Bienen sind unglaubliche Lebewesen. Sie sind nicht nur niedlich und schön, sondern auch wichtig für die Artenvielfalt auf unserem Planeten. Bienen bestäuben Zier- und Nutzpflanzen, um Menschen und Wildtiere zu ernähren, aber leider sind sie bedroht.
„In den letzten 20 Jahren wurden immer mehr Bienenarten vom Aussterben bedroht“, sagt der Wildlife-Fotojournalist und Canon Ambassador Christian Ziegler, der für äußerst wichtig hält, Bienen zu fotografieren, um ihre Schönheit und Bedeutung hervorzuheben und auf ihre Notlage aufmerksam zu machen.
Aber wie kann man Bienen selbst fotografieren? Es ist nicht ganz einfach, aber mit der richtigen Hilfe ist es machbar – auch für Einsteiger. Hier geben Christian und die Wildlife Makro-Fotografen Matt Doogue und Ingo Arndt Tipps zum Schaffen einer insektenfreundlichen Umgebung, damit du in tollen Nahaufnahmen Bienen fotografieren kannst.
MAKROFOTOGRAFIE
Wie man unglaubliche Makrofotos von Bienen macht
1. Einen Garten bienenfreundlich gestalten
Man muss nicht weit reisen, um die Bienen zu fotografieren. Wenn du deinen Garten so bienenfreundlich wie möglich gestaltest, kommen die Bienen zu dir und du hast viele Gelegenheiten, tolle Fotos zu machen. Mehr noch: Die Maßnahmen, die du ergreifst, um die Bienen anzulocken, tragen auch zu ihrem Gedeihen bei.
„Mein Tipp für einen bienenfreundlichen Garten ist es, einheimische Pflanzen mit viel Pollen und Nektar anzupflanzen“, sagt Christian. „Pflanzen wie Lavendel und Salbei ziehen Bienen an, da sie länger blühen. Und nicht den Rasen mähen – selbst die kleinste Wildwiese ist ein wunderbarer Lebensraum für Bienen.“
Matt sagt, dass die einheimischen Blumen das sind, wovon sich die Bienen seit Jahren ernähren. „Recherchiere einfach etwas“, fährt er fort. „Finde heraus, was dein Motiv gerne frisst, und wo und auf welchen Pflanzen es sich gerne aufhält.“
„Ein Bienenhotel ist genial“, fügt er hinzu. „Man kann sie fertig kaufen oder selbst herstellen, indem man ein paar Löcher in eine Holzkiste bohrt.“
2. Immer schön Abstand halten
Die Sicherheit geht natürlich bei allem vor. Es ist wichtig, die Bienen zu respektieren und Abstand zu halten, wenn man sie in ihrem natürlichen Lebensraum fotografiert, da sie einen stechen können. „Bienen fliegen normalerweise weg, wenn man ihnen zu nahe kommt, aber es kann dennoch gefährlich sein, in der Nähe des Bienenstocks zu fotografieren“, erklärt Ingo.
Die einfachste Art, Abstand zu halten, ist die Verwendung eines Teleobjektivs. Objektive mit längerer Brennweite wie das Canon RF 85mm F2 MACRO IS STM oder Zoomobjektive mit Telereichweite wie das Canon RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM oder das Canon RF-S 55-210mm F5-7.1 IS STM, ermöglichen es dir, die Bienen zu fotografieren, ohne ihnen zu nahe zu kommen.
Auch die Canon Camera Connect App ist in solchen Situationen sehr nützlich, denn sie ermöglicht die Steuerung der Kamera aus der Ferne.
In unserem Einkaufsführer erfährst du mehr über das optimale Einsteiger-Kit für die Makrofotografie.
3. Zum richtigen Zeitpunkt fotografieren
Die goldene Stunde – kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang, wenn die tief stehende Sonne ein schönes warmes Licht und lange Schatten erzeugt – ist ideal zum Fotografieren von Bienen. Außerdem sind die Bienen zu dieser Zeit langsamer und ruhiger und daher einfacher zu fotografieren. „Die Bienen sind am aktivsten, wenn es warm ist“, erklärt Ingo. „Außerdem hast du in der Mittagszeit das Problem, dass das Licht und somit der Kontrast sehr hart sind, was normalerweise nicht gut für die Fotografie ist. Meine bevorzugten Zeiten sind eine Stunde nach Sonnenaufgang und eine Stunde vor Sonnenuntergang.“
Wenn du noch früher rausgehst, schlafen die Bienen vielleicht noch. „Einige Bienen schlafen auf Pflanzen“, sagt Matt. „Sie beißen sich dabei an einer Kante fest und bewegen sich kein bisschen. Ideal also zum Üben und für Fokus-Stacking Aufnahmen [siehe unten]. Hummeln sind zum Beispiel oft frühmorgens auf Kreuzkraut zu finden. Sie wärmen sich gerade auf und bewegen sich kaum. Das ist der perfekte Zeitpunkt zum Üben von Makroaufnahmen.“
4. Nach Farben und Texturen Ausschau halten
Wie bei jedem Genre der Fotografie solltest du nach Elementen Ausschau halten und diese mit in die Bildkomposition einbeziehen, die deinen Bildern etwas Besonderes geben. Pflanzentexturen und die geometrischen Formen von Insektenaugen sind perfekt. Matt rät, nach leuchtenden Farben wie Rot, Lila und Blau Ausschau zu halten. Achte bei der Auswahl von bienenfreundlichen Pflanzen auf die Farbe der Blüten, oder verwende einen farbigen Hintergrund im Garten oder auf dem Balkon, damit du die Insekten besser in Aktion sehen kannst.
Christian hingegen sucht nach interessanten Mustern, Texturen und Licht. „Aber ich orientiere mich am Verhalten der Insekten“, fügt er hinzu.
„Tiere in Aktion sind immer ein hervorragendes Motiv“, stimmt Matt zu. „Das kann ein Bild ausmachen. Man kann eine Ameise porträtieren, was nicht schlecht ist – oder man erwischt sie dabei, wie sie z.B. eine andere tote Ameise trägt oder Futter zu ihrem Haufen bringt, was das Foto vollkommen anderes wirken lässt. Das verändert unsere Sichtweise und wir sind viel mehr daran interessiert.“
5. Bienen im Flug aufnehmen
Einige der eindrucksvollsten Bienenbilder zeigen die Insekten im Flug, was jedoch aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegen, schwierig zu fotografieren ist. „Man muss schnell sein und sehr kurze Belichtungszeiten verwenden, um die Bewegung einzufrieren“, erklärt Ingo.
Sowohl Ingo als auch Matt empfehlen, auf einen bestimmten Bereich zu fokussieren, an dem eine Biene wahrscheinlich vorbeikommt, z.B. eine Blume. „Fokussiere einen Bereich im manuellen Fokus (MF) vor und warte einfach ab“, sagt Matt.
Um Bienen im Flug ohne Blitz zu fotografieren, empfiehlt Christian, den Modus Blendenautomatik (Tv) zu verwenden und eine Belichtungszeit von höchstens 1/500 Sek. einzustellen. Auch bei Aufnahmen im manuellen Modus (M) empfiehlt er eine kurze Belichtungszeit und das Anpassen der Belichtung durch eine entsprechende ISO-Empfindlichkeit. „Wenn man keinen Blitz verwendet, ist ISO die Lösung“, sagt er. „Ohne Blitz kannst du bis ISO 8.000 gehen. Ich habe sogar ISO 25.600 verwendet und es hat gut funktioniert.“
6. Mit der manuellen Fokussierung experimentieren
Matt, Christian und Ingo schlagen alle vor, mit der manuellen Fokussierung zu experimentieren. „Es ist besser, im Voraus genau zu entscheiden, wo das Insekt fokussiert werden soll“, rät Ingo, der empfiehlt, den Fokus manuell einzustellen, damit man schneller auf die Bewegungen des Insekts reagieren kann. „Meistens muss man sehr schnell sein“, fährt er fort. „Ich stelle den Fokus vorher ein, wähle die richtige Entfernung, gehe dann auf die Bienen zu und bewege die Kamera entsprechend vor und zurück, bis der Fokus perfekt ist. Ich bewege lieber mich oder die Kamera, anstatt den Fokus am Objektiv anzupassen. Das geht viel schneller.“
Um den Fokus zu überprüfen, kannst das Fokus-Peaking verwenden, das die Schärfeebene deutlicher hervorhebt. Du kannst auch die Livebildansicht verwenden, um in ein Bild hineinzuzoomen und die Schärfe zu überprüfen, während du die Bildkomposition festlegst. „Das ist eine großartige Sache, um sicherzustellen, dass man sein Motiv im Fokus hat“, sagt Matt. „Am besten überprüft man die Fokussierung immer noch einmal – insbesondere, wenn man manuell fokussiert.
Mit der Canon Camera Connect App kannst du den am Objektiv manuell eingestellten Fokus über dein Smartphone anpassen.
7. Diffuse Blitzbeleuchtung einsetzen
Bei starker Vergrößerung ist es oft schwierig, eine ausreichend große Schärfentiefe zu erreichen, um ein ganzes Insektenauge scharf abzubilden. Die beste Lösung ist eine künstliche Beleuchtung, z.B. mit Blitzlicht. Damit kannst du die Szene ausreichend belichten und gleichzeitig eine kleine Blendenöffnung für eine große Schärfentiefe einsetzen, eine ausreichend kurze Belichtungszeit, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden sowie einen niedrigen ISO-Wert für ein möglichst rauscharmes Bild.
Der Blitz beeinflusst auch die Farben und die Wirkung der Fotos. „Es ist viel besser, künstliches Licht anstelle von natürlichem Licht zu verwenden, um Insektenaugen zu zeigen“, erklärt Ingo. „Manchmal glänzen sie sehr oder haben Regenbogenfarben. Mit Blitzlicht bekommt man mehr Farben in die Szene.“
Ingo rät außerdem, den Blitz von oben einzusetzen, um das Licht der Sonne zu imitieren. „Wenn du im Querformat fotografierst, lässt du den Blitz auf der Kamera. Im Hochformat hältst du den Blitz in der Hand und positionierst ihn oben“, sagt er.
Du kannst den Blitz auch an der Seite positionieren, um gezielt seitliche Schatten auf das Motiv zu werfen und so einen kreativen Look zu erzielen. Unabhängig vom Setup empfiehlt Matt, das Blitzlicht zu streuen. „Wenn man das nicht tut, wird das Licht zu grell“, sagt er. „Wir wollen aber das Licht ganz angenehm haben. Durch die Streuung wird das harte Gefälle zwischen Licht und Schatten aufgehoben.“
Viele Canon Speedlite Blitzgeräte werden mit einem Diffusor geliefert, der das Licht weicher macht. Man kann einen Diffusor aber auch ganz einfach selbst herstellen, indem man ein Blatt weißes Papier vor den Blitz hält.
8. Fokus-Stacking ausprobieren
Die Schärfentiefe kann auch mit Fokus-Stacking vergrößert werden. Das funktioniert aber nur bei statischen Motiven wie beispielsweise einer schlafenden Biene.
„Du kannst mangelndes Umgebungslicht ausgleichen, indem du die Blende weit öffnest und dann mehrere Ausnahmen stapelst“, erklärt Matt. Beim Fokus-Stacking nimmt die Kamera eine Reihe von Bildern auf, wobei der Fokuspunkt für jedes einzelne Bild verschoben wird, so dass unscharfe Bereiche mit scharfen überlagert werden. So kannst du eine kurze Belichtungszeit und eine große Blendenöffnung verwenden und hast trotzdem viel Schärfentiefe, ohne dass du dafür einen Blitz oder einen hohen ISO-Wert brauchst.
Die Kameramodelle Canon EOS R10, EOS R8 und EOS R7 bieten die Funktionen Fokus-Stacking und Schärfentiefe-Komposition, bei denen die fokussierten Bilder übereinandergelegt werden – das endgültige Bild entsteht dabei vollständig in der Kamera.
Sei nicht zu streng mit dir, wenn deine Fotos nicht sofort so beeindruckend aussehen wie die Bilder in diesem Artikel. Denke immer daran: Jede Art von Fotografie braucht Zeit, um sie zu beherrschen. Wichtig ist, dass du kreativ bist, deine Fähigkeiten entwickelst und Bilder machst, die dir gefallen.
„Es ist schwer – vor allem in Zeiten von Social Media – die eigenen Fotos nicht mit den tollen Aufnahmen anderer zu vergleichen“, gibt Matt zu. „Aber wenn man nicht aufgibt, weiter übt und sich immer wieder selbst herausfordert, wird man irgendwann selbst erstaunliche Fotos machen.“
Verfasser: Peter Wolinski
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