Alle Studierenden mit Schwerpunkt Fotojournalismus kennen das berühmte Zitat von Robert Capa: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.“ Man kann zwar darüber streiten, ob das immer so stimmt, aber es erinnert uns daran, dass Fotografie etwas ist, das meistens persönlich ist. Und zumindest bei den meisten Fotojournalisten geht es vor allem darum, am Ort des Geschehens mittendrin zu sein und festzuhalten, was gerade passiert.
Das Canon Student Development Programme (CSDP) bietet talentierten jungen Fotografen aus aller Welt die Möglichkeit, ihre Karrieren voranzutreiben, indem sie neue Fähigkeiten von einigen der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Welt der Fotografie lernen, sich mit ihnen vernetzen und ihnen ihre Portfolios präsentieren. Und zum ersten Mal seit zwei Jahren war 2022 nicht mehr ein ausschließlich virtuelles Programm. Es war sogar größer und besser als je zuvor.
„In diesem Jahr haben wir ein komplett überarbeitetes Programm an Aktivitäten und ein neues Format angeboten. Ausgewählte Studierende durften dann zum Hamburg Portfolio Review und haben 2.000 € in bar und Canon Ausrüstung im Wert von 9.000 € erhalten“, erklärt Canon Europe Pro Marketing Manager Siobhan Gaffan.
Anpassen, entwickeln, verwirklichen: Das Canon Student Development Programme
Alle 100 Studierenden, die am Programm 2022 teilnahmen, erhielten Online-Mentoring mit Feedback, Ratschlägen und Hilfe bei der Endbearbeitung. 30 von ihnen wurde ein Platz bei einem prestigeträchtigen Workshop in einem katalanischen Bauernhaus in Girona, Spanien, angeboten, das komplett der Canon-Initiative gewidmet war. Vier Tage lang nahmen die Studierenden an einer Reihe von praktischen Sitzungen, Portfolio-Reviews in der Gruppe, Diskussionen und Präsentationen teil, die von professionellen Fotografen und wichtigen Redakteuren abgehalten wurden. Am letzten Tag konnten die Studierenden das „Visa pour l'Image“ besuchen, ein Festival für Fotojournalismus in Perpignan, Frankreich.
Du studierst Fotografie oder Film?
Die fünf Studierenden, die während Gruppen-Reviews der Portfolios das meiste Potenzial gezeigt hatten, wurden dann für den Hamburg Portfolio Review ausgewählt. Dieser umfasste auch vier individuelle Portfolio-Bewertungen sowie die Chance, an der Eröffnungszeremonie, den Podiumsgesprächen und der Abschlussfeier teilzunehmen, wo sich eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Bildung von Netzwerken bot. Sie besuchten auch die Nachrichtenredaktionen von Der Spiegel, Die Zeit, Geo und Stern.
„Ich dachte eigentlich, dass es nur ein weiterer Workshop wäre. Tatsächlich wurde es aber zu einer Erfahrung, die mein Leben verändern und meine Karriere beschleunigen dürfte“, erzählt Alexandra Corcode, eine in Rumänien geborene Studentin an der Königlichen Akademie der Künste in Den Haag und eine der fünf Teilnehmer, die es bis nach Hamburg geschafft haben.
Ihre Mitfinalisten waren die vietnamesisch-amerikanische Person Chris Trinh, die an der Ateneo de Manila University, Philippinen, Visual Journalism studiert, der ägyptische Fotojournalist Mohamed Mahdy, der die Dänische Schule für Journalismus besucht, Kasia Ślesińska aus Krakau, Fotografiestudentin an der Opava School of Photography, Tschechien, und Simon Wohlfahrt, ein Fotografie-Autodidakt, der die Journalistenschule Toulouse, Frankreich, absolviert hat.
Persönliches Mentoring
„Auch wenn du ein toller Fotograf bist, ohne Netzwerk wirst du es in dieser Branche nicht schaffen“, sagt Trinh. Genau aus diesem Grund hat sich Trinh für das CSDP beworben, um Verbindungen aufzubauen. Ślesińska versprach sich von dem Programm Feedback und Fortschritt. „Die Kritik von Experten lohnt sich einfach immer“, sagt sie.
In der ersten Phase des Programms haben die Studierenden Einzelgespräche per Video-Call geführt. Für Trinh waren diese Gespräche mit Canon Botschafter und Pulitzer-Preisträger Muhammed Muheisen äußerst bereichernd. „Ich habe mich von ihm wirklich gesehen und gehört gefühlt, und er hat sich die Zeit genommen, richtig zu verstehen, was ich mit meiner Arbeit erreichen möchte“, erklärt Trinh. „Bevor er mir seine Gedanken mitteilte, hat er immer erst mich nach meiner Meinung gefragt, sodass ich in einem sicheren Rahmen offen sprechen und Fragen stellen konnte.“ Mahdy gefiel hingegen, dass sein Mentor, Thomas Borberg vom Politiken, sein ganzes Archiv durchging.
Ślesińska hatte ihre Werke in der Vergangenheit schon anderen Fotografen gezeigt und von ihrer Mentorin, Fotografieberaterin Laetitia Ganaye von der Agentur Maps, wichtige Tipps erhalten. „Ich habe mit meiner Mentorin die Anzahl der Fotos reduziert und mich darauf konzentriert, nur ein Projekt zu zeigen“, sagt sie. „Ich bin auf zukünftige Portfolio-Reviews besser vorbereitet und habe meine Präsentation viel selbstbewusster halten können.“
Corcode beschreibt ihre Mentorin, Redakteurin Gabrielle Fonseca Johnson, mit ihren vielen praktischen Tipps zu Aufnahme und Bildablauf als „perfekte Ergänzung“. „Sie hat meine Arbeit auf das nächste Level gebracht. „Zusammen haben wir das Projekt auf den Kopf gestellt und professionell aufgezogen.“ Wohlfahrt hat unter anderem an Kurzaufträgen für Agence France-Presse (AFP) gearbeitet. Sein Mentor, Canon Botschafter Marco Longari, hat ihn in den gemeinsamen Sessions bei einer längeren Story Schritt für Schritt angeleitet.
Inspirierende Workshops vor Ort
Seit der Pandemie sind alle mit Plattformen für Videoanrufe vertraut, und so fiel es den Teilnehmern leicht, online eine Verbindung zu ihren Mentoren aufzubauen. Die virtuelle Herangehensweise hatte laut Trinh außerdem den Vorteil, dass „wir eine riesige Auswahl an Mentoren auf der ganzen Welt hatten“, ohne Reisebeschränkungen oder Visumsanträge.
Dennoch war es eine wahre Offenbarung, in Girona an den Workshops vor Ort mit anderen Fotografen teilzunehmen. Die Teilnehmer konnten die Masterclass zum Thema Beleuchtung mit Canon Botschafter Paolo Verzone von Agence VU besuchen und erhielten Einblicke von Experten der Branche wie Bonnie Briant, Canon Botschafter Marco Longari (AFP), Fiona Shields (The Guardian), Dimitri Beck (Polka), Thomas Borberg (Politiken) und Lindokuhle Sobekwa (Magnum Photos) sowie Fotografielegende James Nachtwey vom TIME Magazine.
Obwohl für Ślesińska die Portfolio-Reviews in der Gruppe eine Herausforderung darstellten, erkannte sie doch das Potenzial als Übung für ihre zukünftige Karriere. „Solche Situationen bestärken dich natürlich darin, dich selbst und deine Arbeit einem Publikum zu präsentieren“, erklärt sie. Das Visa-Festival mit Vorträgen, Screenings und Rundgängen war auch so ein Aha-Erlebnis“, fügt Corcode hinzu. „Ich war vor allem davon beeindruckt, dass alle Experten der Branche und die großen Namen direkt vor mir standen, die Möglichkeiten waren quasi unendlich.“
Trinhs größte Erkenntnis aus der Zeit beim Visa war es, dass man immer „die Betrachter im Hinterkopf haben muss“. „Ich habe gelernt, keine Drucke zu einem Portfolio-Review mit einem Redakteur einer Nachrichtenagentur mitzubringen. Bei der Nachrichtenfotografie kommt es auf Geschwindigkeit, Metadaten und Nachrichten an. Bei einem Portfolio-Review mit einer Nachrichtenagentur möchtest du unter Beweis stellen, dass du schnell agieren und Fotos gestalten kannst und deine Ausrüstung gut kennst. Das heißt, dass du Fotos schnell bearbeiten kannst und deine Adobe Lightroom-Alben sortiert sind. Das lässt sich nur schlecht mit einem Druck vermitteln“, erklärt Trinh. „Jeder Redakteur sieht deine Arbeit anders. Und nur, weil sie jemandem nicht gefällt, bedeutet das nicht gleich, dass sie schlecht ist – sondern, dass es einfach nicht für diese Anforderungen passt.“
Hamburg: Reviews und Ausblick in die Zukunft
Es unter die fünf Teilnehmer am Hamburg Portfolio Review zu schaffen, war schon eine tolle Leistung, aber das Erlebnis selbst brachte noch mehr Vorteile. „Es war einfach fantastisch, meine Arbeit als Teil der Premiere zu sehen“, sagt Trinh. „Das war nicht nur für mich als Fotograf eine Ehre, sondern auch für alle, die mir vertraut haben und deren Story ich dokumentieren durfte. Fotos von Verteidigern von indigenem Land bei einem europäischen Foto-Event zu sehen, ist etwas, das ich mir in Zukunft öfter wünschen würde.“
Und auch Corcode war ähnlich begeistert darüber, dass ihre Arbeit ausgestellt wurde, und erwähnt die engen Freundschaften, die sich innerhalb der Gruppe entwickelt haben. „Es fühlt sich wie eine Familie an“, sagt sie.
Zurück im Studium bereiten sich die Studierenden jetzt auf ihr Leben nach dem CSDP vor. Mahdy plant eine anstehende Ausstellung seiner Fotodokumentation mit Schwerpunkt auf sozialer Gerechtigkeit in Kairo. Trinh nutzt die finanzielle Unterstützung und Sachleistungen aus dem Programm für die Arbeit an einem neuen Projekt in Vietnam. „Ich hätte mir die Canon EOS R5 niemals leisten können“, sagt er. „Als lebenslanger Canon Benutzer hatte ich schon seit langer Zeit damit geliebäugelt! Das Ausrüstungs-Sponsoring und die Förderung von Canon sind eine unglaubliche Chance für mich.“
Michele Spatari: vom Fotografiestudenten zum Profi
Die Teilnehmer empfehlen anderen Studierenden auf jeden Fall die Bewerbung für 2023. „Bewirb dich mit einem Projekt, an das du glaubst“, rät Trinh. „Deine Arbeit ist ein Teil von dir. Wenn andere sie sehen, sollten sie eine Vorstellung davon bekommen, wer du als Fotograf bist. Versuch nicht, jemand zu sein, der du nicht bist, oder einen Style zu kopieren, von dem du denkst, dass du es mit ihm „schaffen“ könntest. Das wird gleich durchschaut.“
Corcode ermutigt potenzielle Bewerber dazu, sich auf den Prozess zu konzentrieren. „Bei diesem Erlebnis gilt: Der Weg ist das Ziel“, sagt sie. „Dann geschieht das Wunder!“
Branchenexperten teilen auf Shutter Stories unbequeme Wahrheiten für Fotografiestudenten:
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