Als Marc Albiac als Teenager das Handwerk der Fotografie entdeckte, verbrachten er und sein Vater Stunden auf einer Website, auf der führende spanische Naturfotografen die Techniken hinter ihren Bildern erläuterten. Er erinnert sich an Mario Cea, der ihm erklärte, wie er im Mondlicht eine Doppelbelichtung einer Eule in nur einem Bild erstellt hatte. Ein paar Jahre später war Marc auf einer großen Fotomesse und präsentierte seine Arbeit zusammen mit Mario. Marc ist heute Canon Ambassador und hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den renommierten Preis „Young Wildlife Photographer of the Year“ im Alter von 14 Jahren.
Hier erzählen er und der Canon Ambassador Michel d'Oultremont, der in Belgien lebt und arbeitet und zweimal den Rising Star Portfolio Award des Wildlife Photographer of the Year gewonnen hat, wie dieser Wettbewerb ihre Karrieren in Gang gebracht hat. Sie geben Tipps für junge Naturfotografen, die in ihre Fußstapfen treten wollen.
Das Leben nach dem Gewinn des Preises „Young Wildlife Photographer of the Year“
Was war zuerst da – deine Liebe zur Tierwelt oder die Liebe zur Fotografie?
Marc Albiac: Bevor ich überhaupt laufen konnte, haben mich meine Eltern in die Berge mitgenommen. Mein Vater fotografierte dort gerne die Landschaften und Tiere. Als ich sieben Jahre alt war, hat er seine Fotoausrüstung aufgerüstet und ich erbte seine Kamera, eine Canon EOS 30D (die inzwischen von der Canon EOS 90D abgelöst wurde). Meine Liebe zu den Tieren stand an erster Stelle. Die Kamera war ein Werkzeug, mit dem ich diese Tierwelt mit nach Hause nehmen konnte.
Michel d'Oultremont: Auf jeden Fall die Liebe zur Tierwelt. Es begann damit, dass ich drei Jahre lang recht intensiv Vögel beobachtet habe. Die Fotografie ist genau das Medium, das es mir ermöglicht, meine Begegnungen mit der Wildnis zu verewigen. Es hätte auch Bildhauerei oder Malerei sein können, aber dafür habe ich kein Talent. Meine ersten Bilder sind in einem Sumpfgebiet entstanden. Auf dem Schlamm liegend habe ich auf die Wasservögel gewartet. Es waren alltägliche Bilder, aber es war fabelhaft, diese Momente mit nach Hause zu nehmen. Der Sumpf war weniger als eine Meile von meinem Haus entfernt, das war wirklich praktisch. Angefangen habe ich mit einer Canon EOS 400D (inzwischen ersetzt durch die Canon EOS 850D) und einem 20 Jahre alten EF 300mm f/4 L USM Objektiv (inzwischen ersetzt durch das Canon EF 300mm f/4 L IS USM).
Ihr habt beide schon recht früh mit Ihren Auszeichnungen als „Young Wildlife Photographer of the Year“ Anerkennung gefunden. Was habt ihr eurer Meinung nach getan, um diesen Erfolg zu erzielen?
Michel: In allen Wettbewerben braucht man Glück. Glück, ausgewählt zu werden, aber auch, einen Preis zu gewinnen. Ich hatte das Glück, diesen Preis zweimal zu gewinnen. Es ist eine Ehre, und es ist schön zu sehen, dass meine Sicht auf die Wildnis die Jury und das Publikum anspricht.
Marc: Ich habe nie fotografiert, um einen Wettbewerb zu gewinnen, sondern weil ich es wollte. Ich glaube, das ist das Geheimnis. Ich habe mein Siegerbild im Garten meiner Großmutter aufgenommen. Dort, wo man die meiste Zeit verbringen kann, wird man auch die besten Fotos machen. Wenn man in der Nähe seines Wohnortes arbeitet, hat man nicht den Druck, dass man in ein paar Tagen einen Flug nehmen muss. Und wenn man an einem Tag kein zufriedenstellendes Bild bekommen, kommt man am nächsten Tag einfach wieder.
Wie war es, zu gewinnen – es muss aufregend, aber auch ein wenig überwältigend gewesen sein?
Marc: Ich bin ziemlich schüchtern, selbst jetzt, wo ich 22 bin, und ich war damals 15, also war ich nervös. Aber es war ein wahr gewordener Traum. Die E-Mail mit der Benachrichtigung, dass ich gewonnen habe, wurde mir im Frühjahr geschickt, und die Preisverleihung fand erst im Herbst statt, so dass ich sechs Monate lang niemandem davon erzählen konnte.
Natürlich habe ich an anderen Wettbewerben teilgenommen und keine Preise erhalten. Eines der besten Dinge an der Fotografie ist ihre Subjektivität. Ein und dasselbe Foto kann bei einigen Leuten gut ankommen und bei anderen nicht – das ist bei Wettbewerben nicht anders. Die Jury muss dein Foto mehr mögen als die anderen, aber das bedeutet nicht, dass dieses Foto besser oder schlechter ist als die anderen.
Wie bei der Wildlife-Fotografie ist auch bei Fotowettbewerben Ausdauer gefragt. In der Wildlife-Fotografie ist es sehr wichtig, durchzuhalten, denn oft tauchen die Tiere nicht auf und man geht ohne Fotos heim. Aber wenn man sich Mühe gibt und das gewünschte Foto anstrebt, hat man am Ende mehr Chancen, das Bild zu bekommen, als wenn man gar nicht erst los geht.
Michel: Ich war wirklich überrascht. Als ich ein junger Fotograf war, habe ich die Gewinner des Wettbewerbs „Wildlife Photographer of the Year“ immer mit Bewunderung betrachtet. Es ist sehr erfreulich und schmeichelhaft, wenn ich sagen kann, dass meine Bilder zu den besten der Welt gewählt wurden.
Beharrlichkeit ist der Schlüssel, man muss es immer wieder versuchen. Ich bin ein optimistischer Mensch und ziemlich hartnäckig. Wenn ich also ein Tier nicht in dem schönen Licht sehe, das ich suche, fange ich von vorn an und hoffe, dass die Begegnung meiner Träume noch kommen wird. Es gab ein Bild, das ich drei Jahre lang zu vielen Wettbewerben geschickt hatte und das bis 2014 nie ausgewählt worden war – es war ein Bild, das mir wirklich gefiel und von dem ich dachte, dass es gutes Potenzial hatte.
Wie hat dein Sieg deine Karriere als Wildlife-Fotograf in Gang gebracht?
Marc: Durch den Gewinn dieses Preises und der Jugendkategorie beim internationalen Naturfotowettbewerb MontPhoto 2011 habe ich angefangen, mit Canon Spanien zusammenzuarbeiten und Workshops und Vorträge auf großen Naturmessen zusammen mit Fotografen wie Mario Cea zu halten. Ich betrachte mich immer noch nicht als professionellen Fotografen, obwohl ich einer bin. Zurzeit studiere ich Biologie, etwas, das ich schon seit meinem fünften Lebensjahr machen wollte.Michel: Dank meines ersten Gewinns im Jahr 2014 konnte ich zusammen mit der Contrat Agency und David Hayes an „The Wait“ teilnehmen – einem kurzen, 10-minütigen Dokumentarfilm über meine Arbeit, der anschließend oft gezeigt wurde. Der Wettbewerb hat auch dazu beigetragen, mich in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Im Jahr 2015 beschloss ich, es mit der professionellen Wildlife-Fotografie zu versuchen. Das war direkt nach meinem Fotostudium – ich habe versucht, an der Universität Biologie zu studieren, aber ich habe es schnell aufgegeben, weil ich lieber in der Praxis war und die Fotografie mir diesen Luxus bot. Ich habe mir drei Jahre Zeit gegeben, um zu sehen, ob es machbar ist. Das ist jetzt sechs Jahre her.
Hast du das Gefühl, dass du deinen eigenen Stil in der Wildlife-Fotografie entwickelt hast?
Michel: Ich fotografiere viel nach Gefühl, ohne mir allzu viele Gedanken darüber zu machen, was funktioniert und was nicht. Ich gestalte meine Sets nicht und nehme die Dinge einfach, wie sie kommen. Begegnungen mit wilden Tieren ermöglichen es mir, meine Gefühle einzufangen, wenn ich dem wilden Tier gegenüberstehe.
Marc: Ich kann immer noch keinen gemeinsamen Stil für alle meine Fotografien erkennen. Bei jedem Tier versuche ich, verschiedene Bilder zu machen, einige mehr dokumentarisch, andere mehr künstlerisch, einige Schwarzweiß, einige in Farbe, einige in Nahaufnahme und einige zeigen den ganzen Lebensraum. Am meisten interessiere ich mich für das Fotografieren von Wirbeltieren: Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien. Man muss sie kennen, ihre Gewohnheiten und wissen, wo man sie findet.
Lernst du immer noch dazu, und gibt es Fehler, die du in deiner Anfangszeit gemacht hast?
Marc: Ja. Es gibt Fehler, die ich auch jetzt noch mache. Wenn ich zum Beispiel ein Tier fotografieren möchte, werde ich nervös und versuche, ein wenig näher heranzugehen. Das bedeutet manchmal, dass sie weglaufen und ich das Foto verpasse.
Michel: Ich würde sagen, ich warte auf die Tiere. Es erfordert viel Wissen über Wildtiere und eine Menge Geduld, sie zu beobachten, ohne sie zu stören. Aber das habe ich schon in sehr jungen Jahren gelernt. Ich bin in allen Bereichen äußerst geduldig, was bedeutet, dass ich nicht so schnell frustriert bin und immer optimistisch sein kann.
Vor welchen Herausforderungen stehen junge Wildlife-Fotografen, die versuchen, den Durchbruch zu schaffen?
Michel: Junge Fotografen wollen zu schnell unzählige Likes für ihre Bilder in den sozialen Medien bekommen. Für mich muss dieser Wettlauf aufhören, denn wenn man immer mehr will, macht man am Ende etwas da draußen, was die Tiere stört.
Marc: Das Schwierigste ist es, jemanden zu finden, der mit dir in die Wildnis geht. Ich hatte das Glück, dass sich meine Eltern für die Berge und Tiere interessierten, aber ich habe Freunde, die diese Möglichkeit nicht haben. Wenn man in einer Großstadt wie Barcelona wohnt, ist es schwieriger, eine große Auswahl an Tieren zu sehen.
Welchen Rat würdest du Hobbyfotografen geben, die in deine Fußstapfen treten wollen?
Michel: Lernen, lesen und die Tiere verstehen, bevor ihr sie fotografiert. Das ist sehr wichtig. Die Tiere und die Umgebung müssen ruhig sein und dürfen nicht gestört werden. Wenn man ein Tier für ein Foto verscheucht, wird das Foto nicht schön.
Marc: Fotografieren was man will, auf die Art und Weise, die man will. Wenn man gerne in Schwarzweiß fotografiert – einfach machen. Wenn man gerne mit einem Teleobjektiv fotografiert – einfach machen. Mache nicht die Fotos, von denen du glaubst, dass du sie machen sollst, sondern mache die Fotos, die du machen willst.
Geschrieben von Rachel Segal Hamilton
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