Der legendäre Fotograf und Fotojournalist Robert Capa soll einmal gesagt haben: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, bist du nicht nah genug dran!“ Aber Nähe ist nicht immer ein Garant für großartige Bilder. Manchmal ist das Gegenteil der Fall, wie Luftbildfotograf und Canon Botschafter Massimo Sestini beweist.
Massimo Sestini begann in den 1990er Jahren als konventioneller Nachrichtenfotograf, hat sich aber im Laufe der Jahre auf Luftaufnahmen spezialisiert, die er aus Hubschraubern und Militärflugzeugen in Hunderten von Metern Höhe macht.
Seine Bilder zeigen Ozeane, Landschaften und Stadtbilder aus einer Perspektive, die sonst nur wenige Menschen zu sehen bekommen. Er hat die allseits bekannte Schönheit der Toskana für das Fremdenverkehrsamt der Region neu festgehalten und die Kunstflugstaffel der italienischen Luftwaffe, die Frecce Tricolori, über atemberaubenden Berglandschaften und über nächtlichen Städten fotografiert.
ARTIKEL
Perspektivwechsel: Orte und Ereignisse aus der Luft
Für Berichte über bedeutende Ereignisse wie die Beerdigung von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2005 und das gekenterte Kreuzfahrtschiff Costa Concordia im Jahr 2012 hat er mit seinen Fotos einen einzigartigen Blickwinkel und ein Gefühl für das Ausmaß geschaffen. Seine legendäre Luftaufnahme von Hunderten von Flüchtlingen, auf einem Boot auf dem Weg über das Mittelmeer, die eine neuartige Darstellung der Migrantenkrise bietet, gewann den zweiten Preis in der Kategorie Allgemeine Nachrichten, Einzelaufnahmen, beim World Press Photo Contest 2015.
Hier spricht Sestini über die Wirkung verschiedener Blickwinkel und die praktischen Aspekte seiner der Schwerkraft trotzenden Arbeitsweise.
Warum haben Sie sich für die Luftbildfotografie entschieden, und wie wirkt sich die Sicht von oben auf das endgültige Bild aus?
„Wenn man aus großer Entfernung fotografiert, kann man sich viel besser in eine Situation hineinversetzen als aus der Nähe, weil es eine ungewöhnliche Perspektive ist. Es ist schwierig, in der Fotografie etwas Neues zu machen, vor allem heute, wo jeder, der ein Smartphone hat, Fotos machen kann.
Alles, was heute passiert, wird fotografisch festgehalten, und das nicht nur von Profis. Das bedroht unsere Fortexistenz als Fotojournalisten. Aber wenn man mit einem großen Teleobjektiv von hoch oben fotografieren kann, egal ob es sich um eine politische Wahl, eine Hochzeit, ein Erdbeben oder einen Protest handelt, kann man Bilder mit nach Hause bringen, die eine große Wirkung haben.“
Inwieweit planen Sie die Komposition Ihrer Bilder? Beschäftigen Sie sich im Vorfeld mit der Landschaft?
„Man muss sich schon vorher überlegen, was man fotografieren möchte, denn in dem Moment, in dem man aus einem Hubschrauber heraushängt, kann man nicht nachdenken. Wenn ich hoch oben fotografiere, sehe ich die Bilder, die ich aufnehme, gar nicht. Die Entfernung ist so groß, und der Hubschrauber bewegt sich mit 300 km/h. Das ist eine Art des Fotografierens, die unvorhersehbare Ergebnisse bringt. Vor einer Aufnahme setze ich mich an den Schreibtisch und überlege mir, wie sich der Hubschrauber bewegen wird, wie der Wind weht und so weiter – aber wenn ich dann tatsächlich fotografiere, sehe ich nichts mehr. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, wie man Fotos macht, die man sich in dem Augenblick nicht vorstellen kann. Man bereitet sich vor und hofft auf das Beste.“
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Wie sind Sie zur Luftbildfotografie gekommen?
„Anfang der 1990er Jahre habe ich als internationaler Nachrichtenfotograf gearbeitet und über die Ermordung des sizilianischen Richters Giovanni Falcone durch die Mafia berichtet. Vor Ort stellte ich fest, dass ich direkt neben all meinen Kollegen in einer Schlange stand. Niemand würde meine Bilder kaufen, wenn sie das Gleiche abbildeten wie die des Fotografen von Agence France-Presse. Ich fragte mich also, was ich tun könnte, und kam auf die Idee, dass ich mit einem 500- oder 600-mm-Teleobjektiv in den Himmel steigen und etwas anderes machen könnte. Die Bombenexplosion, bei der Falcone ums Leben kam, hatte die gesamte Autobahn in die Luft gesprengt, und eigentlich konnte man nur vom Himmel aus wirklich verstehen, was passiert war.“
Sie begleiten oft Militär oder Polizei, aber wie sieht es in der Praxis aus, wenn Sie selbständig Luftaufnahmen machen?
„Wenn man große Ereignisse von öffentlichem Interesse fotografiert, muss man keine Genehmigung einholen. Man braucht lediglich einen Piloten, dem man wirklich vertrauen kann. Ich arbeite immer mit demselben Piloten, meinem Freund Marco Savoia. 15 Jahre lang habe ich mit einem anderen Piloten, Maurizio Scarpelli, gearbeitet, der leider bei einem Hubschrauberunfall ums Leben kam.
„In der Regel mache ich zuerst die Aufnahmen und verkaufe sie danach an Nachrichtenagenturen. Ich muss also die Kosten für die Anmietung von Hubschraubern aufbringen. Und das kann teuer sein. Aber ich betrachte es als eine Investition – so wie wir Fotografen in Kameras und sonstige Ausrüstung investieren.“
Luftaufnahmen: Mustern folgen
Was ist Ihre Standardausrüstung für die Luftbildfotografie?
„Um den Hals trage ich drei Kameragehäuse mit verschiedenen Objektiven. Ich trage eine Fallschirmspringerbrille und Knieschoner. Meine Luftbildkamera muss sehr schnell und leistungsstark sein, weshalb ich die Canon EOS-1D X Mark III oder die Canon EOS R5 mit verschiedenen Objektiven mit einem Brennweitenbereich von 11 mm bis 1.000 mm verwende.
„Ich verwende Kameras mit großen Pixeln im Sensor, weil größere Pixel mehr Licht durchlassen. Wenn man mit hohen ISO-Werten arbeitet, entsteht weniger Rauschen, und die Gefahr, dass die Bilder bei wenig Licht unscharf werden, ist geringer. Ich kann es kaum erwarten, die Autofokusfunktionen der EOS R3 auszuprobieren, denn bei Aufnahmen aus einem sich schnell bewegenden Hubschrauber ist es schwierig, manuell zu fokussieren!
„Das Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS II USM ist für mich das nützlichste Objektiv, weil es ab einer Höhe von etwa 150 Metern einen Brennweitenbereich hat, der sowohl Nahaufnahmen als auch gestochen scharfe Aufnahmen ermöglicht. Auch das Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv kommt bei mir oft zum Einsatz. Die Brennweite wähle ich je nach Entfernung zum Motiv, die sich oft nach den Wetterbedingungen richtet.“
Wie hat sich die Luftbildfotografie aus deiner Sicht verändert, seit du in den 1990er Jahren damit begonnen hast?
„Die Kameratechnik erlaubt mir heute Dinge, die ich früher nicht machen konnte. Ich kann nachts drehen, draußen auf dem Meer in völliger Dunkelheit, abgesehen von Mond und Sternen. Früher, als die Technik noch nicht so weit entwickelt war, wäre das undenkbar gewesen.
„Auch die Nachfrage nach Luftaufnahmen ist gewachsen, und zwar nicht nur im Bereich des Fotojournalismus, sondern auch in der künstlerischen Fotografie. Mit Luftbildern lassen sich leicht Fotos erzeugen, die zugleich Kunstwerke sind und die sich die Leute gern zu Hause an die Wand hängen.“
Was ist das für ein Gefühl, aus Hunderten von Metern Höhe zu fotografieren?
„Über den Wolken fühle ich mich so richtig frei – sowohl von Gedanken als auch kreativ gesehen. Das gefällt mir wirklich sehr.“
Massimo Sestinis Ausrüstung
Das Kit, das die Profis für ihre Fotos verwenden
Kameras
Canon EOS R5
Nimm sensationelle 45-MP-Fotos mit bis zu 20 B/s oder kinoreife 12-Bit 8K-RAW-Videos über die gesamte Sensorbreite der Kamera auf. „Die R5 ist meine Lieblingskamera, für Porträts und ganz allgemein“, schwärmt Sestini.
Canon EOS-1D X Mark III
Das ultimative kreative Werkzeug mit erstklassiger Leistung bei wenig Licht, Deep-Learning-AF und 5,5K RAW-Video. Sestini erläutert: „Bei wenig Licht ist die EOS-1D X Mark III unschlagbar. Ich verwende sie oft für Unterwasseraufnahmen, Luftaufnahmen und Sport.“
Canon EOS-1D X Mark II
Im Herzen der EOS-1D X Mark II befindet sich ein von Canon entwickelter CMOS-Sensor, der eine ganz neue Generation professioneller Bildqualität in der EOS Serie markiert. „Wenn ich häufig zwischen verschiedenen Objektiven wechseln muss, verwende ich die EOS-1D X Mark II in Kombination mit der Mark III“, so Sestini.
Objektive
Canon RF 15-35mm F2.8 L IS USM
Das lichtstärkste Ultraweitwinkel-Zoomobjektiv von Canon mit Nano USM-Motor, 5-Stufen-Bildstabilisator, 3 asphärischen und 2 UD-Linsen für außergewöhnliche Schärfe.
Canon RF 24-70mm F2.8 L IS USM
Das Canon RF 24-70mm f2.8L IS USM Objektiv gehört zu den RF-Zoomobjektiven der Canon „Trinity“. Mit einer Blende von 1:2,8 verfügt es über hohe Lichtstärke und Bildstabilisierung sowie einen Nano USM Motor für geräuschlose Fokussierung.
Canon RF 70-200mm F2.8L IS USM
Halte die Welt mit herausragender Flexibilität und Qualität fest – das superkompakte 1:2,8 Telezoom bietet einen 5-Stufen-Bildstabilisator, der hervorragende Ergebnisse bei der Arbeit aus freier Hand ermöglicht, eine präzise Fokussierung bis zu einer Naheinstellgrenze von 0,7 m und den schnellsten AF aller Zeiten.
Canon RF 35mm F1.8 Macro IS STM
Ein Weitwinkel-Festbrennweiten-Objektiv mit hoher Lichtstärke von 1:1,8 und Makro-Eigenschaften.
Canon RF 50mm F1.2L USM
Es setzt einen ganz neuen Standard in der Fotografie, überzeugt mit überragender Schärfe und viel kreativem Spielraum sowie beeindruckenden Low-Light-Eigenschaften.
Canon EF 16-35mm f/2.8L III USM
Ein extrem leistungsstarkes Ultraweitwinkel-Zoomobjektiv mit konstanter maximaler Blende von 1:2,8 – für allerhöchste Bildqualität selbst bei schwachem Licht.
Canon EF 24-70mm f/2.8 L II USM
Ein professionelles Standard-Zoomobjektiv, das neben erstklassiger Abbildungsqualität auch eine hohe Lichtstärke von 1:2,8 über den gesamten Zoombereich bietet.
Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS II USM
Das kompakte, leistungsstarke 100-400mm-Zoomobjektiv ist ideal für die Sport-, Action- und Naturfotografie.