Dies ist eine der häufigsten Fragen, die Fotografen stellen: Soll ich auf Vollformat umsteigen und wenn ja, welche Kamera sollte ich dann wählen? Wie viele andere auch habe ich mit einer APS-C-Spiegelreflexkamera angefangen und bin dann mit der Zeit auf Vollformat umgestiegen. Da ich jeden Ausrüstungsgegenstand, für den ich mich interessiere, genau unter die Lupe nehme, benötigte ich bei jedem Kamerakauf Zeit zum Nachdenken, um mir die technischen Elemente genau anzusehen und herauszufinden, welche Vorteile sie für meine Fotos haben würden.
Rückblickend und aufgrund der vielen Jahre, in denen ich mit verschiedenen Canon Kameras gearbeitet habe, habe ich dieses Wissen in einem einfachen Leitfaden zusammengefasst, damit du selbst entscheiden kannst, ob der Umstieg auf Vollformat das Richtige für dich ist.
Expertenmeinung: Wann ist ein größerer Sensor besser? Informationen zu Vollformat-Kameras
Sind Vollformat-Kameras besser?
Der Umstieg auf eine Vollformat-Kamera bietet viele gut dokumentierte Vorteile. Der größere Bildsensor ermöglicht allgemein eine bessere Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen, was von Vorteil ist, wenn du beispielsweise Innenaufnahmen machst, auf Hochzeiten fotografierst, Indoor-Porträts oder Fotos auf Events machst.
Unten befindet sich ein anschauliches Beispiel einer Stadtszene bei Nacht. Das linke Bild wurde mit einer APS-C-basierten Canon EOS 80D (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell EOS 90D) aufgenommen und das rechte Bild mit einer Vollformat-Kamera Canon EOS RP. Wie du sehen kannst, hat das Bild der EOS RP ein geringeres Bildrauschen und ist detailreicher. Mit diesen Ergebnissen kannst du rechnen, wenn du den Umstieg von deiner älteren APS-C-Kamera wagst.
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Außerdem sollte auch die geringere Schärfentiefe berücksichtigt werden, die mit einer Vollformat-Kamera bei gleichem Bildausschnitt möglich ist. Das ist von Vorteil, wenn du einen künstlerischeren Look oder eine bessere Motivisolierung durch die größere Hintergrundunschärfe erzielen möchtest.
Eine Vollformat-Kamera bietet dir im Vergleich zu älteren APS-C-Modellen oftmals mehr Flexibilität bei der Wiederherstellung in dunklen oder hellen Bereichen – ein Vorteil für Szenen mit einem breiten Tonwertbereich wie Landschaften, Porträts, Mode und Innenräume.
Welche Vollformat-Kamera passt zu dir?
Die Antwort hängt davon ab, welche Anforderungen du an deine Kamera stellst. Vollformat-Einsteigermodelle – egal ob Spiegelreflexkameras wie die Canon EOS 6D Mark II oder Vollformat-Systemkameras wie die Canon EOS RP – legen den Schwerpunkt auf Mobilität und dank der einfachen Benutzeroberfläche und der Touchscreen-Bedienung sind sie so einfach zu bedienen wie eine APS-C-Kamera.
Möglicherweise denkst du, dass der Umstieg auf Vollformat einen deutlichen Unterschied in Sachen Gewicht ausmacht. Das war vielleicht früher so, ist jedoch jetzt nicht mehr der Fall. Vielmehr bedeutet es, dass Vollformat-Systemkameras ohne den Spiegel und mit dem optischer Sucher kleiner sein können als APS-C-Spiegelreflexkameras. Nimm den Umstieg von einer älteren APS-C-Spiegelreflexkamera zur Vollformat-Systemkamera EOS RP als Beispiel:
Canon EOS 700D | Canon EOS RP |
---|---|
Gehäusegewicht (einschließlich Akku und Speicherkarte): 580 g | Gehäusegewicht (einschließlich Akku und Speicherkarte): 485 g |
In Kombination mit dem Standardobjektiv Canon EF-S 18-55mm f/3,5-5.6 IS STM (200 g) | In Kombination mit dem Standardobjektiv Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM (375 g) |
Gesamtgewicht: 780 g | Gesamtgewicht: 880 g |
Die Vollformat-Ausrüstung ist nur um 100 g schwerer als die APS-C-Spiegelreflexkamera und das RF 24-105mm F4-7.1 IS STM Objektiv bietet neben einem größeren Brennweitenbereich auch die zuvor erwähnten Vorteile einer Vollformat-Kamera.
Wenn du die Geschwindigkeit von fortschrittlichen APS-C-Kameras gewohnt bist, dann erzielst du mit Modellen einer höheren Preisklasse wie der Canon EOS R6 (die 20 B/s bietet) eine bessere Qualität und höhere Geschwindigkeit. Du musst jedoch bedenken, dass dir deine Objektive nicht dieselbe Reichweite bieten wie auf einem APS-C-Gehäuse, da der Brennweitenumrechnungsfaktor eines APS-C-Sensors das Motiv im Bildausschnitt vergrößert – weitere Informationen findest du im nachfolgenden Abschnitt „Objektive“.
Wie sieht es mit Objektiven aus?
Denk darüber nach, welche Objektive du am liebsten an deiner derzeitigen Kamera nutzt, und überprüfe, ob diese mit einer Vollformat-Kamera kompatibel sind. Funktionieren sie alle auf dieselbe Weise? Objektive können bei einem Formatwechsel ihren Charakter ändern.
Wenn du ein Canon EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM oder ein EF-S 18-135mm f/3.5-5.6 IS STM Objektiv hast (beides „Allround“-APS-C-Objektive), dann wäre das Pendant für eine Vollformat-Systemkamera das Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM, das ebenfalls ein Allround-Objektiv mit Weitwinkel- und Telefunktion ist.
Wenn du eine Kombination aus zwei Objektiven wie dem allgemeinen EF-S 18-55mm Objektiv plus einem EF-S 55-250mm f/4-5.6 IS STM Teleobjektiv verwendest, dann könntest du diese durch ein Canon RF 24-240mm F4-6.3 IS USM ersetzen, bei dem Weitwinkel und Tele in einem vielseitigen Objektiv kombiniert werden, sodass du deine Ausrüstung vereinfachen kannst. Das ist besonders toll, wenn viel reist.
Welches meiner Canon Objektive kann ich an meiner Vollformat-Kamera verwenden?
Die ersten Buchstaben des Objektivnamens bezeichnen die Art des Objektivs. Du kannst nach deinem Umstieg auf eine Vollformat-Kamera wahrscheinlich viele deiner Objektive behalten und weiterverwenden, allerdings musst du einige Dinge beachten.
EF-S Objektive können an spiegellosen EOS R Systemkameras im Vollformat mit einem EF-EOS R Adapter verwendet werden. Du erhältst dann jedoch eine niedrigere Auflösung, da das Objektiv den Vollformat-Sensor nicht bedeckt. Ich würde deshalb beim Umstieg auf eine EOS R Vollformat-Systemkamera die EF-S Objektive durch RF Objektive ersetzen. EF-S Objektive funktionieren nicht mit Canon Vollformat-Spiegelreflexkameras. Wenn du also die Haptik einer Spiegelreflexkamera bevorzugst und dich für diese entscheidest, dann solltest du die Objektive durch EF Objektive ersetzen.
EF-M Objektive wurden ausschließlich für den Gebrauch mit Kameras der EOS M-Reihe entwickelt. Wenn du also auf Vollformat umsteigst, dann musst du dir zusammen mit dem neuen Kameragehäuse EF oder RF Objektive kaufen.
EF Objektive sind mit allen Canon Vollformat-Kameras kompatibel – für EOS R Systemkameras benötigst du einen EF-EOS R Adapter, die Qualität oder Funktionalität wird jedoch nicht beeinträchtigt. Die EF Objektive werden beinahe genauso funktionieren wie auf deiner derzeitigen Kamera. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es so erscheint als hätten sie eine geringere Brennweite als an einer APS-C-Kamera, da Bilder im APS-C-Format einen 1,6-fachen Crop-Faktor haben. Wenn du an einer APS-C-Kamera gern ein 50 mm Objektiv für Porträts verwendest, dann solltest du darüber nachdenken, an einer neuen Vollformat-Kamera ein 85 mm Objektiv zu verwenden, um denselben Bildausschnitt zu erzielen.
Sollte ich darüber nachdenken, meine EF Objektive auszutauschen?
EF Objektive funktionieren an Vollformat-Kameras, den Umstieg auf eine EOS R Systemkamera könntest du jedoch nutzten, um dir die verfügbaren RF Objektive der neue Generation anzusehen. Der Umstieg vom Canon EF 85mm f/1.8 USM auf das RF Modell, das Canon RF 85mm F2 Macro IS STM, bietet einige deutliche Vorteile, um nur ein Beispiel zu nennen.
Erstens können durch das Design des RF Bajonetts optische Linsen näher am Bildsensor positioniert werden, wodurch eine höhere Bildqualität erzeugt wird und zwar besonders in den Ecken und wenn das Objektiv bei der größten Blendenöffnung verwendet wird. Zweitens ermöglichen RF Objektive eine präzisere Fokussierung, die besonders in der Porträtfotografie und bei Detailaufnahmen nützlich ist. Drittens verfügen RF Objektive über einen Bildstabilisator, der gestochen scharfe Aufnahmen ermöglicht und deine Videoaufnahmen sehenswerter macht.
Spiegellose Vollformatkamera oder Vollformat-DSLR
Die RF Reihe umfasst nun viele leichte Festbrennweiten, die ähnliche Vorteile bieten – das Canon RF 35mm F1.8 Macro IS STM, das RF 50mm F1.8 STM und das RF 85mm F2 Macro IS STM Objektiv sind alle extrem handlich und hochwertig.
Gibt es Nachteile des Vollformats?
In der Sportfotografie und der schnellen Actionfotografie reichen nur leistungsstarke Vollformat-Systemkameras wie die Canon EOS R5 und die EOS R6 in Kombination mit einigen der neu eingeführten RF Objektive wie dem Canon RF 600mm F11 IS STM oder dem RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM an den Crop-Faktor und die Aufnahmegeschwindigkeit einiger APS-C-Kameras heran.
In Bezug auf Vollformat-Kameras wird häufig gefragt, ob sie teuer sind. Vollformat-Kameras und Objektive waren für viele Menschen nicht erschwinglich, aber durch Modelle wie die EOS RP ist Vollformat günstiger als je zuvor. Wenn du dich jedoch besonders für Sport oder Action interessierst, würde ich dir eine fortschrittlichere Vollformat-Kamera der Canon EOS R Systemkamera Reihe mit einer schnelleren Aufnahmegeschwindigkeit und besserer Leistung empfehlen.
Schlusswort
Für den Umstieg auf Vollformat musst du dir Gedanken über die Art der Fotografie, die du betreibst, über deine künftigen Ziele und die Kamera und Objektive machen, die sich am besten für dich eignen. Die meisten Menschen wagen den Umstieg, um die genannten Vorteile zu genießen und um dank der erhältlichen Vollformat-Kameras und -Objektive noch mehr möglich zu machen. Außerdem hättest du so die Möglichkeit, zwei Kameras für unterschiedliche Zwecke zu haben und ihre jeweiligen Vorteile zu verschiedenen Zeiten zu nutzen.
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