Top-Tipps für einzigartige Street-Fotos

Die Street-Fotografie hat sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt – heute ist sie experimenteller und lässt sich von anderen Genres inspirieren, sagt Andres McNeill.
Die von hinten aufgenommene Gestalt läuft über eine lange Hängebrücke auf eine Reihe hoher Gebäude zu. Aufgenommen vom Street-Fotografen Andres McNeill.

Die Street-Fotografie gibt es schon so lange, wie es Kameras gibt, die man mit sich tragen kann. Zwar umfasst dieses Genre eine breite Palette an Fotografie-Stilen, aber man kann es grob so definieren: nicht inszenierte Bilder, die in der Öffentlichkeit aufgenommen werden. Die meisten halten den New Yorker Stil der 1960er bis 1980er Jahre für den Inbegriff der Street-Fotografie – dynamische Aufnahmen, die manchmal direkt auf die Gesichter der Menschen gerichtet sind. Doch wie alle Arten der Fotografie, hat sich auch diese weiterentwickelt.

In einer Zeit, in der jeder ein Smartphone in der Tasche hat, unterscheidet sich die ernst zu nehmende Street-Fotografie durch die hohe Qualität der mit einer Kamera gemachten Aufnahmen und die Kreativität. Die Aufnahmen orientieren sich vielleicht an dem oben genannten Stil, aber die moderne Street-Fotografie hat einen ganz persönlichen Stil.

Ein gutes Beispiel ist Andres McNeill. Er lebt in Glasgow im Vereinigten Königreich und hat sich mit seinen dramatischen, von der Architektur inspirierten Aufnahmen der schottischen Stadt jede Menge Follower auf Social Media aufgebaut. Für Andres stehen die Gebäude an erster Stelle, dann kommen die Menschen.

Hier verrät er seine Tipps für das Fotografieren auf der Straße.

1. Beobachte die Welt um dich herum

Zwei Personen mit Regenschirmen gehen vor einem großen, imposanten Gebäude. Aufgenommen vom Street-Fotografen Andres McNeill.

Andres lässt sich zwar von der Architektur inspirieren, aber er bezieht auch gerne Menschen in seine Fotografie ein, um Bewegung und Persönlichkeit hinzuzufügen und der Aufnahme so mehr Leben zu geben. Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 und einem Canon Adapter EF-EOS R mit einem Canon EF 70-200mm f/4 L IS USM Objektiv bei 200mm, 1/800 Sek., F4 und ISO 400. © Andres McNeill

Ein älterer Mann, der mit einem Stock über den Bürgersteig geht, der vor den roten Ziegelwänden eines Hochhauses ganz klein wirkt. Aufgenommen vom Street-Fotografen Andres McNeill.

Die Straßenmarkierungen und die Metallbeschläge an der Außenseite des Gebäudes tragen dazu bei, den Blick des Betrachters auf die ältere Person zu lenken, die mit ihrem Stock an den imposanten roten Backsteinmauern entlanggeht. Aufgenommen mit einer Canon EOS R8 und einem Canon RF 28mm F2.8 STM Objektiv bei 1/800 Sek., F2.8 und ISO 100. © Andres McNeill

Wenn Andres zu einem Shooting aufbricht, vermeidet er es bewusst, zu viel darüber nachzudenken, wohin er geht, und reagiert stattdessen auf das, was er sieht. Allerdings hat er ein sehr gutes Gespür für das, was er sucht. „Ich würde sagen, dass ich mich ein wenig von vielen Street-Fotografen unterscheide, weil ich bei meinen Aufnahmen die städtische Architektur berücksichtige“, erklärt er. „Ich zeige gern Größenverhältnisse. Ich mag es, ein massives Gebäude und dann Menschen im Vordergrund zu haben, um einen Kontrast zu schaffen.“

Andres wandert umher, bis er einen Ort findet, von dem er glaubt, dass er eine aussagekräftige Bildkomposition ergibt. Dann macht er seine Kamera bereit und wartet einfach ab. „Ich suche mir ein schönes Gebäude als Hintergrund, und die Person, die davor steht, ist fast zweitrangig“, sagt er. Ein ideales Motiv basiert oft auf einer visuellen Wiederholung oder einem Zufall: „eine Person in einem grünen Oberteil, die neben einem Plakat mit einem Bild einer Person in einem grünen Oberteil steht, solche Dinge.“

Wenn man Menschen in ihrem Umfeld fotografiert, ist es wichtig, einen Haupt-Fokuspunkt zu haben – etwa die Augen des Hauptmotivs, das Gesicht einer zentralen Person in einer Menge oder eine Person, die einfach durch die Straße eilt.

2. Finde einen Stil, der dich inspiriert

Zwei verzierte Gebäude im Schatten rahmen ein drittes Gebäude ein, das in diesem von unten aufgenommenen Street-Foto im Sonnenlicht liegt.

Ein Vorteil der Verwendung hoher Gebäude als Rahmen im Bild ist, dass man mit diesem Setup immer eine gute Aufnahme hinbekommt. „Man kann sogar mittags fotografieren, was normalerweise ein Albtraum für Fotografen ist, weil die Sonne dann so intensiv ist. Aber man kann damit immer einen schönen Kontrast von Licht und Schatten finden“, sagt Andres. Aufgenommen mit einer Canon EOS R8 und einem Canon RF 28mm F2.8 STM Objektiv bei 1/250 Sek., F2.8 und ISO 200. © Andres McNeill

Eine Person wartet auf einem Bahnsteig und beobachtet einen vorbeifahrenden Zug. Die Person ist vollständig scharf, während der Zugwaggon unscharf ist.

Andres macht gerne Bilder, die aussehen als wären sie aus einem Kinofilm ausgeschnitten, weil das einen „nostalgischen Look erzeugt – fast wie das Glasgow meiner Kindheit“, erzählt er. Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 und einem Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM Objektiv bei 1/6 Sek., F4.5 und ISO 100. © Andres McNeill

Das Kino ist ein wichtiger Berührungspunkt für Andres, der sein Bild „fast wie die Anfangsszene in einem Film“ komponiert.

Er betont, dass es in der heutigen Street-Fotografie kein Regel gibt, die für alle passt. Was Andres am meisten ins Auge sticht, sind die Formen und Muster von Gebäuden, seien es viktorianische Bauten aus dem 19. Jahrhundert oder die Strukturen des Brutalismus, den man gelegentlichen in Glasgows Straßen findet. Er sagt: „Ich bin ein großer Fan von Führungslinien, bei denen die Linien eines Gebäudes zu einem Motiv führen. Manchmal zeigen meine Bilder auf beiden Seiten ein Gebäude und dann in der Mitte eine Person oder vielleicht ein Taxi, das auf mich zukommt.

„Es gibt einfach so viele Möglichkeiten, sich dem Thema zu nähern“, fügt Andres hinzu. „Früher haben wir immer mit 35mm-Objektiven fotografiert, manchmal aus der Hüfte, aus nächster Nähe, während wir heute eine Vielzahl von Brennweiten verwenden. Wenn du eher introvertiert bist, kannst du gut ein 85mm- oder 200mm-Objektiv verwenden und von der anderen Straßenseite aus fotografieren, um einen Moment einzufangen, den du mit 35mm vielleicht verpassen würdest.“

3. Suche kreative Perspektiven

Bei der Aufnahme aus der Position unter einer Brücke vom Street-Fotografen Andres McNeill, spiegeln sich ein Gebäude und Bäume in einer großen Wasserpfütze auf der Straße.

Andres hat eine eigentlich unauffällige Szene interessant gemacht, indem er den Boden und die Unterseite der Brücke als natürlichen Rahmen verwendet und dafür gesorgt hat, dass man das Gebäude und die Bäume in der großen Pfütze auf der Straße als Spiegelung sehen kann. Aufgenommen mit einer Canon EOS R8 und einem Canon RF 28mm F2.8 STM Objektiv bei 1/1.000 Sek., F3.5 und ISO 100. © Andres McNeill

Eine gepflasterte und gewundene Glasgower Straße von oben. Zwischen den Gebäuden sind auf beiden Seiten bunte Wimpel aufgehängt. Aufgenommen vom Street-Fotografen Andres McNeill.

Bringe Abwechslung in deine Bilder, indem du von oben auf eine Straßenszene herunter oder vom Boden aus nach oben fotografierst. Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 und einem Canon Adapter EF-EOS R mit einem Canon EF 16-35mm f/2.8 L III USM Objektiv bei 16mm, 1/160 Sek., F5 und ISO 100. © Andres McNeill

Für ganz besondere Fotos empfehlen sich Aufnahmen aus einem ungewöhnlichen Winkel oder aus einer unkonventionellen Perspektive. Eines der Dinge, die Andres an Glasgow liebt, sind die verschiedenen Perspektiven und Ebenen, die er ins Bild bringen kann, weil es so hügelig ist. Die Höhenlage eignet sich auch hervorragend für die Aufnahme von Sonnenuntergängen.

Eine andere Technik ist die Suche nach Reflexionen in Fenstern oder anderen spiegelnden Oberflächen. Neben Fenstern kann man auch gut mit Pfützen und Flüssen experimentieren, um interessante Bildkompositionen zu schaffen.

Wenn du Street-Fotos machst, solltest du dir überlegen, was die Besonderheiten der Stadt sind, und diese nutzen, um deine Bilder interessant und individuell zu gestalten.

4. Nutze das Wetter zu deinem Vorteil

Eine Person im eleganten schwarzen Anzug und mit einem großen schwarzen Regenschirm in der Hand geht mit dem Rücken zur Kamera durch eine verregnete Stadtstraße. Aufgenommen von Andres McNeill.

Der Witterungsschutz von Canon hat Andres noch nie im Stich gelassen. Dennoch packt er manchmal eine zusätzliche Regenhülle für seine Kamera ein, falls der leichte Nieselregen doch zu einem Sturzregen wird. Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 und einem Canon Adapter EF-EOS R mit einem Canon EF 70-200mm f/4 L IS USM Objektiv bei 165mm, 1/160 Sek., F4 und ISO 100. © Andres McNeill

Eine schmale Kopfsteinpflasterstraße in der Abenddämmerung. Die zwischen den Häusern aufgereihten Lampen spiegeln sich in den Wasserpfützen auf der Straße. Aufgenommen von Andres McNeill.

Oft ist es nur eine Sache des Wartens, bis man „die Aufnahme“ bekommt. Es kommt aber auch vor, dass Andres eine halbe Stunde lang an der gleichen Stelle verweilt, ohne das gewünschte Bild zu erhalten, weil z.B. niemand passend in den Bildausschnitt läuft. Wenn du aber einen interessanten Ort gefunden hast, kannst du ja jederzeit an einem anderen Tag dorthin zurückkehren. Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 und einem Canon Adapter EF-EOS R mit einem Canon EF 70-200mm f/4 L USM Objektiv bei 1/250 Sek., F4.5 und ISO 3.200. © Andres McNeill

Glasgow hat zwar eine schöne bauliche Umgebung, ist aber auch eine der regenreichsten Städte Großbritanniens. Das macht Andres nichts aus. Er prüft die Wettervorhersage sogar in der Hoffnung auf Regen. „Meine Freunde und meine Familie finden das gar nicht gut“, lacht er.

„Auf den Bildern der Kameras des EOS R Systems kann ich aufgrund der hohen Auflösung jeden Regentropfen sehen“, fügt er hinzu. „Der Regen verleiht den Bildern einen ganz anderen Look als ein Sommertag. Es ist eher ein stimmungsvoller Look.“ Außerdem sind Regenschirme tolle Requisiten.

5. Respektvoll sein

Auf diesem Street-Foto von Andres McNeill fährt ein Radfahrer auf einer Kopfsteinpflasterstraße vor einem prächtigen Steingebäude.

Anfangs versuchte Andres, den Street-Fotografen der Vergangenheit nachzueifern, die immer so nah wie möglich an die Motive heran gingen. „Ich mag es nicht wirklich, in den Freiraum anderer Leute einzudringen“, hat er inzwischen festgestellt. „Das ist überhaupt nicht meine Art.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R8 und einem Canon RF 28mm F2.8 STM Objektiv bei 1/500 Sek., F4.5 und ISO 100. © Andres McNeill

Es ist immer ratsam, sich über die rechtlichen Bestimmungen für die Street-Fotografie in dem Land zu informieren, in dem du fotografieren möchtest – in den meisten Ländern ist das Fotografieren auf öffentlichen Plätzen mit wenigen Ausnahmen jedoch erlaubt. Dazu gehört auch das Fotografieren von Fußgängern auf der Straße und von Menschen an öffentlichen Orten wie Parks.

Trotzdem kann es frustrierend sein, Fremde zu fotografieren. „Sei ehrlich bei dem, was du tust, und zeige deine Leidenschaft dafür“, rät Andres, der normalerweise zuerst die Aufnahme macht und dann mit der Person spricht und ihr das Foto auf dem Display seiner Kamera zeigt. Du kannst auch anbieten, die Fotos weiterzugeben oder der Person deinen Social Media Namen mitteilen, damit sie die Bilder dann online betrachten kann.

Für die meisten Menschen ist das kein Problem. Andernfalls ist es aber für Andres selbstverständlich, ein Foto zu löschen, wenn die betreffende Person ihn darum bittet.

6. Perfektioniere deine Ausrüstung für die Street-Fotografie

Hände halten eine Canon EOS R8 mit einem daran angebrachten Canon RF 28mm F2.8 STM Objektiv.

Spontane Momente und ausgefallene Szenen einfangen – das ist der eigentlich Reiz bei der Street-Fotografie. Dafür ist eine Kamera mit schnellen Reihenaufnahmen unerlässlich. Die EOS R8 kann mit ihrem elektronischen Verschluss bis 40 B/s aufnehmen und im RAW-Burst-Modus mit Pre-Recording nimmt sie 30 B/s auf. In diesem Modus beginnt die Aufnahme von RAW-Dateien bereits, wenn der Auslöser erst halb gedrückt ist.

Ihre kompakten Abmessungen und die großartigen Low-Light-Eigenschaften machen die Kameras des EOS R Systems – egal, ob Vollformat wie die EOS R8 und die EOS R6 Mark II oder APS-C-Format wie die EOS R10 und die EOS R50 – zur perfekten Wahl für die Street-Fotografie.

Andres fotografiert normalerweise mit kurzen Belichtungszeiten im Serienbildmodus. „Ich möchte das Geschehen einfrieren und die Aufnahme nicht verpassen“, erklärt er.

Traditionell werden bei der Street-Fotografie 35mm- oder 50mm-Objektive verwendet, da diese der Art und Weise, wie das menschliche Auge die Welt sieht, am nächsten kommen und sie daher eine natürliche Perspektive bieten. Das Canon RF 50mm F1.8 STM und das RF 35mm F1.8 MACRO IS STM bieten beide ein wunderschönes, weiches Bokeh, und ihre hohe Lichtstärke trägt ebenfalls zu einem filmischen Effekt bei, indem sie das Motiv isolieren, während der Hintergrund unscharf bleibt.

Wenn jedoch der Hintergrund genauso wichtig ist wie das Motiv, ist ein Weitwinkelobjektiv wohl die bessere Lösung. Das extrem kompakte Canon RF 28mm F2.8 STM bietet eine vielseitige Brennweite und eine hohe Lichtstärke, um mit Hintergrundunschärfe zu arbeiten – ein ideales Objektiv also für die Street-Fotografie. Das Allround-Objektiv Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM hat einen optischen IS, der Verwacklungsunschärfen minimiert, und es bietet dir die Möglichkeit, sowohl weite Stadtansichten als auch gezielte Street-Porträts aufzunehmen. „Manchmal zoome ich gern heran, um verschiedene Perspektiven zu schaffen“, sagt Andres.

Wenn du ein Teleobjektiv verwendest, kannst du einen gewissen Abstand zwischen dir selbst und deinem Motiv einhalten, so dass du nicht in dessen Privatsphäre eindringst. Das Canon RF 24-240mm F4-6.3 IS USM ist ein äußerst vielseitiges 10fach Zoomobjektiv, das ideal ist, wenn du ein Objektiv mit einer Brennweite für jedes Szenario suchst.

Die Street-Fotografie ist die am besten zugängliche Art der Fotografie. Du brauchst kein kompliziertes, teures Setup dafür. Auch musst du nicht nach Übersee reisen, auf Berge klettern oder wochenlang in einem Versteck sitzen, um das passende Motiv zu finden. Du brauchst nur deine Ausrüstung einzupacken, die Straßen in deiner Umgebung zu erkunden und kannst direkt loslegen. Und je öfter du das tust, umso besser werden deine Bilder. „Solange man seinen Blick noch nicht geschult hat, merkt man gar nicht, dass ständig unglaubliche Momente passieren“, sagt Andres. „Du musst einfach nur Geduld haben.“

Die faszinierenden Motive sind direkt vor deiner Haustür. Also geh raus, sei bereit und drücke den Auslöser.


Geschrieben von Rachel Segal Hamilton

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