PROJEKTE FÜR ZUHAUSE

So richtest du dein eigenes Studio Zuhause ein

Werde mit der Blitzfotografie kreativ und erfahre, wie du mit kleinem Budget großartige Porträts aufnehmen kannst.
Porträt einer Frau mit einer großen grünen Halskette und einer blauen Baskenmütze vor einem violetten Hintergrund.

Du brauchst nicht immer ein speziell ausgerüstetes Fotostudio oder eine Menge teurer Blitzgeräte, um ausgefeilte, professionell aussehende Studioaufnahmen zu machen. Mit ein paar simplen Hilfsmitteln und etwas Platz zum Fotografieren lässt sich auch Zuhause ein einfaches Studio einrichten. Hier erklären wir dir, wie du das mit einem Minimum an Ausrüstung und Kosten erreichst. Auf dem Weg dorthin zeigen wir auch einige Grundlagen der Studiotechnik mit den typischen Elementen zur Ausleuchtung und der Blitzbelichtung. Mit einfachen Tricks und der richtigen Ausrüstung machst du die unterschiedlichsten beeindruckenden Bilder – von hochwertigen Porträts bis hin zu ausgefeilten Produktaufnahmen, Stillleben und mehr.

1. Die Liste der Basis-Hilfsmittel

Eine Canon EOS RP, mit zwei Canon Speedlites, einem Stativ und einem weißen Regenschirm auf einem Holztisch.

Für den Einstieg in die Heimstudio-Fotografie benötigt man ein paar einfache Hilfsmittel – hier haben wir zwei Canon Speedlites – ein 470EX-AI und ein 600EX II-RT, eine Canon EOS RP Kamera mit einem RF 85mm F2 Macro IS STM Objektiv, ein Blitzlicht-Stativ, einen weißen Schirm zum Hindurchblitzen und einen Halter für den Schirm.

Ein Mann schaut durch den Sucher einer Canon EOS RP mit aufgesetztem Speedlite Blitzgerät.

Zum Auslösen eines externen Blitzes verwendest du entweder ein zweites Canon Speedlite Blitzgerät, einen kabellosen Blitzauslöser oder (falls kompatibel) den internen Blitz der Kamera.

Ein einfaches Heimstudio-Setup wie dieses kostet nicht die Welt und lässt sich platzsparend verstauen. Neben deiner Kamera brauchst du ein oder zwei Speedlite Blitzgeräte, die du extern aufstellen und fernauslösen kannst. Ein Blitzstativ ist ideal, aber du kannst auch etwas anderes als Ersatz verwenden, um deinen Blitz zu positionieren (der Ständer, der sich im Lieferumfang der meisten Speedlites befindet, kann z.B. auf ein Stativgewinde geschraubt werden). Ein einfacher weißer Schirm ist ein weiteres preiswertes, aber effektives Utensil, um ein schmeichelhaftes Licht zu erzeugen. Du brauchst eine Möglichkeit, den Schirm an einem Ständer zu befestigen, z.B. einen Schirmhalter. Außerdem benötigst du für den externen Blitz einen kabellosen Fernauslöser. Mit zwei kompatiblen Speedlites kannst du auch eines am Blitzschuh der Kamera befestigen und das andere dann damit auslösen. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass du die Leistung des externen Blitzgeräts auch aus der Ferne steuern kannst. Wenn deine Canon Kamera einen kompatiblen kamerainternen Blitz hat, kannst du diesen auch zum Auslösen und Steuern von externen Canon Speedlites verwenden.

2. Einen Raum aussuchen

Ein Mann, der Porträts in einem Heimstudio aufnimmt, mit einem grauen Hintergrund und einem weißen Schirm, zur Abschwächung des Blitzlichts.

Wähle einen Raum mit einer großen hellen Wand oder verwende einen provisorischen Hintergrund, damit du einen einfachen, sauberen Hintergrund hast.

Ein Raum mit einer schlichten weißen oder cremefarbenen Wand ist ideal für die Einrichtung eines Heimstudios. Wenn du keinen Raum mit einfarbigen hellen Wände hast, kannst du ein weißes Laken aufhängen oder, besser noch, in einen Pop-up-Hintergrund wie diesen investieren. Bei der Auswahl des Raums für dein Studio ist eine hohe Decke hilfreich, da du so das Licht von oben auf das Gesicht des Motivs richten kannst – was in der Regel am schönsten aussieht. Beachte, dass das Licht einen Teil der Farbe jeder Oberfläche annimmt, von der es reflektiert wird. Wenn also die Wand eine kräftige Farbe hat, kann sich das Licht, das auf dein Motiv fällt, in dieser Farbe einfärben.

Beschränke dich aber nicht auf einen ganz bestimmten Raum. Ein stilvolles Treppenhaus ist ein großartiger Ort für Gruppenaufnahmen, während Aufnahmen mit Blick von oben auf dein Motiv einige wirklich schöne und entspannte Porträtaufnahmen ergeben können.

3. Wähle ein Porträtobjektiv

Eine Canon EOS RP mit einem 85mm-Objektiv.

Ein 85mm-Objektiv wie das hier eingesetzte RF 85mm F2 Macro IS STM ist ideal für Porträtaufnahmen, da diese Brennweite eine sehr vorteilhafte Perspektive für Gesichter bietet.

Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten haben einen deutlichen Einfluss auf das Aussehen deiner Porträtaufnahme. Ein Weitwinkelobjektiv verzerrt die Gesichtszüge, indem es die Nase und die Stirn unnatürlich verlängert – besonders wenn es für Nahaufnahmen verwendet wird. Übertriebene Perspektiven sind zwar manchmal ganz interessant – aber grundsätzlich eignen sich eher längere Brennweiten für vorteilhafte Porträts. Wenn du also ein Kit-Zoomobjektiv verwendest, gehst du etwas zurück und wählst eine entsprechend längere Brennweite. Wenn du vorhast, viele Porträts aufzunehmen, solltest du auf jeden Fall ein spezielles Porträtobjektiv verwenden. Eine Brennweite von 85mm (oder ein 50mm-Objektiv an einer Kamera mit APS-C-Sensor) gilt als das perfekte Objektiv für Porträts, weil damit die Proportionen des Gesichts am schmeichelhaftesten abgebildet werden.

4. Die Abstrahlfläche der Lichtquelle vergrößern

Ein Mann in einem grünen Pullover hält ein Canon Blitzgerät auf einem Stativ und richtet es auf einen weißen Regenschirm.

Ein weißer Schirm ist preiswert, vielseitig einsetzbar und ideal für Anfänger, die bei Porträtaufnahmen das Licht weicher machen wollen.

Wie eine nackte Glühbirne ist auch der Blitz eines Speedlite eine relativ kleine Lichtquelle. Das abgestrahlte Licht wirft harte Schatten und steigert den Kontrast im Bild. Bei Porträts sollte man das Licht streuen, damit es weicher auf das Gesicht fällt – das lässt sich mit entsprechenden Hilfsmitteln erreichen. Ähnlich wie bei einem großen Fenster vergrößert beispielsweise ein Schirm oder eine Softbox die Abstrahlfläche der Lichtquelle, damit das Motiv mit sanften Schatten ausgeleuchtet wird.

Der Schirm kann entweder in Richtung deines Motivs zeigen, oder wird davon weg gedreht, um das Licht über die Decke oder Wand auf das Motiv zu reflektieren. Bei Porträts funktioniert es oft am besten, das Licht ziemlich nah am Gesicht zu positionieren, da sich so die Fläche der Lichtquelle im Verhältnis zum Motiv vergrößert.

Porträt einer Frau mit braunem Haar, deren Gesicht von einem Blitzlicht beleuchtet wird.

Die Schatten sind in diesem Bild härter, weil das Licht des Speedlite nicht gestreut wurde. Aufgenommen mit einer Canon  RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F11 und ISO 100.

Profilbild einer junge Frau mit Rollkragenpullover beim Blick in die Kamera.

Mach dir Gedanken zur Lichtquelle – z.B. direktes Sonnenlicht, Schatten, innen oder am Fenster. Positioniere das Model so, dass du das Beste aus dem natürlichen Licht machst. Wenn das Licht zu hell ist, reduziere einfach die Blendenöffnung oder verkürze die Belichtungszeit. Bei bedecktem Wetter kannst du bei Innenaufnahmen eine künstliche Lichtquelle verwenden – schau dir dazu unsere Tipps zu selbstgemachtem Beleuchtungs-Zubehör an. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem Canon RF 85mm F2 Macro IS STM Objektiv bei 85mm, 1/100 Sek., F5.6 und ISO 100.

5. Einstellung von Belichtung und Blitzleistung

Der Einstellungsbildschirm einer Canon EOS RP.

Zuerst stellst du die manuelle Belichtung ein und passt dann die Blitzleistung entsprechend an.

Eine Person passt die Einstellungen auf der Rückseite eines Canon Speedlite Blitzgeräts an, um ein Porträt aufzunehmen.

Stelle dein Canon Speedlite Blitzgerät in den manuellen Modus (M) ein – eventuell musst du verschiedene Blitzleistungen ausprobieren, wobei du mit ¼ beginnen solltest.

Die Verwendung von Blitzlicht gibt dir eine enorme Freiheit bei der Belichtung. Du kannst das Blitzgerät so einstellen, dass es das Umgebungslicht überstrahlt, oder aber beide Lichtquellen in Harmonie zueinander verwenden. Hier ist eine einfache Grundeinstellung für die Blitzbelichtung: Stelle den Blitz auf Manuell (M) und wähle eine Leistungsstufe – ¼ Leistung ist ein guter Ausgangspunkt. Was die Belichtungseinstellungen betrifft, schaltest du die Kamera in den manuellen Belichtungsmodus und stellst die Belichtungszeit auf 1/160 Sek. oder die maximale Blitzsynchronisationszeit ein.

Stelle die ISO auf 100 und die Blende auf F8 ein. Mache eine Probeaufnahme und passe dann einfach die Blitzleistung an, bis das Licht im Gesicht optimal ist. Du kannst die Leistung des Blitzes ändern, indem du entweder die Leistung anpasst – oder die Lichtquelle näher zum Motiv heran bzw. weiter weg bewegst.

6. Positionierung des Blitzes

Porträt einer Frau mit einem grauen Rollkragenpullover vor einem grauen Hintergrund, von unten beleuchtet.

Durch die Platzierung des Blitzgeräts auf der Seite wird eine „geteilte“ Beleuchtung erzeugt, bei der die gegenüberliegende Seite im Schatten liegt. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F8 und ISO 100.

Das Porträt einer Frau mit grauem Rollkragenpullover vor grauem Hintergrund, wird von links oben beleuchtet, um ein Lichtdreieck auf der rechten Wange zu erzeugen.

Wenn du den Blitz von oben links nach unten richtest, entsteht eine so genannte „Rembrandt-Beleuchtung“ mit einem attraktiven Lichtdreieck auf der rechten Wange. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F8 und ISO 100.

Ein Porträt einer Frau mit einem grauen Rollkragenpullover vor einem grauen Hintergrund, von oben beleuchtet.

Wenn der Blitz direkt über dem Gesicht gezündet wird, erhalten wir eine „Schmetterlingsbeleuchtung“, wodurch die Wangenknochen betont werden. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F8 und ISO 100.

Ein Porträt einer Frau mit einem grauen Rollkragenpullover, von unten beleuchtet.

Licht von unten wirkt eher unnatürlich, da wir es gewohnt sind, das Tageslicht von oben zu sehen. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F8 und ISO 100.

Eines der besten Dinge bei der Verwendung eines externen Blitzlichts bei Porträts ist die Kontrolle über die Bildwirkung. Die Positionierung hat einen deutlichen Effekt auf das Aussehen des Gesichts.

7. Mit der Lichtverteilung experimentieren

Ein Seitenporträt einer Frau vor grauem Hintergrund.

Wenn du ein Motiv von hinten beleuchtest, kannst du ein stimmungsvolles, Low-Key-Porträt erstellen. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F8 und ISO 100.

Porträt einer Frau, die eine große grüne Halskette trägt, vor einem grauen Hintergrund mit einem weißen Lichtkreis im Hintergrund.

Mit einem zweiten Blitzgerät, das hinter dem Motiv platziert wird, lässt sich ein interessanter Lichtfleck auf dem Hintergrund erzeugen. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F5 und ISO 100.

Wenn du mit deinen Blitzaufnahmen einen Schritt weiter gehen willst, kannst du mit einem zusätzlichen Blitz eine gezielte Änderung der Lichtverteilung vornehmen. Beispielsweise kann ein Blitz auf den Hintergrund und der andere auf das Motiv gerichtet werden. Auf eine niedrige Leistung eingestellt, erzeugt der hintere Blitz einen dezenten Lichtfleck auf dem Hintergrund. Im Gegensatz dazu kann das Hintergrundlicht auf eine hohe Leistung eingestellt werden, was dann mit strahlendem Hintergrund eine beeindruckende High-Key-Aufnahme ermöglicht. Natürlich kann der zweite Blitz auch verwendet werden, um Teile des Motivs zu betonen. Wird es zum Beispiel schräg oberhalb hinter dem Motiv positioniert, entstehen in der Frisur attraktive Spitzlichter, mit denen sich Konturen betonen lassen.

Porträt einer Frau mit einer großen grünen Halskette und einem weißen Oberteil vor einem weißen Hintergrund.

Ein zweites Blitzgerät, das hinter deinem Motiv platziert wird, kann den Blitz verstärken, um einen High-Key-Look zu erzielen. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F5 und ISO 100.

Porträt einer Frau mit einer großen grünen Halskette und einem weißen Oberteil vor einem dunkelgrauen Hintergrund.

Ein zweites Blitzgerät, das hinter deinem Motiv platziert wird, kannst du auf das Motiv richten, um ein attraktives Spitzlicht in den Haaren und Konturen zu erzeugen. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F4.5 und ISO 100.

8. Farbfilter verwenden

Ein Canon Speedlite-Blitz mit aufgesetztem rosa Filter.

Hier wird ein mit einem rosa Filter versehenes Speedlite auf einem Stativ direkt hinter dem Motiv platziert und in Richtung des Hintergrunds gedreht.

Porträt einer Frau mit blauer Baskenmütze vor violettem Hintergrund.

Die Verwendung eines Farbfilters ist eine einfache und effektive Möglichkeit, deine Aufnahme etwas lebendiger wirken zu lassen. Damit lässt sich auch der Kontrast im Bild verstärken, wenn du solche Farben verwendest, die mit deinem Motiv kollidieren. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP und einem RF 85mm F2 Macro IS STM bei 1/100 Sek., F5 und ISO 100.

Für kräftige Farben sind Farbfilter vor dem Blitz gut geeignet. Das sind preiswerte Folien aus Kunststoff, die vor dem Blitzgerät befestigt werden. Sie können entweder dazu verwendet werden, das Licht, das auf dein Motiv trifft, zu färben, oder den Hintergrund des Studios in eine interessante Farbe zu tauchen. Wenn du mit Farben experimentierst, denke darüber nach, wie man Requisiten und Outfits einsetzen kann, um das Farbschema zu ergänzen. Hierbei hilft ein Farbrad, um zu bestimmen, was am besten aussehen könnte. Hier bringt eine kräftige blaue Baskenmütze einen zweiten Farbtupfer in die Aufnahme. Du findest sicher viele Requisiten und Accessoires im Haus, die man verwenden kann, um die eigenen Porträts interessanter und charaktervoller zu machen und dir bei der perfekten Aufnahme zu helfen. Unser Artikel zur Verwendung von Alltagsgegenständen als Fotozubehör zeigt dir, wie man eine selbstgemachte Softbox für diffuse Beleuchtung oder ein Spotlight bastelt. Noch einfacher ist es, wenn man sich aus Pappe und Alufolie einen Reflektor bastelt, mit dem das Licht vom Speedlite reflektiert wird und somit die Schatten im Motivs kompensiert.



Verfasst von James Paterson

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