Es mag seltsam klingen, den Blitz bei Tageslicht einzusetzen, aber er gehört zu den nützlichsten Techniken, die Fotografen zur Verfügung stehen, da er Porträtaufnahmen enorm verbessern kann. Der Blitz bei Tageslicht wird häufig als Aufhellblitz bezeichnet, weil er Schattenbereiche aufhellt und Details im Motiv hervorhebt.
BLITZ
Aufhellblitz
Vollautomatisch
Wenn deine Kamera über einen internen Blitz verfügt, ist es unglaublich einfach, den Aufhellblitz zu verwenden. Aktiviere einfach den vollautomatischen Aufnahmemodus (automatische Motiverkennung, „grünes Quadrat“), und klappe den Blitzkopf aus. Wenn du dann das Foto aufnimmst, löst die Kamera den Blitz mit genau der richtigen Lichtmenge aus und liefert so ein perfektes Bild.
Das funktioniert wie folgt. Die Kamera teilt die Szene im Sucher in eine Reihe von Zonen ein und ermittelt in jeder Zone einen separaten Messwert. Wenn der Messwert aus der Bildmitte am stärksten ist oder sich die einzelnen Werte kaum unterscheiden, bleibt der Blitz inaktiv. Wenn jedoch der mittlere Messwert schwächer ist als die Messwerte in der Umgebung, geht die Kamera davon aus, dass das Motiv von hinten beleuchtet wird, und setzt den Blitz zur Beleuchtung ein.
Natürlich ist das System nicht perfekt. Es kann Situationen geben, in denen der zentrale Motivbereich dunkel ist, der Aufhellblitz aber nicht geeignet ist. In diesem Fall kannst du in einen anderen Modus wechseln, um die automatische Aufhellblitzfunktion zu deaktivieren.
In der Regel ist es jedoch besser, den umgekehrten Weg zu gehen. Anstatt den Vollautomatikmodus zu aktivieren und dann den Aufhellblitz auszuschalten, kannst du ihn auch einfach nur dann einschalten, wenn du ihn benötigst. Situationen, in denen der Aufhellblitz von Vorteil ist, sind einfach zu erkennen. Dann kannst du ihn genau zum richtigen Zeitpunkt auslösen.
Der Zweck des Aufhellblitzes besteht darin, dem Sensor die richtige Belichtung für Tageslicht zu bieten und gleichzeitig eine ausreichende Blitzbelichtung zu erzielen, um Details in den Schattenbereichen des Motivs zu erkennen. Zu wenig Blitz lässt Schattenbereiche dunkel, während zu viel Blitz das Bild künstlich wirken lässt. In der Vergangenheit waren für gute Aufnahmen mit Aufhellblitz Messungen und Berechnungen nötig. Heute jedoch übernimmt die EOS Kamera die ganze Arbeit für dich. Du musst nur noch einen geeigneten Aufnahmemodus auswählen (mehr dazu gleich), und die Kamera berechnet von selbst die richtige Verschlusszeit oder Blendeneinstellung für ein ausgewogenes Tageslicht-Bild mit Blitz.
Interner Blitz
Interne Blitzelemente sind zwar äußerst nützlich, allerdings nicht sehr leistungsstark. Die Leitzahl beträgt höchstens 12 (ISO 100, Meter). Wenn du die Leitzahl durch die für die Kamerabelichtung verwendete Blende dividierst, erhältst du die maximale Motiventfernung oder die „Reichweite“ des Blitzes. Wenn du also z. B. bei einer Blende von 1:5,6 fotografierst, sollte das Motiv, das du mit Aufhellblitz fotografieren möchtest, bei einer Einstellung von ISO 100 nicht weiter als etwa 2 Meter entfernt sein.
Sofern das Motiv nicht zu weit entfernt ist, eignet sich der in vielen EOS Kameras eingebaute Blitz perfekt für Aufnahmen mit internem Aufhellblitz. Da er sich nahe am Kameraobjektiv befindet, wirft er keine Schatten auf das Motiv, d. h. es gibt keinen Konflikt mit den Schatten, die durch Sonnenlicht entstehen.
Hier ist eine dreistufige Anleitung zur Verwendung eines internen Aufhellblitzes:
- Klappe den internen Blitz aus. Viele EOS Kameras weisen in der Nähe des internen Blitzelements einen kleinen Knopf auf, auf dem ein Blitzsymbol zu sehen ist. Drücke diesen Knopf, und der Blitzkopf wird ausgeklappt. Wenn kein Knopf vorhanden ist, kannst du den Blitz einfach mit den Fingern nach oben klappen.
- Wähle den Zeitautomatik-Aufnahmemodus (Av). Stelle die Blende auf 1:5,6 oder 1:8 ein. Vergewissere dich, dass die im Sucher angezeigte Verschlusszeit nicht blinkt (wenn dies der Fall ist, passe die Blendeneinstellung an, bis die Anzeige des Werts kontinuierlich ist).
- Richte die Kamera so aus, dass sich dein Motiv in der Mitte der Bildanzeige befindet, und drücke den Auslöser. In den meisten Situationen nimmt die Kamera automatisch ein gut belichtetes Bild auf, bei dem das Tageslicht mit dem Blitz ausgeglichen wird. Wenn du mit der Aufnahme von Bildern mit Aufhellblitz fertig bist, drücke den Blitzkopf nach unten, um ihn zu schließen.
Verwendung eines Speedlite
Ein Speedlite ist eine großartige Alternative zu einem internen Aufhellblitz. Wenn deine Kamera über einen internen Blitz verfügt, wird beim Anbringen eines Speedlite ein Schalter (im Blitzschuh) aktiviert, der das Aufklappen des internen Blitzelements verhindert.
Speedlites sind leistungsfähiger als interne Blitzelemente. Der Speedlite 600EX II-RT zum Beispiel hat eine maximale Leitzahl von 60 (ISO 100, Meter), was bedeutet, dass Motive in einer Entfernung von etwa 10 Metern vor der Kamera beleuchtet werden können. Im Freien ist die Reichweite zwar etwas geringer, aber immer noch weitaus größer als beim internen Blitz.
Wenn ein Speedlite an eine EOS Kamera angeschlossen und eingeschaltet ist, wird dieses jedes Mal ausgelöst, selbst dann, wenn die Kamera den internen Blitz im Vollautomatik-, Porträt- oder Nahbereichsmodus nicht automatisch aktivieren würde.
Der bequemste Kameraaufnahmemodus für Aufhellblitz mit einem Speedlite ist die Programmautomatik (P). In diesem Modus stellt sich die Blitzleistung automatisch so ein, dass eine gute Balance zwischen Blitzbeleuchtung und Umgebungslicht erreicht wird.
Im Freien hängt die Leistung des Aufhellblitzes von den Aufnahmebedingungen ab. Mit niedrigeren Lichtstufen (ungefähr unter EV 10) entspricht die Blitzleistung der Aufnahme eines Motivs in Innenräumen in der gleichen Entfernung. Oberhalb von EV 10 wird die Blitzleistung allmählich geringer, bis zu einem Maximum von -1,5 Blendenstufen bei EV 13 und darüber (-2 Blendenstufen bei E-TTL- und E-TTL II-Blitzautomatik). Diese Reduzierung bei Blitzautomatik trägt zu einer besseren Ausbalancierung von Tageslicht und Blitzbeleuchtung bei hellem Sonnenlicht bei.
Aufnahmemodi
Die meisten Aufnahmemodi einer EOS Kamera können mit Aufhellblitz verwendet werden. Hier ist ein Leitfaden, welchen der Aufnahmemodi du verwenden solltest und weshalb.
• Vollautomatischer Modus (Automatische Motiverkennung): Wie bereits erwähnt, aktiviert der vollautomatische Modus den internen Blitz, wenn die Kamera entscheidet, dass ein Blitz erforderlich ist. Dies geschieht sowohl bei schlechten Lichtverhältnissen als auch bei Gegenlicht. Das ist in Ordnung, wenn du in Eile bist und eine schnelle und einfache Möglichkeit benötigst, mit Aufhellblitz zu fotografieren. Du erhältst allerdings keine kreative Kontrolle.
• Programmautomatik (P): Dies ist ein guter Modus für einfache Aufnahmen mit Aufhellblitz. Wie im vollautomatischen Modus stellt die Kamera Verschlusszeit und Blende automatisch ein, überlässt dir jedoch die Wahl, ob du den Blitz verwenden möchtest oder nicht. Wenn du den internen Blitz ausklappst, wird er ausgelöst. Andernfalls nicht. Du kannst allerdings auch ein Speedlite anbringen und einschalten.
Sowohl im vollautomatischen Modus als auch in der Programmautomatik (P) ist die Verschlusszeit mit Blitz auf zwischen 1/60 Sekunde und der Blitzsynchronisationszeit der Kamera begrenzt (je nach Kamera zwischen 1/90 und 1/250 Sekunde). Dies ist ein Schutzmechanismus, der in neueren Kameras integriert ist, um zu verhindern, dass Bilder durch Verwacklungen bei längeren Verschlusszeiten unbrauchbar werden. Meist wird eine niedrige Zeit eingestellt. Die höheren Zeiten kommen nur bei wirklich hellem Tageslicht zum Einsatz. Dabei ist 1/60 Sekunde jedoch eine perfekte Belichtungszeit für Aufhellblitz.
• Blendenautomatik (Tv): Mit der Blendenautomatik (Tv) wählst du die Verschlusszeit aus, und die Kamera stellt automatisch die Blende für eine korrekte Belichtung bei Tageslicht ein. Die Kamera lässt nicht zu, dass du eine Verschlusszeit wählst, die höher ist als die Blitzsynchronisationszeit der Kamera – wenn du es versuchst, stellt sie sie auf die Synchronisationszeit ein.
• Zeitautomatik (Av): Das ist ein guter Aufnahmemodus für kreatives Fotografieren mit Aufhellblitz. Mit der Zeitautomatik (Av) wählst du die Blende und überlässt der Kamera die Einstellung der Verschlusszeit. Bei der EOS R und allen EOS Kameras, die seither auf den Markt kamen, gilt im Av-Modus derselbe Schutzmechanismus, wie bereits für den vollautomatischen Modus und die Programmautomatik beschrieben. Die Verschlusszeit ist also begrenzt. Ältere Kameras können bis auf 30 Sekunden heruntergestellt werden. Die Blende ist eine der Hauptbestimmungsfaktoren der Schärfentiefe (wie viel vor und hinter dem Schärfepunkt scharf ist).
Allerdings hast du keine vollständige Kontrolle über die Blende. Wenn du an einem hellen Tag eine sehr weite Blende einstellst, kann die Kamera möglicherweise keine Verschlusszeit wählen, die schnell genug für eine korrekte Belichtung bei Tageslicht ist. Das Ergebnis ist ein überbelichtetes Bild. Du kannst dies vermeiden, indem du den im Sucher angezeigten Verschlusszeitwert vor der Aufnahme überprüfst. Wenn der Wert blinkt, bedeutet das, dass du dich außerhalb des Bereichs befindest und eine kleinere Blende einstellen solltest.
Wenn du eine sehr kleine Blende einstellst, kann es vorkommen, dass die Kamera eine lange Verschlusszeit wählt, insbesondere wenn die Sonne nicht scheint. Du solltest eine korrekte Belichtung erhalten, aber die lange Verschlusszeit kann bedeuten, dass du ein Stativ verwenden musst, um die Auswirkungen von Verwacklungen zu vermeiden.
• Manueller Modus (M): Hier kannst du sowohl die Verschlusszeit als auch die Blende unabhängig von der Kamera einstellen, während die Belichtung mit voller Blitzautomatik beibehalten wird. Das ist sehr nützlich für verschiedene Blitztechniken – allerdings nicht mit dem Aufhellblitz. Bei den meisten Kombinationen aus Verschlusszeit und Blende werden Blitz und Tageslicht nicht ausgeglichen. Verwende stattdessen die Zeitautomatik (Av).
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