Fokus-Stacking ist eine Aufnahmemethode, bei der man mehrere Bilder mit leicht unterschiedlichen Fokusabständen aufnimmt („Bracketing“) und diese dann zu einem einzigen Bild zusammenfügt („Stacking“). Damit ist dann ein größerer Teil eines Motivs oder einer Szene im Fokus. Du kannst die Einzelbilder mit einer Bearbeitungssoftware oder mit dem kamerainternen Fokus-Stacking einer Canon Kamera kombinieren.
Wenn du sehr nah am Motiv fotografierst, verwendest du in der Regel eine große Blendenöffnung (niedriger Blendenwert), um so viel Licht wie möglich auf den Sensor gelangen zu lassen. Dadurch ergibt sich jedoch eine sehr geringe Schärfentiefe, wodurch ein Großteil des Motivs oder der Szene unscharf ist. Fokus-Stacking kann in der Makrofotografie eine Welt verborgener Schönheit und feinster Details offen legen, ist aber auch ideal für Landschaften, wenn eine Szene von vorne bis hinten scharf abgebildet werden soll.
Der professionelle Makrofotograf Matt Doogue verfügt über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung mit Aufnahmen für Naturpublikationen und ist Experte für das manuelle Fokus-Stacking. Mit den hochmodernen Funktionen der spiegellosen Kameras des Canon EOS R Systems lässt sich jedoch das gleiche Ergebnis ohne jegliche Bearbeitung erzielen. Mit dem kamerainternen Fokus-Stacking von EOS R7 oder EOS R10 lassen sich mit minimalem Aufwand faszinierende Nahaufnahmen machen.
Die Wahl der optimalen Makro-Ausrüstung für Einsteiger ist wichtig für das Fokus-Stacking, aber du brauchst auch praktische Möglichkeiten, es zu verwenden. In diesem Leitfaden erfährst du, wie Matt das Fokus-Stacking für beeindruckende Naturaufnahmen einsetzt – sowohl manuell als auch kameraintern. Mit ein paar Tipps dazu, wie man Makroaufnahmen macht und einer aktuellen Kamera des Canon EOS R Systems, bist du schnell in der Lage, gestochen scharfe Makroaufnahmen zu machen.
GRUNDLAGEN DER FOTOGRAFIE
Leitfaden „Fokus-Stacking“ für Einsteiger
Fokus-Bracketing
Unabhängig von der Methode, mit der du deine Bilder stapelst, besteht der erste Schritt darin, eine Reihe von Bildern mit unterschiedlichen Fokuseinstellungen aufzunehmen, um die volle Schärfentiefe des fotografierten Objekts zu erfassen. Das nennt man Fokus-Bracketing, und praktisch jede Kamera des Canon EOS R Systems verfügt über eine Funktion, die diesen Prozess automatisiert und eine Reihe von Aufnahmen macht, bei denen der Fokusabstand von Aufnahme zu Aufnahme erhöht wird, die dann zu einem Bild kombiniert werden.
„Die Bracketing-Funktion beginnt immer bei dem der Kamera am nächsten liegenden Punkt des Motivs“, erklärt Matt. „Der Fokusabstand des Objektivs wird ab dort permanent vergrößert und bei jedem im Menü eingestellten Schritt wird eine Aufnahme gemacht, wodurch die Szene Schritt für Schritt effektiv verkleinert wird.“
Du musst sicherstellen, dass das Objektiv auf Autofokus (AF) eingestellt ist – bei Objektiven ohne AF/MF-Schalter wird der AF-Modus im Kameramenü eingestellt. Es ist einfacher, wenn man ein Weitwinkelobjektiv verwendet – der gewünschte Bildausschnitt kann später zugeschnitten werden.
Matt fand das Menü für Fokus-Bracketing sehr einfach einzustellen und zu verwenden. „Wenn man erst einmal ein paar Bilder des kompletten Stapels gemacht hat, versteht man schnell, was die einzelnen Optionen bewirken“, sagt er.
Wenn du bereit bist, drückst du einfach den Auslöser, um mit der Aufnahme der Einzelbilder zu beginnen. Ein Zähler in der oberen Ecke des LC-Displays zeigt die Anzahl der verbleibenden Aufnahmen an.
Kamerainternes Fokus-Stacking
Canon EOS R7 und EOS R10 vereinfachen den Prozess, indem sie die Bildsequenz automatisch in der Kamera stapeln, so dass die Bearbeitung am Computer entfällt. „Die Möglichkeit, ein zusammengesetztes Bild in der Kamera zu erzeugen, ist ein echter Game-Changer“, sagt Matt. „Die Einzelbilder werden zusammen mit dem gestapelten Bild gespeichert, und das Ergebnis ist sofort sichtbar. Da die Kamera aber die Einzelbilder des Stapels mit speichert, kann man sie auch weiterhin selbst zusammenfügen oder einzeln verwenden.“
Das kamerainterne Fokus-Stacking ist in jedem Belichtungsmodus der EOS R7 möglich. „Ich würde empfehlen, den manuellen Modus (M) zu verwenden, da man damit die volle Kontrolle über die Einstellungen und das endgültige Aussehen des Bildes hat“, sagt Matt. „Du brauchst eine recht kurze Belichtungszeit, um Verwacklungen zu vermeiden, wenn du aus der freien Hand fotografierst, was durch die Einstellung eines höheren ISO-Werts und einer größeren Blendenöffnung kompensiert werden kann.“
Es ist eine gute Idee, zunächst eine Probeaufnahme zu machen, um sicherzustellen, dass du mit den Einstellungen zufrieden bist, und es ist auch wichtig, dass die Kamera stabil bleibt. „Ich verwende fast immer ein Stativ, wenn ich kameraintern stapele, da ich die Aufnahmen so wenig wie möglich durch unerwünschte Bewegungen beeinflussen möchte“, erklärt Matt. Dies ist jedoch nicht immer ideal für Motive, die in Bewegung sind. „In solchen Fällen helfen eine kürzere Belichtungszeit und ein höherer ISO-Wert, um ungewollte Bewegungen des Fotografen auszugleichen“, fügt er hinzu. Die kamerainterne Bildstabilisierung der EOS R7 gibt Matt zusätzlichen Spielraum für Aufnahmen aus der freien Hand.
Die Anzahl der Bilder, die du aufnehmen musst, hängt vom Motiv ab. Mit dem kamerainternen Stacking konnte Matt aber mehr als hundert Bilder von Motiven von der Größe eines Salzkorns kombinieren. „Für das Fokus-Stacking bei Landschaftsaufnahmen würde man natürlich eine kleinere Blendenöffnung und damit eine ohnehin größere Schärfentiefe einsetzen, so dass man nicht so viele Einzelaufnahmen machen muss – vor allem, weil man größere Bereiche auf einmal scharf abbildet“, erklärt er. Er fügt hinzu, dass bei Makroaufnahmen eine zu geringe Schärfentiefe beim Stacking zu Beugung – einem optischen Effekt, der die Qualität der Bilder beeinträchtigt – und zu Lichtverlust führen kann.
Wenn du keine Kamera mit integrierter Stacking-Funktion hast, kannst du deine Bilder mit einer Software wie dem kostenlosen Digital Photo Professional (DPP) von Canon kombinieren, das über ein spezielles Tool für die Schärfentiefe-Komposition verfügt. „DPP richtet die schärfsten Teile jedes Einzelbildes aus und fügt sie zusammen, um ein endgültiges Bild mit einer erweiterten Schärfentiefe zu erstellen“, erklärt Matt.
Digital Photo Professional
Fokus-Stacking in DPP
Manuelles Fokus-Stacking
Trotz der zeitsparenden Technik von Canon EOS R7 und EOS R10, ist Matt der Meinung, dass das manuelle Fokus-Stacking nach wie vor praktisch ist. „Die traditionelle Methode des Fokus-Stacking ist die schwierigere, bietet aber mehr Raum für Kreativität und ist für jeden zugänglich“, sagt er. „Du hast damit auch mehr Freiheit bei der Wahl des Lichts, da einige der kamerainternen Funktionen nicht mit einem Blitzgerät funktionieren.“
Wenn deine Canon Kamera weder das kamerainterne Fokus-Stacking noch Fokus-Bracketing anbietet, kannst du das Fokus-Stacking auch ganz einfach manuell durchführen. „Das Prinzip ist dasselbe, nur dass man selbst jede einzelne Aufnahme machen und sie dann zu einem zusammengesetzten Bild verarbeiten muss“, erklärt Matt. Manuelle Belichtung und Fokussierung sind entscheidend. „Schalte den Autofokus (AF) aus und fokussiere auf den der Kamera am nächsten liegenden Punkt des Motivs manuell“, sagt er. „Verwende die Livebildansicht der Kamera (falls vorhanden), um das Motiv heranzuzoomen und für eine präzise Fokussierung zu sorgen.“
Die Wahl der Beleuchtung
Unabhängig davon, welche Methode du für das Fokus-Stacking wählst, ist die Beleuchtung wichtig. Wenn das Licht nicht ausreicht und die Belichtungszeit zu lang ist, um die Bewegung einzufrieren, wirkt das Ergebnis unnatürlich. Für Matt ist „natürliches Licht hervorragend geeignet, um das Schillern und die Farben eines Motivs zu bewahren, die durch Kunstlicht oft verfremdet werden.“
Matt verwendet zusätzliche eine externe Lichtquelle, wenn das Tageslicht nicht ausreicht. „Konstantes Licht (LEDs) ist überall erhältlich, leicht und kann um das Motiv herum platziert werden, was zu dynamischeren Blickwinkeln führt“, sagt er.
Matts Stacking-Einstellungen ändern sich kaum, aber er passt die Blende an, je nachdem, wie groß das Motiv ist, wie viele Stacks benötigt werden und wie stark die Vergrößerung ist. „Mein ISO-Wert liegt normalerweise bei 320, wenn ich den Blitz verwende, und meine Belichtungszeit beträgt etwa 1/160 Sekunde“, erklärt er.
Das Fokus-Bracketing Menü von Canon macht die Aufnahme von mehreren Einzelbildern ganz einfach. Die kamerainterne Schärfentiefe-Komposition wie sie Canon EOS R10 und EOS R7 bieten, macht den Prozess aber noch einfacher und spart eine Menge Zeit, weil keine Nachbearbeitung erforderlich ist. So kannst du dich ganz auf deine Kreativität, die Bildkomposition und die Belichtung konzentrieren. Die manuelle Fokussierung ist nach wie vor die beste Lösung, wenn du die volle Kontrolle über alle Einstellungen brauchst.
Matt ist der Meinung, dass du mit jeder Methode des Fokus-Stacking alltägliche Dinge großartig darstellen kannst. „Fokus-Stacking verwandelt das Gewöhnliche in etwas ganz Außergewöhnliches“, sagt er. Ob Makro- oder Landschaftsaufnahmen – mit den benutzerfreundlichen Canon Fokus-Stacking Tools gelingen beeindruckende Bilder, die von vorne bis hinten gestochen scharf sind.
Geschrieben von Lauren Scott und Andrea Ball
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