GRUNDLAGEN DER FOTOGRAFIE

Verbessere die Bildkomposition deiner Fotos

Die Bildkomposition ist das A und O bei einem Foto. Hier erklären wir 10 Techniken, die dir dabei helfen, wunderschön komponierte Bilder aufzunehmen, die deinen ganz persönlichen Stil brillant wiedergeben.
Ein einsamer Baum im stillen Wasser, der sich gegen einen orangefarbenen Nachthimmel abhebt und sich auf der Wasseroberfläche spiegelt.

Eine der Besonderheiten bei der Fotografie ist der unglaubliche Spielraum, den du für deine Kreativität und die emotionale Ausdrucksweise hast. Da mag es etwas einschränkend erscheinen, von Regeln für die fotografische Bildkomposition zu sprechen. Wenn du allerdings einige einfache Prinzipien für die Bildkomposition kennst, kannst du das Beste aus deinen Motiven machen und die Szenen so zum Leben erwecken, wie du sie wirklich sehen willst.

Wenn du einmal die Grundlagen des Komponierens und Arrangierens der Elemente deiner Aufnahmen gelernt hast, wirst du sie ohne nachzudenken anwenden und dennoch deinen eigenen Stil finden – und vielleicht sogar ab und zu die „Regeln“ brechen.

Hier erklären wir dir 10 Bildkompositionstechniken für die Fotografie, die dir dabei helfen, die Anordnung der Elemente in deinen Bildern auszubalancieren und das Auge des Betrachters durch das Bild zu führen.

1. Die Drittel-Regel

Der rückseitige LC-Display einer Canon Kamera zeigt Gitterlinien über dem Bild einer Hütte in einer hügeligen Landschaft an.

Hier wird die Drittelregel angewandt, so dass Gras, Berge und Himmel jeweils ein Drittel des Bildes einnehmen. Das Hauptmotiv – die Holzhütte – befindet sich an einem Punkt, an dem sich die Gitterlinien kreuzen.

Ein junger Hund mit weißem und rötlichem Fell und aufgestellten Ohren blickt aufmerksam nach rechts.

Um bei Porträtaufnahmen die größtmögliche Wirkung zu erzielen, solltest du versuchen, die Augen deines Motivs ungefähr auf der Trennlinie zum oberen Bilddrittel zu positionieren. Das gilt unabhängig von der vertikalen Position des Motivs im Bild. Das ist auch unabhängig von der horizontalen Ausrichtung des Motivs eine gute Faustregel – die Positionierung außerhalb der Bildmitte erzeugt jedoch einen weniger statischen Eindruck. Aufgenommen mit einer Canon EOS R50 und einem Canon RF 85mm F2 MACRO IS STM Objektiv bei 1/800 Sek., F2 und ISO 100.

In manchen Situationen kann es sinnvoll sein, das Motiv in der Mitte des Bildes zu platzieren. Einfache Motive wie Porträts, bei denen nur das Gesicht beleuchtet wird und der Hintergrund viel dunkler ist, eignen sich gut für den zentralen Bildaufbau. Asymmetrische Bildkompositionen wirken dagegen lebendiger und dynamischer. Wenn du beim Fotografieren die Drittel-Regel anwendest und dein Motiv im rechten oder linken Drittel des Bildes positionierst, entsteht meist ein interessanteres und attraktiveres Bild.

Viele Kameras des Canon EOS R Systems wie die EOS R50, die EOS R10 und die EOS R7, bieten die Option, das Bild in 3 x 3 Bereiche aufzuteilen, was sowohl im Sucher als auch auf dem rückseitigen Display eingeblendet werden kann. Eine nützliche Technik der Bildkomposition besteht darin, den Schwerpunkt des Interesses an einem der Punkte zu platzieren, an denen sich die horizontalen und vertikalen Linien schneiden.

2. Eine Ebene höher

Die elektronische Wasserwaage auf dem Display einer Canon Kamera wird zum Ausrichten des Horizonts bei einer Strandszene verwendet.

Sofern du deine Kamera nicht für einen kreativen Effekt kippst, solltest du darauf achten, dass der Horizont im Bild ganz gerade ist, bevor du auf den Auslöser drückst. Das gilt besonders, wenn es darum geht, einen See oder das Meer zu fotografieren, wo ein geneigter Horizont den Anschein erweckt, als würde das Wasser aus dem Bild laufen.

Rasterlinien sind auch eine nützliche Methode, um zu überprüfen, ob der Horizont waagerecht ist. Viele Kameras können eine elektronische Wasserwaage auf dem Display anzeigen, die von rot auf grün wechselt, wenn die Kamera ganz gerade ausgerichtet ist. Einige Kameras mit einem kamerainternen Bildstabilisator (IBIS) (z.B. die EOS R7) bieten eine Automatische-Wasserwaage-Funktion. Wenn diese Funktion aktiviert ist, wird die Position des Sensors automatisch angepasst, um eine leichte Neigung auszugleichen und deine Aufnahmen waagerecht auszurichten.

Deaktivierte.Automatische Wasserwaage

Aktivierte Automatische-Wasserwaage-Funktion

Die EOS R50 und die EOS R7 bieten bei Videoaufnahmen im Movie IS Modus auch eine Automatische-Wsserwaage-Funktion, die für einen gerade ausgerichteten Horizont sorgt.

Natürlich kann man die Kamera auch bewusst in einem beliebigen Winkel schräg halten, um interessante Bildkompositionen zu erzielen. Diese absichtliche Schrägperspektive wird auch als „Dutch Angle“ oder „German Angle“ bezeichnet und dient dazu, dem Betrachter einen unangenehmen oder desorientierenden Eindruck zu vermitteln – man sollte das also lieber sparsam einsetzen. Wenn du eine Einstellung mit nach links gekippter Kamera drehst, sollte die nächste mit einer Neigung nach rechts gemacht werden. Auf diese Weise kannst du beispielsweise die Spannung und Aufregung bei der Erkundung einer neuen Stadt vermitteln. Das ist eine großartige Möglichkeit, mehr Abwechslung in deine Aufnahmen zu bringen, und das sieht später beim Druck wirklich fantastisch aus. Du kannst auch das Seitenverhältnis kameraintern auf quadratisch ändern, um noch mehr Abwechslung zu schaffen – was uns zu Bildausschnitt und Zuschnitt führt.

3. Rahmenelemente

Ein Waldweg mit Bäumen auf beiden Seiten und drei im Sonnenlicht stehende Figuren in der Ferne.

In einer natürlichen Umgebung wie z.B. einem Wald, lassen sich die Bäume gut als Rahmen für deine Motive verwenden. Wenn die Szene zu dunkel ist, solltest du die Belichtungseinstellungen anpassen, um ein ausgewogenes Verhältnis von Licht und Schatten zu erreichen. Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 und einem Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM Objektiv bei 105mm, 1/80 Sek., F7.1 und ISO 1.600.

Eine malerische Berglandschaft, eingerahmt von den offenen Türen eines Wohnmobils. Im Vordergrund sieht man die Beine einer liegenden Person.

Alle möglichen Bildelemente können verwendet werden, um kreative und interessante Rahmen für deine Aufnahmen zu schaffen, wie hier zum Beispiel die Hintertür dieses Wohnmobils. Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 und einem Canon RF 15-35mm F2.8 L IS USM Objektiv bei 18mm, 1/1.600 Sek., F2.8 und ISO 100. © Teddy Morellec

Wenn du eine Aufnahme machst, überlege, wie du dein Hauptmotiv einrahmen könntest. Die Verwendung einer Tür oder eines Fensters ist eine gute Wahl, da dies einen natürlichen Rahmen bildet und dazu beiträgt, die Aufmerksamkeit auf die Szene in diesem Rahmen zu lenken. Du kannst beispielsweise die Tür des Hotels nutzen oder aus dem Fenster einer Wohnung die Aussicht auf die Stadt interessant gestalten. Es ist am besten, wenn das Fenster oder die Tür geöffnet ist, um Spiegelungen auf dem Glas zu vermeiden.

Du kannst den Rahmen auch schaffen, indem du das Bild zuschneidest, um so bestimmte Elemente zu isolieren. Mit der Canon Camera Connect App kannst du deine Aufnahmen auf dein Handy übertragen und dort bearbeiten. Das geht natürlich auch auf einem Computer mit einer Software wie Digital Photo Professional, oder du schneidest sie vor dem Drucken mit einer der Canon Druck-Apps zu.

Lass dir ruhig Zeit, um die unterschiedlichsten Zuschnitte auszuprobieren. Für Landschaftsbilder wählst du am besten einen Ausschnitt, der die Weite des Panoramas unterstreicht. Auch die Anordnung mehrerer Bilder nebeneinander vermittelt einen Panorama-Effekt.

4. Führungslinien

Ein stufiger Weg, der durch das Grün hinunter zum blauen Meer führt, das im Hintergrund zu sehen ist.

Von einem hohen Aussichtspunkt aus aufgenommen, führt der gewundene Pfad den Betrachter den Hang hinunter von den Bäumen zum Wasser. Aufgenommen mit einer Canon EOS R50 und einem Canon RF-S 18-45mm F4.5-6.3 IS STM Objektiv bei 18mm, 1/125 Sek., F11 und ISO 100.

Eine Frau in einem gelben Kleid steht unter einem verschnörkelten Torbogen vor einem langen, schmalen Wasserbecken, in dem sie sich spiegelt.

Die farbenfrohen, zusammenlaufenden Ränder des Beckens lenken die Aufmerksamkeit auf die Figur im gelben Kleid, die zudem von den Bögen des Gebäudes im Hintergrund eingerahmt wird. Aufgenommen mit einer Canon EOS R10 und einem Canon RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM Objektiv bei 35mm, 1/2.000 Sek., F5.6 und ISO 12.800.

Linien sind ein sehr wirkungsvolles kompositorisches Mittel, weil wir instinktiv herausfinden wollen, wohin sie führen. Wenn du unterwegs bist, kannst du überall Linien sehen – Wege, Flüsse, Mauern, Zäune, Bahnschienen oder Straßenmarkierungen lassen sich wunderbar in eine Bildkomposition einbeziehen.

Die Verwendung von physischen Linien als kompositorische Elemente, die das Auge durch die Szene bis zum Hauptmotiv zu führen, ist wahrscheinlich die effektivste Methode, um Führungslinien in deine Bilder einzubauen. Du musst deine Kamera an einem geeigneten Standort positionieren, um die natürlichen Linien in der Szene zu erfassen – das kann zur Folge haben, dass du zur Verbesserung der Wirkung eine niedrige oder höhere Aufnahmeposition wählen musst. Eine Kamera mit dreh- und schwenkbarem LC-Display hilft dir bei Aufnahmen aus ungewöhnlichen Blickwinkeln bei der Wahl der Bildkomposition.

Es lohnt sich auch zu überlegen, in welche Richtung die Linien verlaufen und was sie erreichen sollen. Konvergierende, also sich annähernde Linien, sind ein wirksames Mittel, um Entfernung und Maßstab zu vermitteln. Horizontale Linien spiegeln den Horizont wider und können so eine beruhigende Wirkung haben, während vertikale Linien eine gewisse Spannung erzeugen. Diagonale Linien führen den Blick über eine Szene. Sie laufen idealerweise von links unten nach rechts oben, denn das entspricht der gewohnten Leserichtung in den meisten westlichen Kulturen. Aktiviere, falls vorhanden, die 3x3+Diagonalen-Anzeige deiner Kamera, um diagonale Linien auszurichten und das Auge des Betrachters durch das Bild zu führen.

Führungslinien sind häufig bei Außenaufnahmen zu finden, sowohl in natürlichen als auch in bebauten Umgebungen, was sie zu einem der besten Tipps zur Bildkomposition für Stadtlandschaften und natürliche Landschaften macht.

5. Eine ungewöhnliche Perspektive wählen

Ein Bild vom Blick nach oben auf die aus sechseckigen Formen bestehende Kuppel des Rokko-Shidare-Observatoriums in Japan.

Wann immer du unterwegs bist, solltest du nicht vergessen, nach interessanten Perspektiven Ausschau zu halten. Aufgenommen mit einer Canon EOS R10 und einem Canon RF-S 18-45mm F4.5-6.3 IS STM Objektiv bei 18mm, 1/400 Sek., F4.5 und ISO 100.

Allzu oft wird auf Augenhöhe fotografiert, aber es führt zu kreativeren Blickwinkeln, wenn du die Kamera entweder tiefer oder höher positionierst. Wenn Kinder fotografieren, zeigen die Ergebnisse eine ganz andere Sicht auf die Welt: Gebäude, Bäume, Pflanzen und Personen wirken aus der niedrigen Perspektive viel größer. Wenn deine Kamera ein dreh- und schwenkbares Display hat oder per WLAN mit deinem Smartphone verbunden werden kann, ist es viel einfacher, von ganz unten zu fotografieren, um eine ungewöhnliche Perspektive zu erhalten.

In einer Stadt mit vielen hohen Gebäuden solltest du mit einem Weitwinkelobjektiv einmal in Richtung Himmel fotografieren. Am besten wählst du dafür die Zeitautomatik (Av) und eine Blende von etwa F8 oder F11. Wenn die Kamera in den Himmel zeigt, wählst du den Bildausschnitt so, dass die Gebäude zusammenlaufen. Da solche Bilder oft eine große Bandbreite an Schatten und Lichtern aufweisen, musst du möglicherweise die Helligkeit mit Hilfe der Belichtungskorrektur anpassen oder verschiedene Messmethoden ausprobieren – belichte z.B. für den Vordergrund mit der Spotmessung oder suche das richtige Gleichgewicht mit der Mehrfeldmessung. Es kann auch hilfreich sein, die in der Kamera integrierte HDR-Funktion zu verwenden.

Auch Aufnahmen aus einer höheren Sicht von oben von Gebäuden oder mit einer über dem Kopf gehaltenen Kamera sind sehr empfehlenswert. Damit hast du (buchstäblich) den totalen Überblick über die Szene.

6. Dreiecke

Eine Frau in einem weißen Rüschenoberteil mit schwarzen Handschuhen lehnt sich in einem abgedunkelten Raum nach rechts an einen Schreibtisch, mit dem sie eine dreieckige Form bildet.

Dreiecke in der Porträtfotografie helfen bei der Aufteilung des Bildes, lenken den Blick des Betrachters und schaffen dynamische Bildkompositionen. Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 und einem Canon RF 50mm F1.8 STM Objektiv bei 1/200 Sek., F2.2 und ISO 800. © Ejiro Dafé

Wenn du bei der Komposition deiner Szene die Form von Dreiecken berücksichtigst, steigert dies die Attraktivität deiner Bilder. Versuche, die in der Ferne verschwindenden Linien der Straße zu erfassen – an den Seiten ergeben sich dreieckige Abschnitte im Bild.

Mit seinen zwei diagonalen Linien und einer horizontalen Linie kann ein Dreieck einem Porträt optische Bewegung verleihen. Selbst bei einem relativ statischen Porträt von einer Person am Tisch solltest du die Person dazu anregen, den Kopf auf den Armen abzustützen, so dass sich aus dem Kopf und den auf dem Tisch befindlichen Ellenbogen ein Dreieck bildet. Durch diese Anordnung wirkt das Bild sehr ästhetisch.

7. Der Goldene Schnitt

Nahaufnahme eines grünen Romanesco-Blumenkohls, die sehr gut die Fibonacci-Spirale in der Natur veranschaulicht.

Der Goldene Schnitt ist in der Natur weit verbreitet, zum Beispiel in den spiralförmigen Mustern eines Romanesco-Blumenkohls. Aufgenommen mit einer Canon EOS R10 und einem Canon RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM Objektiv bei 35mm, 1/200 Sek., F10 und ISO 400.

Nach oben gerichtete Aufnahme einer Wendeltreppe aus Beton, die ein gewundenes, muschelartiges Muster bildet, während ein Mann, der auf der Treppe steht, eine Kamera nach oben richtet.

Treppen basieren oft auf dem Verlauf der Fibonacci-Abfolge. Mit einem Weitwinkelobjektiv kannst du die Kurven einer Wendeltreppe in deinen Fotos betonen.

Der Goldene Schnitt (auch als Fibonacci-Spirale bekannt) wird in Kunst, Architektur und Design häufig verwendet, um ästhetisch ansprechende Proportionen und Kompositionen zu schaffen. Dieses Verhältnis ist nach dem italienischen Mathematiker Leonardo Fibonacci benannt, der um 1200 n. Chr. eine Folge aufsteigender Zahlen feststellte, deren Verhältnis in der Natur weit verbreitet ist – in den spiralförmigen Mustern von Muscheln, den Wachstumsmustern von Pflanzen und den Proportionen des menschlichen Körpers.

Man kann eine Bildkomposition verbessern und für das menschliche Auge ansprechender gestalten, wenn sich im Bildausschnitt aus den wichtigsten Details eines Motivs eine Linie ergibt, die das Auge des Betrachters wie auf einer Spirale zum Hauptmotiv führt. Versuche, den Anfang einer solchen Spirale in einer Ecke des Bildes zu platzieren und möglichst viel von der Kurve mit einzubeziehen, damit das Auge ihr durch das gesamte Bild folgen kann. Diese Gesetzmäßigkeiten lassen sich bei den unterschiedlichsten Bildern anwenden – bei Landschaften, Porträts und vielem mehr. Mit einem Weitwinkelobjektiv nimmst du den gesamten Verlauf eines großen Bauwerks oder einer Treppe auf. Mit einem Makroobjektiv kannst du dich auf die kleinen Spiralformen in der Natur konzentrieren.

8. Minimalismus und negativer Raum

Eine Person hängt am Überhang einer Felswand, an deren Spitze die Statue einer Bergziege steht. In der Ferne ist ein Gebirge in violetter Färbung zu sehen.

Das Motiv genau in der Bildmitte zu platzieren, ist nur bei einigen Bildern sinnvoll. Hier betonen die asymmetrische Komposition und der offene Raum die prekäre Position des Kletterers. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 70-200mm F2.8 L IS USM Objektiv bei 124mm, 1/500 Sek., F7.1 und ISO 1.600. © Ulla Lohmann

In der rechten Bildhälfte ist ein Schwarzmilan zu sehen, der mit ausgebreiteten Flügeln tief über einem Gewässer gleitet.

Wenn man ein Motiv außerhalb der Bildmitte platziert und ihm Raum lässt, in den es fliegen oder laufen kann, wird ihre Bewegungsrichtung betont und der Eindruck von Bewegung – oder die Erwartung von einer Aktion – verstärkt. Aufgenommen mit einer EOS R5 und einem Canon RF 100-500mm F4.5-7.1 L IS USM Objektiv bei 300mm, 1/4.000 Sek., F5.6 und ISO 48.000. © Robert Marc Lehmann

Es mag wenig intuitiv erscheinen, aber mit einer minimalistischen Bildkomposition kannst du die Wirkung eines Bildes maximieren. Minimalistische Kompositionen konzentrieren sich auf die Einfachheit und enthalten nur wenige Elemente. Dennoch liefern sie tiefgründige und zum Nachdenken anregende Bilder, indem sie unnötige Details weglassen und die Aufmerksamkeit des Betrachters nur auf einen bestimmten Teil des Bildes lenken.

Minimalistisch einfache Bildkompositionen zu erstellen, mag simpel klingen, kann aber schwieriger sein als eine lebhaftere Komposition, da du einen Weg finden musst, unerwünschte Elemente und visuelle Ablenkungen zu entfernen, ohne das Bild dabei langweilig zu machen.

Eine gute Möglichkeit, um mit einer minimalistischen Bildkompositionen zu beginnen, ist es, die Motive gegen einen „negativen“ oder „leeren“ Raum zu setzen. Wenn du zum Beispiel eine Strandhütte vor dem Himmel und dem Strand fotografierst, nutzt du den visuellen Kontrast, um das Gebäude gegen zwei solche negativen Freiflächen – den Strand und das Meer – zu setzen und den Blick direkt auf die Strandhütte zu lenken. Eine attraktive Hintergrundunschärfe in einem Porträt – mit einer großen Blende (niedrige F-Zahl) oder einem Teleobjektiv, bzw. beidem erzeugt – schafft auch einen solchen negativen Raum, der das Motiv hervorhebt.

Eine weitere Möglichkeit, eine minimalistische Bildkomposition zu erreichen, besteht darin, sich auf Formen zu konzentrieren. Identifiziere ein oder zwei Formen oder geometrische Muster innerhalb deines Bildes und versuche, diese zu isolieren – eventuell unter Verwendung von Negativraum.

Ein leerer Raum kann auch ein Gefühl von Bewegung vermitteln. Wenn vor einem Motiv Platz ist, sieht es so aus, als würde sich das Motiv in diesen Raum hineinbewegen oder kurz davor sein, das zu tun. Befindet sich dieser Raum dahinter, kann das den Eindruck erwecken, dass sich das Motiv so schnell bewegt, dass es fast aus dem Bild herausspringt.

9. Vorgaben der Plattform beachten

Hände halten eine Canon EOS R10 im Hochformat, die auf Erdbeeren in einer Kiste an einem Obststand gerichtet ist.

Kameras wie die EOS R10 und die EOS R50 unterstützen Videoaufnahmen im Hochformat – ideal für die Produktion von Social Media Inhalten. Die Canon EOS R50 erkennt auch automatisch, ob sie im Hoch- oder Querformat gehalten wird und nimmt in diesem Format auf.

Das LC-Display einer Canon Kamera zeigt Bildausschnitte an, die eine Nahaufnahme eines schneebedeckten Astes in der Mitte der Aufnahme einrahmen.

Einige Kameras können bei Videoaufnahmen Hilfslinien anzeigen, die dir dabei helfen, die wichtigen Elemente innerhalb des Bildbereichs zu halten, auf den du später zuschneidest.

Es ist wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie und wo deine Bilder und Videos angezeigt werden sollen. Wenn du für bestimmte Social Media Plattformen aufnimmst, muss das endgültige Bild je nach Plattform z.B. ein Seitenverhältnis von 4:5 oder 9:16 haben. Wenn du Videos für YouTube aufnimmst, solltest du das 16:9-Querformat wählen, um einen typischen Kino-Look zu erzielen.

Einige Kameras des Canon EOS R Systems – z.B. die EOS R6 Mark II, die EOS R50 und die EOS R8 – bieten die Möglichkeit, Seitenverhältnis-Marker ins Bild einzublenden, damit du die eine Bildkomposition findest, die auch für dieses Seitenverhältnis gut aussieht. Das gesamte Bild bleibt dabei sichtbar, aber die Hilfslinien zeigen an, wo es später beschnitten wird. Damit kannst du sicherstellen, dass dein Video sowohl im Quer- wie auch im Hochformat die Elemente zeigt, die es soll.

10. Die Regeln brechen

Ein Läufer in einem roten Oberteil, der sich in der linken Bildhälfte befindet, läuft auf einem offenen Feld auf die Kamera zu – dahinter eine Baumreihe.

Zwei verschiedene Bildzuschnitte derselben Aufnahme. Vermitteln beide den gleichen Eindruck von Bewegung? Wirkt der Läufer auf dem einen schneller oder dynamischer als auf dem anderen? Unterschiedliche Bildkompositionen können die Wirkung eines Fotos erheblich verändern. Aufgenommen mit einer Canon EOS R50 und einem Canon RF-S 55-210mm F5-71 IS STM Objektiv bei 77mm, 1/500 Sek., F7.1 und ISO 100.

Ein Läufer in einem roten Oberteil, der sich in der linken Bildhälfte und näher an der Kamera befindet, läuft auf einem offenen Feld auf die Kamera zu – dahinter eine Baumreihe.

Viele Fotografen sind bestrebt, den Bildausschnitt (und jeden anderen Aspekt eines Bildes) bereits in der Kamera richtig hinzubekommen, aber es macht Spaß, anschließend in der Bearbeitungssoftware mit verschiedenen Variationen des Bildausschnitts und der Bildkomposition zu experimentieren. Außerdem hilft dir das dabei, dein Auge für die Bildkomposition zu schärfen.

Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden. Sobald du also die oben genannten Kompositionstechniken beherrschst, solltest du ruhig damit experimentieren. Wenn du z. B. einen Läufer fotografierst, wäre die klassische Kompositionsregel, vor dem Läufer Platz zu lassen. Lässt man jedoch hinter dem Läufer Platz, könnte dies bedeuten, dass der Läufer vor etwas flieht, anstatt auf etwas zuzulaufen. Die Positionierung des Motivs in verschiedenen Bereichen des Bildes kann die Aussage des Bildes komplett verändern.

Schau dich nach Fotos mit unkonventionellen Bildkompositionen um, z.B. Stadtlandschaften im Hochformat, und überlege dir, warum sie funktionieren, und probiere selbst einige Variationen aus. Das wird dir dabei helfen, deinen persönlichen Stil zu entwickeln und den gewünschten kreativen Effekt zu erzielen. Außerdem macht es einen enorm viel Spaß!

Verfasser: Peter Wolinski

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