Ihre Hände halten das bonbonfarbene Karussellpferd fest umklammert, ihr Gesicht strahlt vor Aufregung und ihr Hidschab weht wie der Umhang eines Superhelden. Das ist nicht das typische Bild, das man von einem jungen muslimischen Mädchen sieht – und gerade deshalb ist es eines der Lieblingsfotos von Canon Ambassador Gulshan Khan. „Muslime, insbesondere Frauen und Mädchen, werden nicht immer als die ganz normalen Menschen dargestellt, die wir wirklich sind. Ich sage bewusst ‚wir‘, weil ich selbst zu dieser Gemeinschaft gehöre“, erklärt die südafrikanische Fotojournalistin. „Oft sehen wir in den Bildern vom afrikanischen Kontinent so viel Leid und ‚Andersartigkeit‘. Und doch ist hier dieses Mädchen, so voller Freude und mit Würde fotografiert."
Gulshans Beispiel erinnert uns daran, dass man mit einer Kamera viel erreichen kann. Die Bilder, die du aufnimmst, können eine eindimensionale Sichtweise auf die Welt stärken – sie können aber auch mehr offenbaren. Das gilt vor allem, wenn es darum geht, Kulturen oder Gemeinschaften zu fotografieren, die nicht die eigenen sind, sei es die in der Nachbarschaft um die Ecke oder an einem Ort, zu dem man Tausende von Kilometern gereist ist. Für Gulshan gehört das zum Job. Als unabhängige Fotojournalistin, die bereits in National Geographic, The New York Times und The Guardian veröffentlicht wurde, fotografiert Gulshan als ehemalige freie Mitarbeiterin der Agence France Presse (AFP) regelmäßig Menschen und Orte in ihrem Heimatland und weit darüber hinaus. Hier erklärt sie, wie man Kultur eindrucksvoll, aber auch sensibel im Bild festhalten kann.
REISEFOTOGRAFIE
Recherche, Rapport, Respekt – so wird man ein achtsamer Reisefotograf
Behalte die Geschichte im Hinterkopf
Im 19. Jahrhundert, als die Fotografie eine neue Technologie war, wurde die Kamera von den europäischen Kolonialisten fälschlicherweise als wissenschaftliches Instrument betrachtet, das sie zur Klassifizierung und Unterdrückung der indigenen Völker einsetzten. Gulshan ist der Meinung, dass auch heute noch viele glauben, die Kamera sei ein unvoreingenommenes Medium.
„Fotografien sind lehrreich. Sie zeigen uns, wie wir uns selbst und andere sehen“, sagt sie. „Die Vorstellung, dass ein Bild die objektive Wahrheit ist, ist ein Trugschluss. In deinen Bildern ist auch immer ein Teil von dir zu sehen. Deine Ideologie, deine Erfahrungen und Werte kommen in dem zum Ausdruck, was du im Bild zeigst – und was du weglässt.“
Gulshan unterstreicht auch den Anspruch, den einige westliche Reisende und Fotografen auf die Erkundung „exotischer“ Länder zu haben glauben. „Orte zu besuchen und Fotos zu machen ist nicht das Problem“, betont Gulshan. „Das Problem ist, davon auszugehen, dass man besser ist und es besser weiß als die Menschen, die man fotografiert.
Recherche ist wichtig
Wenn man das Wort „Kultur“ hört, denkt man in der Regel an Nationalität, Rasse oder Religion, aber für Gulshan ist das Konzept viel weiter gefasst. „Es könnte sich um eine Gruppe mit einem bestimmten Wertesystem handeln, um eine Arbeitskultur oder um Menschen, die einer sozialen Schicht angehören oder beispielsweise Teil einer Musik-Subkultur sind“, sagt sie.
Was auch immer es ist, stelle sicher, dass du so viel wie möglich recherchiert hast, bevor du mit deiner Kamera anreist. Auf diese Weise kannst du ungewöhnliche Orte oder wichtige Anlässe – z.B. ein Festival oder eine Demonstration – ausfindig machen, die dir die Gelegenheit bieten, relevante Fotos zu machen.
Es geht auch darum, die Normen und Gebräuche sowie die Probleme der verschiedenen Menschen zu verstehen, was die Wahl deiner Fotos beeinflusst. Verfolge die Berichterstattung in den Medien, lese Bücher, schau dir Dokumentarfilme an, mach dich mit den Orten auf Google Maps vertraut und – was am wichtigsten ist – sprich mit den Menschen, rät Gulshan. Wenn du im Ausland in einem Hotel übernachtest, unterhalte dich mit dem Personal. Oder besuche eine Veranstaltung und frage die Leute vor Ort, was es für sie bedeutet und warum sie dort sind. Sei respektvoll, einfühlsam und bereit zu lernen.
Wähle und verwende deine Ausrüstung mit Bedacht
Es gilt, aussagekräftige Bilder aufzunehmen und die Menschen dabei mit dem nötigen Respekt zu behandeln. Normalerweise vermeidet Gulshan lange Objektive und zieht es vor, ihre Canon EOS R und EOS R5 mit einem Canon RF 35mm F1.8 MACRO IS STM Objektiv zu kombinieren, um nah an ihr Motiv zu gehen und in das Geschehen einzutauchen. „Wenn man so nah dran ist, muss man mit den Leuten reden – das macht die Bilder persönlicher“, erklärt sie.
Eine Ausnahme wäre, wenn sie mit Erlaubnis in heiligen Räumen fotografiert, sich aber nicht einmischen will. „An spirituellen Orten muss man sensibel mit der Kultur umgehen. Um sicher zu sein, dass man nicht respektlos oder aufdringlich ist, fragt man am besten ob es in Ordnung ist, hier zu sein“, rät sie. „Frage nach den Regeln und wo du dich aufhalten darfst. In vielen Moscheen und Tempeln musst du beispielsweise deine Schuhe ausziehen und angemessen gekleidet sein. Es ist auch respektlos, vor einer betenden Person zu gehen oder zu versuchen, sie beim Gebet anzusprechen.
„In diesen Fällen habe ich ein Canon RF 70-200mm F2.8 L IS USM Objektiv verwendet,“ fügt sie hinzu. „Ich arbeite mit einem möglichst leisen Auslöser, um nicht aufdringlich und respektvoll zu sein, wenn die Situation es erfordert.“
Nicht nur Profikameras wie die EOS R5 bieten die Möglichkeit, leise zu fotografieren. Wenn man bei der spiegellosen Canon EOS R10 in den Modus für leise Aufnahmen wechselt, werden alle relevanten Einstellungen gleichzeitig vorgenommen, damit weder Geräusche noch Licht von der Kamera abgestrahlt werden. Wenn du die EOS R10 mit dem vielseitigen Canon RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM Objektiv kombinierst, kannst du weiter abseits stehen, um von dir ausgehende Störungen zu minimieren.
Beziehe die Leute, die du fotografierst, mit ein
Es ist ein Unterschied, ob du bei öffentlichen Veranstaltungen, bei denen Kameras erwartet werden, oder beim Spaziergang in einer Seitenstraße fotografierst. „Man sollte eine ausdrückliche Zustimmung haben“, sagt Gulshan. Das bedeutet, dass du deinen Gesprächspartnern klar und deutlich erklären musst, warum du sie fotografieren möchtest und was du anschließend mit den Bildern vor hast.
Wie du dabei vorgehst, hängt von der Situation ab. Wenn du ein Projekt in einer Gemeinde durchführst, solltest du zunächst die Erlaubnis einholen und die Menschen kennen lernen. Wenn sie sich in deiner Gegenwart entspannen, kannst du beginnen, ungestellte Aufnahmen zu machen. In den Straßen einer Stadt kommst du vielleicht mit einem Marktstandbesitzer ins Gespräch und fotografierst ihn anschließend. Wenn du die Sprache nicht sprichst, finde jemanden, der für dich übersetzt. Achte ständig darauf, wie die Person, die du fotografierst, reagiert. Wie Gulshan sagt: „Du merkst, wenn die Leute sich nicht wohl fühlen.“ Wenn es so kommt, ist es an der Zeit, die Kamera wegzulegen.
Arbeite mit Respekt
Obwohl sie ihre Kamera inzwischen „instinktiv“ benutzt, hat Gulshan viel Zeit damit verbracht, sich Bilder genau anzusehen und darüber nachzudenken, wie die Menschen darauf dargestellt werden. „Visuell gebildet zu sein und ein Bewusstsein zu entwickeln ist wichtig“, sagt sie. „Denke über Dinge wie den Blickwinkel, aus dem du fotografierst nach und darüber, was das dem Betrachter des Bildes vermittelt.“ Folge verschiedenen Instagram-Accounts, um besser zu verstehen, wie Fotografen ihre eigene Gemeinschaft darstellen wollen. Manchmal ist eine Reihe von Bildern notwendig, um eine umfassende Darstellung zu geben, aber „es ist möglich, mit einem einzigen Bild etwas Tiefgründiges über ein Volk oder eine Kultur zu sagen. Denke nur daran, dass das nie die ganze Geschichte ist.“
Geschrieben von Rachel Segal Hamilton
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