In voller Blüte: Die Entstehung eines preisgekrönten persönlichen Fotoprojekts

Die Neugeborenen- und Mutterschaftsfotografin Kelly Brown hat sechs Monate lang an einer Reihe von unvergesslichen Drucken für ein Auszeichnungsgremium gearbeitet. Hier offenbart sie den zugrundeliegenden Prozess.
Ein Baby schläft eingekuschelt in der Mitte einer großen Kunstblume in einem Foto von Kelly Brown, aufgenommen mit einer Canon EOS R5.

Die Fotografin Kelly Brown hat dieses preisgekrönte Foto – Teil einer Serie von 20 Bildern – mithilfe ihrer Assistentin (und gleichzeitig Schwester) aufgenommen, die die ganze Zeit über an der Seite des Babys war. „Sie konzentriert sich uneingeschränkt auf das Baby, sodass ich mich voll und ganz den kreativen Aspekten widmen kann“, erklärt Kelly. „Dadurch kann ich beispielsweise den Blick vom Baby abwenden, um eine Blüte neu anzuordnen, oder die beste Position für den Kamerawinkel zu finden.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 28-70mm F2L USM Objektiv bei 38 mm, Verschlusszeit 1/200 Sek., Blende 1:5,6 und ISO 100. © Kelly Brown

„Ich halte es für sehr wichtig, dass Profifotografen persönliche Projekte haben, denen wir nachgehen und die wir zum Ausbau unserer Fähigkeiten nutzen können“, sagt Neugeborenenfotografin Kelly Brown. „Man kommt an einen Punkt in seiner Karriere, an dem man denkt: ‚Das ist toll, ich liebe es‘, und dann: ‚Woran wage ich mich als nächstes?‘“

Kelly lebt im australischen Brisbane und konzentriert sich seit 14 Jahren auf die Arbeit im Bereich Neugeborene und Mutterschaft. Sie hat sich mit ihren wunderschönen, sorgfältig angefertigten Bilder international einen Namen gemacht. Die hohe Qualität ihrer Fotografie findet branchenweit Anerkennung, und sie ist Canon Master in Australien sowie Canson® Infinity Ambassador.

Neben ihrer professionellen Fotografie führte Kellys Suche nach neuen Wegen, sich kreativ herauszufordern, im Jahr 2022 zur Einreichung mehrerer Arbeiten an ein Gremium der Society of Wedding and Portrait Photographers (SWPP), das über die Vergabe eines Stipendiums entschied.

Kelly besaß bereits ein SWPP-Stipendium, das ihr jedoch für eine Reihe von Auftrags- und Privatarbeiten über das Mutterdasein im Allgemeinen verliehen wurde, darunter auch Neugeborenenfotos. Diesmal wollte sie auf höchster Ebene speziell für ihre Neugeborenenfotografie anerkannt werden. „Ich wollte ein Werk schaffen, das im Grunde alles repräsentiert, was ich in den letzten zehn Jahren gemacht habe; etwas mit einem künstlerischen Ansatz erschaffen, das nur für mich ist“, erklärt sie.

Um dieses Ziel zu erreichen, entschied Kelly sich für ein ambitioniertes Projekt, in dessen Rahmen sie 20 Bilder präsentieren würde, die jeweils ein neugeborenes Baby im Inneren einer riesigen weißen Blume zeigen. Sie wurde durch ein Foto aus einem Modemagazin, auf dem ein Model vor einer großen, weißen Blume abgebildet ist, zur Aufnahme dieser Reihe inspiriert. Sie hatte das Gefühl, dass Blumen das ideale natürliche Setting für eine Reihe von Neugeborenenporträts sein würden.

„Für mich sind Blumen eine großartige Repräsentation neuen Lebens und neuer Anfänge“, sagt sie. „Sie sind zart wie ein neugeborenes Baby, und sie sind alle unterschiedlich, sogar innerhalb derselben Art. Jede Blume ist einzigartig, wie ein Baby.“ Sie hielt Weiß für die ideale Blumenfarbe, da es das Gefühl von Unschuld auf den Bildern verstärken und nicht von den Babys ablenken würde.

Doch obwohl die Blume auf dem Bild, das sie inspiriert hatte, computergeneriert war, beschloss Kelly, jede Blume in ihrer Reihe selbst zu entwerfen, von Hand zu fertigen und zu bemalen.

Ein Techniker mit weißen Handschuhen reinigt den Sensor einer Canon Kamera.

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Ein Baby bettet seine Hände unter dem Kinn, während es im Inneren einer großen weißen Blume schläft, in einem Foto von Kelly Brown, aufgenommen mit einer Canon EOS R5.

Für Kelly kommt es bei der Neugeborenenfotografie völlig darauf an, den Familien eine perfekte Erfahrung zu bereiten. „Mein geschäftlicher Erfolg ist auf Mundpropaganda und wiederkehrende Kunden zurückzuführen“, sagt sie. „Man lernt die Familien auf einer sehr persönlichen Ebene kennen, wenn sie immer wieder zurückkehren. Die Beziehung und die Verbindung, die ich zu meinen Kunden aufgebaut habe, sind sehr wichtig. Sie sind meine größten Fürsprecher.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 28-70mm F2L USM Objektiv bei 70 mm, Verschlusszeit 1/200 Sek., Blende 1:5,6 und ISO 100. © Kelly Brown

Fotografin Kelly Brown behandelt eine große weiße Blume in Vorbereitung auf eine Reihe von Neugeborenenporträts mit Sprühfarbe.

Kelly war es wichtig, dass ihr Neugeborenenprojekt von Hand entsteht, und dass ihre Fotos möglichst kameraintern finalisiert und nicht nachbearbeitet werden. „Aus künstlerischer Sicht liebe ich es, Dinge kameraintern zu kreieren, weil wir als Fotografen so viel auf unseren Computern erledigen können“, meint sie. „Es ist dieser Teil des Ganzen, mit dem ich mich gern intensiv befasse.“ Auf diesem Bild ist zu sehen, wie Kelly wasserbasierte Acrylfarbe auf eine ihrer handgefertigten Blumen sprüht. © Garrett Hollis

Ein handgemachtes Fotoprojekt: Design und Entwurf

Eine der Hauptentscheidungen, die Kelly für diese Reihe treffen musste, lag in der Wahl der zu verwendenden Blumensorten. Sie wägte viele Optionen ab und entschied sich schließlich für welche, die so konstruiert werden konnten, dass sie ein Baby während der Aufnahme sicher tragen.

Zuallererst entwarf Kelly das Design jeder Blume und schnitt sie dann aus 3 mm dicken Schaumstoffplatten aus. Die Wahl fiel auf dieses Material, weil es weich und leicht biegbar ist. Somit bestand nicht das Risiko, dass das Baby etwas Scharfkantiges oder Gefährliches berührt. Jede Blume erhielt einen Sockel in Form einer stabilen, festen Schüssel aus Gips. Anschließend wurde jede Blüte außen an der Schüssel angebracht. Zuletzt bemalte Kelly die Blumen mithilfe einer Sprühpistole mit einer wasserbasierten Acrylfarbe. (Der komplette Prozess ist im Video unten zu sehen.)

 Newborn photographer Kelly Brown looks at her laptop inquisitively while seated at a small desk. Surrounding her are large, white, artificial flowers.

Die Bilder aufnehmen

Kelly wollte die Babys in ihren ersten Lebenswochen in ihrem Studio fotografieren. Einige Motive erhielt sie durch einen Aufruf, den sie in den sozialen Medien veröffentlicht hatte, währende andere die Kinder von regulären Kunden waren. Sie plante für jedes Shooting etwa zwei Stunden ein, um Zeit zum Füttern zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass jedes Baby sich entspannen und wohlfühlen konnte.

Alle Bilder wurden mit derselben Ausrüstung aufgenommen: Einer Canon EOS R5 Kamera mit einem Canon RF 28-70mm F2L USM Objektiv. Für die Beleuchtung nutzte Kelly einen 800-W-Blitzkopf mit einer 150-mm-Octabox, um ein sanftes, gleichmäßiges Licht zu erzeugen, das zudem von großen Styroporreflektoren zurückgeworfen wurde.

Wenn Kelly mit älteren Babys arbeitet, die mitunter sehr aktiv sein können, nutzt sie den AF mit Augenerkennung der EOS R5, um den Fokus auf das Gesicht des Babys festzulegen. In diesem Fall jedoch wählte sie die Kamera hauptsächlich wegen des 45-MP-Sensors.

„Bei diesem Projekt, und vor allem bei der Aufnahme komplett weißer Blumen vor weißem Hintergrund, bestand kein Zweifel daran, dass ich die Canon EOS R5 schlichtweg aufgrund ihres Detailgrads verwenden würde“, sagt sie. „Die Schaumstoffblumen hatten eine flache Oberfläche mit ein wenig Textur, vor allem nach dem Bemalen. Mir fiel jedoch auf, dass ich beim Hineinzoomen in die hochaufgelösten Dateien auf meinem Computer jedes gewünschte Detail sehen konnte.“

Kelly meint, dass sie das Canon RF 28-70mm F2L USM Objektiv immer nutzt, wenn sie Babys fotografiert. „Dieses Objektiv verleiht mir sehr viel Flexibilität“, erklärt sie. „Ich verwende es bei der längsten Brennweite für 90 % meiner Aufnahmen, damit ich Bilder mit möglichst wenig Verzerrung erhalte. Bei der Aufnahme großer Requisiten, vor allem von oben – wie in diesem Fall – musste ich aber möglichst weit herauszoomen, um die gesamte Blume in einem Bild zu erfassen. Diese Vielseitigkeit der Brennweiten war wirklich wichtig.“

Nahaufnahme einer Erwachsenenhand, die die Hand eines neugeborenen Babys hält.

Kleine Wunder: Die Entstehung eines persönlichen Projekts zu Frühgeborenen

Giulio Di Sturco erzählt von seinem emotionalen neuen Film über die faszinierende Welt der Neugeborenen-Intensivpflege, den er mit einer Canon EOS C70 aufgenommen hat.
Ein Baby schläft eingekuschelt im Inneren einer großen weißen Blume in einem Foto von Kelly Brown, aufgenommen mit einer Canon EOS R5.

Für diese Bilderreihe hat Kelly ihren Aufnahmestil ein wenig verändert. „Normalerweise mache ich Aufnahmen mit einer Blende von 1:2 oder 1:2,8. Diese Blumen waren jedoch sehr detailliert, und es ist Weiß auf Weiß, daher musste ich in der Lage sein, all diese Details zu drucken“, sagt sie. „Ich habe also die Mehrheit davon mit 1:5,6 und einige andere, die etwas tiefer waren, mit 1:8 aufgenommen. Dadurch war alles durchgehend schön scharf.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 28-70mm F2L USM Objektiv bei 62 mm, Verschlusszeit 1/160 Sek., Blende 1:5,6 und ISO 100. © Kelly Brown

Der Druck des Projekts

Kelly verwendete ihren Hauptdrucker, den imagePROGRAF PRO-4000, zur Ausgabe der Bilder. „Ich habe ihn in den letzten fünf Jahren zum Drucken all meiner prämierten Bilder verwendet, und zwei davon erhielten 100 Punkte – die maximal erreichbare Punktzahl“, sagt sie. „Der Detailgrad, den er produzieren kann, ist sehr wichtig, um solche Punktzahlen zu erreichen.“

Auch die Wahl das Papiers ist entscheidend, um das bestmögliche Endresultat zu erhalten. Das gilt umso mehr, wenn man mit Babys mit verschiedenen Hauttönen arbeitet, und Kelly entschied sich für das reinweiße Papier Canson Infinity ARCHES BFK Rives. „Das ist ein mattes Papier mit einer wunderschönen weichen Textur, und ich finde es phänomenal, welchen Detailgrad es erzeugen kann“, sagt sie. „Mit ein wenig zusätzlicher Struktur durch die Papierwahl kann etwas wirklich Überragendes produziert werden. Das Reinweiß hat meiner Meinung nach dafür gesorgt, dass die weißen Blumen richtig hervorstechen, weil es keine zusätzlichen Farben oder Töne enthielt.“

Fotografin Kelly Brown präsentiert ihre Reihe von Neugeborenenporträts, die ihr ein Stipendium von der Society of Wedding and Portrait Photographers eingebracht haben.

Hier zeigt Kelly die Projektbilder, wie sie der Jury der Society of Wedding and Portrait Photographers dargeboten wurden. Jeder Druck wurde mit einem weißen Passepartout und einem ovalen Rahmen ausgestellt, der gleichzeitig zum Schutz der Drucke auf ihrem Weg von Australien ins Vereinigte Königreich diente. „Das Oval passte wunderbar in den Rahmen und harmonierte sehr gut mit der Form der Blumen“, sagt Kelly. © Garrett Hollis

Das Ende der kreativen Reise

Nach sechs Monaten Arbeit an dem Projekt war Kelly bereit, die 20 von ihr angefertigten Drucke zur Beurteilung an die SWPP-Jury zu senden. Sie hatte den gesamten kreativen Prozess mit den Mitgliedern ihrer Online-Plattform für Fotografie-Weiterbildung geteilt, von denen viele an der Jurywertung auf der jährlichen Konferenz der Societies of Photographers in London teilnehmen konnten. Kelly gibt zu, vor der Ergebnisverkündung nervös gewesen zu sein.

„Bei der Entwicklung eines persönlichen Projekts bestehen viele Selbstzweifel, und diesen Prozess zu teilen, kann einschüchternd sein“, sagt Kelly. „Doch meinen Mitgliedern gefiel es, zu sehen, wie ich mich aus meiner Komfortzone herausbewegen und etwas anderes erschaffen konnte.

„Ich teilte im Laufe des Prozesses die Höhen und Tiefen, zeigte aber auch, dass wir alle auf Herausforderungen treffen, ganz gleich, wie erfahren wir sind. Es geht darum, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen“, fährt sie fort. Als die SWPP-Jury Kellys Projekt bewertete, war sie sich einig, Kelly ein Stipendium für ihre bemerkenswerte Bilderreihe zu verleihen.

Kelly meint, sie hätte eine Mischung aus Erleichterung und Stolz über das Ergebnis empfunden. „Ich war sehr erleichtert, weil der Prozess von Herausforderungen durchzogen war. Außerdem haben mich so viele Leute auf der Reise begleitet, und ich wollte nicht vor ihnen versagen. Doch vor allem war ich stolz darauf, etwas erreicht zu haben, das ich mir vorgenommen hatte.

„Wenn man so etwas macht, weiß man nie, was am Ende dabei herauskommt – man kann nicht davon ausgehen, erfolgreich zu sein. Rückblickend war es eine unglaubliche Erfahrung.“

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