerwerk im Bereich Architektur. Jede einzelne Papiersorte benötigt ihr eigenes, spezielles ICC-Profil.“
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Warum haben verschiedene Papiersorten verschiedene ICC-Profile?
„Es geht nicht nur darum, dass glänzendes Papier einen höheren Dynamikumfang hat“, so Cooper. „Dieser Glanz beeinflusst auch die Reproduzierbarkeit von Farben, üblicherweise mit einem breiteren Farbraum, sogar mit derselben Tinte. Hochglanzpapier wird beispielsweise sehr strahlende Rot- oder Blautöne aufweisen, indem der Glanz des darunter liegenden hellen, weißen Papiers genutzt wird. Mit einem matten Papier wird der Farbraum gedämpfter. Dementsprechend sind matte Papiersorten für Farbdrucke geeigneter in Szenen mit subtileren Farben und weniger Kontrast. Das spezielle ICC-Profil für den Drucker, die Tinten und das Papier, die zum Einsatz kommen, „übersetzt“ auf jeden Fall das ursprüngliche digitale Bild so, dass es bestmöglich zu den Eigenschaften des Druckvorgangs passt.“
Wie verwende ich ICC-Profile, und welches soll ich nutzen?
Wenn man Papier eines Drittanbieters verwendet, kann es sein, dass man zuerst das passende ICC-Profil von der Webseite des Papierherstellers herunterladen muss. Es gibt klare Anweisungen und nützliche Ratschläge dazu, beispielsweise auf der Webseite von Hahnemühle.
Zur bestmöglichen Kontrolle bei Druckern von Canon empfiehlt Canon die hauseigene Software Professional Print & Layout (PPL). Sie wird immer wieder aktualisiert, sodass die Unterstützung neuerer Modelle und Funktionen gewährleistet wird. Es lohnt sich also nachzuschauen, ob man die neueste Version hat, und falls nicht, sollte man diese erst herunterladen und installieren. Man kann PPL eigenständig oder als Plug-in für das bevorzugte Bildbearbeitungsprogramm verwenden:
• Canon Digital Photo Professional (DPP): Datei > Plug-in-Drucken > Drucken mit Professional Print & Layout
• Adobe® Lightroom®: Datei > Plug-in Extras > Canon Professional Print & Layout
• Adobe® Photoshop®: Datei > Automatisieren > Canon Professional Print & Layout
• Adobe® Photoshop Elements®: Datei > Automatisierungswerkzeuge > Canon Professional Print & Layout
Wenn PPL geöffnet wird, wählt man „Drucken“, dann kann man in den allgemeinen Einstellungen Drucker, Art des Mediums, Papiersorte, Qualitätseinstellung und andere Optionen wählen. PPL hat eine integrierte Bibliothek mit ICC-Profilen für Canon Papier und wird automatisch das geeignete Profil für das Canon Papier laden, das als Medientyp ausgewählt wurde. Bei Papier eines Drittanbieters wählt man in PPL den Reiter „Farbverwaltung“ und unter „Farbmodus“ anschließend „ICC-Profil verwenden“. Danach kann das passende Profil im Pop-up-Menü für Druckerprofile ausgewählt werden. Installierte ICC-Profile werden in der Auswahlliste angezeigt. Falls sie nicht angezeigt werden, muss überprüft werden, ob PPL oder das Bildbearbeitungsprogramm vor der Installation geöffnet waren. Ein Neustart kann helfen.
Man sollte nicht vergessen, dass ein Profil immer zu einem speziellen Drucker mit einem speziellen Medium gehört. Es sollten somit beide korrekt eingestellt sein, da sonst eventuell nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt werden.
Kann ich auf einem Canon Drucker neue ICC-Profile hinzufügen?
Für Drucker wie den Canon imagePROGRAF PRO-300 und den PIXMA PRO-200 sind ICC-Profile für eine Vielzahl von Fotopapiersorten und Fine-Art-Medien von Canon sowie für Papiersorten von Drittanbietern wie Canson und Hahnemühle enthalten. Weitere ICC-Profile können von den Webseiten der Papierhersteller heruntergeladen werden. „Canon bietet für Mac und Windows auch ein Media Configuration Tool zum Download an“, sagt Cooper. „Es ermöglicht die Konfiguration von spezifischen Papiersorten hinsichtlich der Dicke des Mediums, der verwendeten Menge an Tinte, wie das Papier eingelegt werden muss und alles, was der Druckertreiber für dieses spezielle Papier benötigt. Die spezifischen Medienoptionen ermöglichen auch die Zuweisung eines ICC-Profils. Danach kann einfach das benutzerdefinierte Profil ausgewählt werden, und alles läuft automatisch.“
Meisterhafte monochrome Bilder: Druck von Landschaften in Schwarz-Weiß
Das Media Configuration Tool kann installiert werden, wenn man die Druckertreiber-Software zum ersten Mal installiert. Ansonsten kann man auf der Drucker-Support-Seite von Canon den Drucker auswählen und dann auf „Software“ klicken. Dann sucht man das Media Configuration Tool in der Liste und installiert es nach Anleitung. Das Benutzerhandbuch des Druckers enthält einen Abschnitt, in dem die Nutzung der Software erklärt wird.
Gibt es Farben, die auf dem Bildschirm angezeigt werden können, aber auf Papier schwer reproduzierbar sind?
Das kann sich, wie Cooper einräumt, als problematisch erweisen. „Jedes Gerät wird mit seinem eigenen ICC-Profil gesteuert. Letztlich gibt es jedoch Farben, die zwar angezeigt, aber nicht gedruckt werden können, sowie Farben, die gedruckt, aber nicht angezeigt werden können. Wenn man sich die Form jedes Profils als dreidimensionales Objekt denkt, dann sind die Form des Bildschirmprofils und die des Druckerprofils verschieden. Will man beide Formen verschmelzen lassen, dann werden am Ende Bits hervorstechen. Diese stellen eine Diskrepanz zwischen Farben dar, die auf einem Bildschirm angezeigt oder auf Papier gedruckt werden können. Sogar wenn man einen sehr teuren Monitor mit einem großen Farbraum kauft, gibt es noch immer Farben, die nicht dargestellt werden können. Außerdem wird es sicherlich Farben geben, die man auf dem Bildschirm sehen kann, die sich aber nicht auf Papier drucken lassen.“
Wie kann ich erkennen, ob bestimmte Farben eines Bilds nicht gut für den Druck geeignet sind, und gibt es eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen?
Laut Cooper geht es beim Farbmanagement nicht darum, die perfekte Farbe zu erhalten. „Es geht vielmehr darum, sich automatisch durch den Prozess begleiten zu lassen, der einen ans Ziel führt: auf dem Weg von der digitalen Bilddatei zum Bildschirm und letztlich zum gedruckten Bild. Wenn man beispielsweise ein Bild in Adobe Photoshop oder PPL öffnet, gibt es dort die Softproofing-Option. Damit kann man sehen, wie das Bild aussehen wird, wenn man einen bestimmten Drucker und ein bestimmtes Papier verwendet, basierend auf seinem ICC-Profil. Da Monitor und Drucker jedoch nur bestimmte Farbbereiche reproduzieren können, wird die Simulation immer nur eine Annäherung sein – auch wenn es sich mit der Verwendung eines Farbmanagement-Workflow um eine ziemlich gute Annäherung handelt.
„Eine noch präzisere Möglichkeit ist, dass Photoshop einem anzeigen kann, welche Farben für den verwendeten Drucker und das Papier außerhalb des Farbraums sind. Problemfarben können beispielsweise als Warnung in Grau oder Rot hervorgehoben werden. Allerdings stellt dies ein recht stumpfes Werkzeug dar, man kann nicht erkennen, ob die Farben nur geringfügig oder sehr weit vom Farbraum abweichen. Letztlich gibt es keinen Ersatz für Testdrucke, sodass man genau sieht, womit man es zu tun hat.“
Die leistungsfähige Musterdruck-Funktion von PPL ermöglicht die Erzeugung eines Testdrucks mit einer Reihe von Miniaturansichten des Bilds, womit verschiedene Einstellungen von Helligkeit, Kontrast und Farbbalance verglichen und eingeschätzt werden können, ohne zu viel teures Fotopapier zu verbrauchen. Dazu wählt man ganz einfach die Miniaturansicht, die am besten oder ansprechendsten aussieht, vermerkt die Referenznummer und fügt diese wieder PPL hinzu, das dann die entsprechenden Einstellungen für den finalen Druck in voller Größe übernimmt.
Kann ich meinen Drucker so einstellen, dass nicht druckbare Farben besser verarbeitet werden?
In PPL, Photoshop und anderen Programmen kann ausgewählt werden, wie mit Farben außerhalb des Farbraums verfahren werden soll, also Farben im Bild, die nicht im druckbaren Farbbereichs des Druckers liegen. Dabei werden die Einstellungen für die Farbanpassung verwendet.
Perceptual (Perzeptuell) zielt darauf ab, den allgemeinen visuellen Eindruck von Farben in einem Bild zu bewahren. Alle Farben außerhalb des Farbraums werden an die nächsten druckbaren Farben angepasst, und andere Farben werden dann gegebenenfalls angepasst, um das Verhältnis zwischen all den Farben im Bild zu erhalten. Das Problem ist, falls alle (oder nahezu alle) Farben des Bilds im Farbraum liegen, kann das Bild unnötig an Sättigung verlieren, und insbesondere gesättigte Farben können deutlich trüber wirken.
Mit Relative Colorimetric (Relativ farbmetrisch) werden nur diejenigen Farben angepasst, die nicht gedruckt werden können, andere Farben bleiben davon unberührt. Das kann zu etwas weniger gesättigten Farben führen, insgesamt bleiben jedoch die Helligkeitswerte stabiler als bei „Perceptual“ – vorausgesetzt, dass nicht zu viele Farben im Originalbild außerhalb des Farbraums liegen.
Es ist also eine gute Strategie, zunächst einmal zu prüfen, wie viel vom Bild außerhalb des Farbraums liegt. Falls viel davon in wichtigen Bereichen des Bilds liegt, wählt man „Perceptual“. Wenn nur wenige Farben oder Bereiche außerhalb des Farbraums liegen, wird das Bild durch „Relative Colorimetric“ weniger verändert.
Bei Verwendung von „Relative Colorimetric“ sollte auch die Schwarzpunkt-Korrektur berücksichtigt werden. Damit wird der Ton des Bilds angepasst, sodass der dunkelste Punkt im Bild dem dunkelsten Punkt des ICC-Profils des Druckers entspricht. Falls „Perceptual“ gewählt wird, ist das nicht erforderlich, da „Perceptual“ Schwarzpunkt- und Weißpunkt-relativ ist. Und laut Canon sollte dies ebenfalls nicht nötig sein, wenn man Canon Papier und die integrierten ICC-Profile verwendet. Es scheint allerdings Konsens darüber zu bestehen, dass eine Schwarzpunkt-Korrektur auch nicht schaden kann und dazu beitragen könnte, sattere Schwarztöne zu erhalten, insbesondere beim Drucken auf absorptionsfähigem Papier.
„Je mehr man druckt, desto mehr Erfahrung sammelt man“, erklärt Cooper abschließend. „Und falls bei einem bestimmten Bild die gewünschten Ergebnisse ausbleiben, kann man mit einem anderen Papier und dem entsprechenden spezifischen ICC-Profil eventuell mehr erreichen.“
Adobe, Photoshop, Photoshop Elements und Lightroom sind Warenzeichen oder eingetragene Warenzeichen von Adobe in den USA und/oder anderen Ländern.
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