Gesichter im Fokus: Was zeichnet einen modernen Headshot aus?

Porträtfotograf Ivan Weiss teilt seine Tipps und Techniken für herausragende Headshots und erklärt, warum das EOS R System von Canon der Schlüssel zu seinem Werk ist.
Eine junge Frau mit dichten dunklen Haaren trägt einen Wollmantel mit hohem Kragen und blickt direkt in die Kamera, wobei ihre Arme vor ihrer Brust verschränkt sind.

Ein Porträt der Schauspielerin Miranda Shamiso. Headshot- und Porträtfotograf Ivan Weiss distanziert sich von der Populärkultur und vermeidet so, dass er durch Stars nervös wird. „Ich gucke kein Fernsehen, gehe nicht ins Kino und nur selten ins Theater. Meine Ignoranz verschafft mir einen Vorteil, da es für mich überhaupt nicht wichtig ist, ob jemand ein talentierter Schauspieler ist. Es geht darum, dass das Foto eines Kunden diesen als bereits erfolgreich darstellt. Ob er dies tatsächlich ist oder nicht, das geht nur ihn etwas an, nicht mich.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 50mm F1.2 L USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/320 Sek., einer Blende von 1:1,2 und ISO 100. © Ivan Weiss

Headshots haben sich in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt. Ein Bild, das früher ohne viel Vorbereitung aufgenommen wurde – eine schnelle Gesichtsaufnahme vor einem einfachen Hintergrund – ist jetzt eine Möglichkeit, zu zeigen, wer du wirklich bist.

„Dein Headshot ist wahrscheinlich der wichtigste Teil deiner Marke und muss daher etwas über dich aussagen, oder etwas ausdrücken, das du der Welt präsentieren möchtest“, so Ivan Weiss, der auf Studioporträts spezialisiert ist.

Weiss wohnt in London und beschäftigt sich schon seit er denken kann mit Fotografie, vermutlich auch, weil sein Vater als Pressefotograf gearbeitet hat. Kindertage in Dunkelkammern haben in ihm einen Gestaltungswillen entfacht, den er auch heute noch hat. „Porträtfotografie bietet den Vorteil, kreativ sein zu können, während man gleichzeitig mit jemandem zusammenarbeitet, um etwas Nützliches zu schaffen, das für diese Person wichtig ist“, sagt er.

Es gibt eigentlich keinen Konsens darüber, was einen Headshot von einem Porträt unterscheidet. „Frag vier Fotografen und du erhältst vier unterschiedliche Antworten“, sagt Weiß. Seiner Erklärung nach sind zwar alle Headshots Porträts, aber nicht alle Porträts sind Headshots. „Bei einem modernen Headshot musst du herausfinden, wie sich jemand seiner Zielgruppe präsentieren möchte. Ein Porträt ist eher eine subjektive Interpretation dieser Person“, folgert er.

Hier erklärt Weiss, wie er seine Kunden dazu ermutigt, ihre Persönlichkeit zu zeigen, und warum das Canon EOS R System ideal für beeindruckende Headshots und Porträts ist.

Eine Nahaufnahme vom Gesicht einer Frau, auf deren Wange eine einzelne Träne herunterläuft.

Damit man einem Kunden so nah kommen kann, muss Vertrauen zwischen Fotograf und Motiv herrschen. „Ich möchte eine echte emotionale Reaktion erhalten“, so Weiss. „Sobald wir diese haben, kann ich herausfinden, wie wir die tatsächlich gewünschte Reaktion bekommen können. Am einfachsten ist es immer, mit einem Lachen zu beginnen. Wenn ich dich zum Lachen bringen kann, kann ich dich auch zum Weinen bringen.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R mit einem Canon RF 50mm F1.2L USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/2000 Sek., einer Blende von 1:1,2 und ISO 154. © Ivan Weiss

Ein Mann mit Bart blickt nach unten und zur Seite der Kamera, dabei sind seine Augen fast geschlossen. Er trägt einen braunen Wollmantel mit einem großen Kragen und eine dunkelbraune Schirmmütze.

Weiss hat mit der Software EOS Utility und Digital Photo Professional von Canon gearbeitet, um dieses Selbstporträt aufzunehmen, das Teil eines Projekts während des Lockdowns war. Mit der Live-Ansicht auf seinem Laptop konnte er ein komplexes Lichtverhältnis erzielen, obwohl er selbst das Motiv des Bildes war. Aufgenommen mit einer Canon EOS R mit einem Canon RF 50mm F1.2L USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/4000 Sek., einer Blende von 1:1,2 und ISO 100. © Ivan Weiss

Wie gewinnst du das Vertrauen deiner Motive, damit sie Emotionen zeigen, vor allem diejenigen, die nicht daran gewöhnt sind, vor der Kamera zu stehen?

„Du musst überzeugend darstellen, dass du weißt, was du tust. Ich beginne immer mit einer Beleuchtung, mit der ich mich auskenne. Sobald Kunden hereinkommen, schätze ich sie ab. Wie groß sind sie? Was ist ihre beste Seite? Und wenn sie sich hinsetzen, dann nehme ich kleine Anpassungen vor, die ich machen kann, ohne hinzusehen, sodass ich ihnen meine volle Aufmerksamkeit schenken kann. Dadurch fühlen sie sich wohler und vertrauen mir.“

„Ich mache die Aufnahmen mit einer Kamera, die mit einem Livebildschirm mit dem Computer verbunden ist, sodass die Kunden sehen können, was passiert. Ich bitte sie darum, eine Grimasse zu schneiden, mache das Foto und lösche es dann vor ihren Augen wieder. ‚Es ist eine digitale Datei – wenn sie uns nicht gefällt, dann ist sie wieder weg!‘ Ich glaube, es geht darum, meinen Kunden transparent und offen meinen Prozess zu zeigen.“

Ein Techniker mit weißen Handschuhen reinigt den Sensor einer Canon Kamera.

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Welche Anweisungen gibst du deinen Motiven, um natürliche Aufnahmen machen zu können?

„Ich gebe meinen Kunden viele Anweisungen, von den Füßen aufwärts, auch wenn wir ein Porträt in Nahaufnahme machen. Wie du dein Gewicht auf deine Füße verteilst, hat Einfluss auf deine Haltung und deine Laune, und das wird vom Betrachter wahrgenommen. Sobald sie dort sind, wo ich sie haben möchte, verwickle ich sie in ein Gespräch. Und das kann alles Mögliche sein. Ich stelle ihnen eine Matheaufgabe. Am liebsten frage ich sie, ob sie schon mal verhaftet worden sind.“

„Sobald du ihre Reaktion gesehen hast, kannst du genau das finden, was du für das Shooting brauchst. Es fühlt sich dann fast so an, als ob wir schon lange Freunde sind. Das ist der Nervenkitzel für den Porträtfotografen: eine Verbindung zu einer Person herzustellen, die ihm zuvor komplett fremd war.“

Ein Mann mit dichtem schwarzem lockigem Haar trägt ein weißes Oberteil und schaut mit durchdringendem Blick vor einem dunkelgrauen Hintergrund in die Kamera.

Bei Headshots verwendet Weiss bestimmte Setups und Modifikatoren wie einen Schirm oder eine Softbox für dramatische Ergebnisse. „Am wichtigsten ist es, dass du für jeden Modifikator weißt, wo der Lichtrand fällt, denn das verleiht einem Foto Tiefe“, sagt er. „Beleuchte nicht einfach die Person – beleuchte es so, dass der Rand in der Nähe der Person ist, um einen dramatischen Effekt zu erzeugen.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R mit einem Canon RF 50mm F1.2L USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/500 Sek., mit einer Blende von 1:1,2 und ISO 100. © Ivan Weiss

Du verwendest die Canon EOS R5 und die Canon EOS R. Welche Vorteile bietet dir die spiegellose Technologie als Fotograf?

„Das AF-System mit Augenerkennung auf der Canon EOS R5 gibt dir die Freiheit, dich auf die Komposition zu konzentrieren. Sie ist so intuitiv, du kannst die Person irgendwo im Rahmen positionieren und die Augen werden erkannt. Sobald du deine grundlegende Komposition hast, kannst du deinen Winkel ändern, um alles genauso zu bekommen, wie du es haben möchtest, ohne deinen Fokuspunkt zu verlieren. Mein Ziel ist es, nicht an die Kamera zu denken – und das Motiv sollte ebenfalls nicht daran denken. Und das bietet mir die spiegellose Kamera.“

Was sind deine bevorzugten Objektive für Porträts und Headshots?

„Wenn ich am Set bin, ist ein Zoomobjektiv eine tolle Option. Das Canon RF 28-70mm F2L USM bietet mir alles in einem Objektiv. Ich kann Nahaufnahmen bei 70mm und einer Blende von 1:2 machen, bei denen die Augen fokussiert werden, wodurch alles andere weich dargestellt wird. Es leistet genau das Gleiche wie vorherige Objektive mit Festbrennweite mit kleinerer Blendenöffnung. Es ist also sehr scharf. Ich verwende es bei 28mm für Ganzkörperporträts und 35mm für mehr Hintergrund. Viele meiner Kunden sind Schauspieler, sodass ich Bilder im Querformat aufnehme und es aussieht, als wären sie auf einem Filmset.“

Und was ist mit Festbrennweiten-Objektiven?

„Das Canon RF 50mm F1.2L USM ist das beste Objektiv, das jemals in der Geschichte der Fotografie hergestellt wurde. Punkt. Bei Nahaufnahmen kann es perspektivische Verzerrungen für eine intime Atmosphäre schaffen. Im Querformat gibt es Platz für negativen Raum, um ein Kopf- und Schulterporträt zu umrahmen. Für eine Aufnahme von Kopf und Oberkörper gibt es dir eine natürliche Perspektive, und auch in einem kleinen Studio kann es für eine Ganzkörperaufnahme verwendet werden.“

„Das Canon RF 85mm F1.2L USM DS ist mein bevorzugtes Objektiv für Headshots für Unternehmen, wenn sich der Kunde etwas wünscht, das bei jedem gut aussieht. Das 85mm ist perfekt für Kopf und Schultern. Ich verwende es für Queraufnahmen, damit etwas Platz für negativen Raum bleibt. Mein 85mm ist die DS-Version. Wenn ich die Blende also mit 1:1,2 öffne, dann hat es dieses Defocus Smoothing, sodass der verschwommene Hintergrund noch weicher erscheint. Das spart bei der Nachbearbeitung viel Zeit.“

Eine Frau mit glänzendem silberfarbenem Haar und einem roten Seidentop stützt ihr Gesicht auf ihre Hände, wobei sie sich elegant auf einem Tisch abstützt. Sie blickt in die Ferne.

„Viele Fotografen gehen davon aus, dass auch beim Motiv Verantwortung liegt“, sagt Weiss. „Ich glaube, das ist falsch. Es geht nicht darum, eine Person zu finden, die fotogen ist, sondern vielmehr diese Person dazu anzuleiten, dir das zu geben, was du möchtest, und Verantwortung zu übernehmen, dies von ihr zu bekommen.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 50mm F1.2 L USM Objektiv mit einer Verschlusszeit von 1/200 Sek., einer Blende von 1:8 und ISO1600. © Ivan Weiss

Du verwendest hauptsächlich Dauerlicht in deinem Setup. Warum ist das so?

„Mit Dauerlicht kannst du sehen, was du machst. Und das hat mir dabei geholfen, diesen Stil der präzisen Beleuchtung zu entwickeln. Die meisten meiner Kunden sind nicht daran gewöhnt, fotografiert zu werden. ‚Wirke entspannt, aber beweg dich nicht.‘ Das sind zwei sehr widersprüchliche Anweisungen. Präzisere Setups mit jemanden, der nicht weiß, was er vor der Kamera machen soll, wirken sehr befreiend.“

Kannst du uns etwas über deinen Workflow mit der Digital Photo Professional (DPP) Software von Canon erzählen?

„Ich arbeite mit einer Kombination aus EOS Utility und DPP für Tethered Shooting, und dem Picture Style Editor von Canon, um meine eigenen Farbprofile für die Kamera zu erstellen. Wenn ich durch den elektronischen Sucher blicke, kann ich meine Farbprofile und Kontrasteinstellungen sehen, bevor ich die Aufnahme mache. Das ist ein viel schnellerer Prozess, mit dem die Einstellungen in der Kamera schon richtig sind, was aus kommerzieller Sicht von Vorteil ist. Aber der größte Bonus ist wahrscheinlich, dass du dir Glaubwürdigkeit vor dem Kunden verschaffst. Wenn die erste Aufnahme präzise ist, dann hat dies Einfluss darauf, wie sie dich wahrnehmen und der Rest der Aufnahmen verläuft.“

„DPP ist der erste Schritt in meinem Nachbereitungs-Workflow. Mit dem integrierten Bewertungssystem beurteile ich alle Bilder des Shootings und erstelle eine Liste mit den besten Aufnahmen. Sobald wir die Bilder für die endgültige Bearbeitung ausgewählt haben, nehme ich die notwendigen kleineren Anpassungen für Belichtung, Weißabgleich, Bildmitte und Bildqualität auf der RAW-Datei vor, und reduziere meistens den gesamten Kontrast etwas, sodass ich mehr Spielraum für bestimmte Farben habe und selektiv Kontrast hinzufügen kann. Ich verwende meine bevorzugten Schärfeeinstellungen und erstelle ein 16-Bit-TIFF, das ich dann für detaillierteres Retuschieren und Colour-Grading in die Bildbearbeitungssoftware exportiere. Ich habe eingestellt, dass die TIFF-Dateien in einem Unterordner gespeichert werden, sodass alles übersichtlich bleibt.“

Mark Alexander

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