Ein abstraktes Bild ist eines, das auf den ersten Blick keinen Bezug zur realen Welt hat. Durch das Erschaffen von Bildern, die nur eine lose Verbindung mit der Realität haben, können wir eine Idee oder Emotion ausdrücken, die von alltäglichen Objekten und Szenen losgelöst ist. Uns wird oft gesagt, dass Fotos scharf, gerade ausgerichtet und fokussiert sein sollten, aber bei der abstrakten Fotografie können wir diese Regeln nach Belieben missachten. Das gibt den Fotografen die enorme Freiheit, Betrachter auf einer tieferen Ebene einzubeziehen, indem du faszinierende Bilder erforschst und mit der Kameratechnik experimentierst.
Solche abstrakten Themen sind oft bei der Street- und der Dokumentar-Fotografie zu finden. Straßenumgebungen sind voller Details, geometrischer Formen und Bewegungen, die mit ein paar Kamerakenntnissen auf eine konzeptionelle Art und Weise beobachtet und eingefangen werden können, womit man selbst in den alltäglichsten und vertrautesten Szenen verborgene Seiten aufdeckt.
Die abstrakte Herangehensweise kann nicht nur einen neuen Blickwinkel auf ikonische Wahrzeichen und vielbeachtete Gebäude bieten, sondern auch einen lebendigen Eindruck von der städtischen Umgebung um uns herum vermitteln, sei es einer von pulsierender Aktivität oder melancholischer Zerrissenheit. Schnapp dir also deine Kamera und mache einen Spaziergang durch die Stadt mit einem Blick für das Abstrakte. Man weiß nie, womit man zurückkommt.
Anders fotografieren: Tipps zur abstrakten Fotografie
1. Kamerawackler bewusst einsetzen
Kamerawackler sind normalerweise etwas, das du beim Fotografieren unbedingt vermeiden solltest. Aber eine absichtliche Bewegung während der Belichtung kann zu beeindruckenden abstrakten Street-Fotos führen und ist eine wunderbare Möglichkeit, ein Gefühl für einen Ort zu vermitteln.
Der Schlüssel ist, eine Belichtungszeit einzustellen, die lang genug ist, um Unschärfe zu erzeugen und kurz genug, um Personen und Formen abzubilden. Wähle den Modus Blendenautomatik (Tv) und dann eine Belichtungszeit von etwa 1/15 Sek. Stelle die ISO-Empfindlichkeit der Kamera zunächst auf ISO 100 ein und passe sie dann je nach Umgebungslicht so an, bis du mit der Belichtung zufrieden bist. Mache dann, während du den Auslöser drückst, eine kurze, scharfe Bewegung mit der Kamera. Eine Hoch-und-runter-Bewegung funktioniert gut für Szenen, die Personen beinhalten, da sie die Form der Figuren bewahrt, aber du kannst auch eine seitliche Bewegung, eine scharfe Drehung, oder einen schnellen Zoom ausprobieren.
Im Modus Blendenautomatik (Tv) kannst du auch einfach den ISO-Wert auf [Auto] stellen – das ist bei fast allen Kameras möglich – und dich so ausschließlich auf die Belichtungszeit konzentrieren.
2. Die Belichtung nach den hellen Bereichen wählen
Wir vermeiden meist, tagsüber im direkten Sonnenlicht zu fotografieren, da dies einen starken Kontrast mit tiefen Schatten erzeugt. Aber bei der Street-Fotografie kann dieser Kontrast belebte Szenen vereinfachen und sie in markante abstrakte Formen verwandeln. Wenn du nach den hellen Bildbereichen belichtest, werden die Schatten in deinen Bildern praktisch vollkommen Schwarz und bilden Formen ohne Details.
Am einfachsten geht das mit der Belichtungskorrektur. Stelle einfach die Belichtung um eine oder zwei Stufen herunter, um die Szene abzudunkeln, so dass die Schatten tief werden und die Teile der Szene im hellen Sonnenlicht detailreich bleiben.
3. Doppelbelichtungen machen
Die bereits seit dem 19. Jahrhundert beliebte Doppelbelichtung ermöglicht es, ein Bild über ein anderes zu legen, um damit beeindruckende Ergebnisse zu erzielen. Die Canon EOS 90D und viele der anderen neuen Kameras bieten den speziellen Modus Mehrfachbelichtung, mit dem du diesen Effekt während der Aufnahme erzeugen kannst. Aktiviere einfach den Modus, stelle die gewünschte Anzahl von Belichtungen ein und beginne zu fotografieren. Hilfreich ist, dass auf dem Display bei aktivierter Livebildansicht eine Vorschau des Effekts angezeigt wird, wenn du das zweite Bild aufnimmst (oder das dritte oder vierte – der Modus erlaubt bis zu neun Bilder), sodass du deine Aufnahme für die interessanteste Überblendung anpassen kannst.
Beachte bei der Suche nach Motiven und Szenen für deine Doppelbelichtungen, dass helle Bereiche nur gleich hell bleiben oder noch heller werden, niemals aber dunkler. Dadurch werden dunklere Gebäude und Formen vor einem hellen Hintergrund wie dem Himmel aussagekräftig hervor gehoben.
4. Mehrere Bilder überlagern
Warum bei einer Doppelbelichtung aufhören? Mit dem Modus Mehrfachbelichtung, der bei Kameras wie der Canon EOS 90D oder Canon EOS RP verfügbar ist, kannst du eine ganze Reihe von Fotos aufnehmen und zu einem stimmungsvollen Bild zusammenfügen. Für ein auffälliges Architekturbild solltest du fünf Bilder einstellen und ein Gebäude fotografieren, während du deinen Standpunkt oder den Zoom jeweils leicht veränderst. Die Bilder werden direkt während der Aufnahme überlagert, was zu einem eindrucksvollen Mehrfachbelichtungseffekt führt.
5. Details hervorheben
Eine der großen Freuden der Street-Fotografie ist die schiere Vielfalt an interessanten Details, die es überall gibt, von abstrakten architektonischen Linien bis hin zu bunten Schildern, Texturen, Typografie und Spiegelungen. Oft zeichnen sich die besten abstrakten Bilder durch eine einfache Bildkomposition aus. Indem du dich auf ein oder zwei Details konzentrierst und alles andere ausklammerst, machst du schöne Bilder, in denen sich Hinweise auf das Umfeld befinden. Solche Bilder eignen sich auch als Kunstwerke an der Wand. Warum druckst du deine Lieblingsbilder nicht einfach aus?
6. Mit Schatten spielen
Wenn die Sonne tief am Himmel steht, werden die Schatten länger. Das ist eine großartige Zeit, um abstrakte Schattenformen zu fotografieren. Suche nach Schatten, die in interessanten eckigen Formen über die Straße fallen, und achte darauf, die von Menschen und Gebäuden geworfenen Schatten mit einzubeziehen. Versuche, wie in Tipp 2 beschrieben, nach den hellsten Bildbereichen zu belichten, um das Bild so zu vereinfachen, dass die dunklen Bereiche auf Schwarz reduziert werden.
Die abstrakte Fotografie bietet eine Freiheit, mit der nur wenige andere Genres mithalten können, und sie ist eine großartige Möglichkeit, die Kreativ-Funktionen und -Einstellungen deiner Kamera zu erkunden, ohne dich durch die klassischen Regeln der Fotografie eingeschränkt zu fühlen. Es gibt kein Richtig oder Falsch, nur endlose Möglichkeiten für stimmungsvolle abstrakte Fotos.
Verfasser: James Paterson
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